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Zehn Deutsche stehen im Finale

Christine Hellstern und Wolfgang Kraus auf Bronzekurs

Alle deutschen Teilnehmer*innen bei der Discgolf-Europameisterschaft 2023 der Masters im ungarischen Szarvas waren mit dem Ziel „Erreichen der Endrunde am Samstag“ angereist. Mal war es das optimale und manchmal auch nur das minimale Ziel der 13 Starter*innen im schwarz-roten Dress der DGA. Damit gingen die Euroteilnehmer*innen in diesem Jahr mit der niemals verbindlich gewordenen Forderung eines ehemaligen Abteilungsleiters, der nur deutsche Discgolfer*innen mit Chancen auf den Finalrundeneinzug nominiert wissen wollte, in Szarvas erfolgreich an den Start. Alle Deutschen – auch die Drei, die am Samstag nicht mehr spielen dürfen – waren auf dem Weg, dieses Ziel zu erreichen. Knapp drei Viertel, in der Summe also zehn Spieler*innen der DGA, haben es aber geschafft und sind im Finale dabei.

Daniela Host aus dem Sauerland in der FP 40 hatte nach den drei Runden mit 54 Bahnen sieben Würfe zu viel auf ihrer Scorekarte. Sascha Goldmann aus Schleswig-Holstein, der spätestens gestern beim Putten am Korb sämtliche Finalteilnahmechancen verlor, verfehlte am Ende allerdings sein Ziel um satte 13 Würfe. Alexander Müller aus dem Allgäu startete am Mittwoch schwach ins Turnier (72), was er am Donnerstag trotz des geteilten deutschen Spitzenwert (61) nicht ganz wett machen konnte. Am insgesamt mit besseren Rundenergebnissen beendeten dritten Spieltag war Müllers 65er Runde zu wenig – am Ende warf er lediglich zwei Mal zu viel.

Top Ten für deutsche Ü 40-Männer kaum noch erreichbar

Ralf Hüpper spielte heute gleich auf Bahn eins ein Birdie. (Fotos: Werner Szybalski)

Für den Kölner Ralf Hüpper lief es gestern auf Bahn eins schon richtig gut. Er spielte als Einziger in seinem Flight ein Birdie und legte schon den nächsten auf Bahn drei nach. Insgesamt sechs Bahnen spielte der Rheinländer am Freitag unter Par. Nur zwei Mal benötigte er mehr als die veranschlagten Würfe, was ihm am Ende eine Runde mit vier unter Par und eine Verbesserung um zwei Plätze auf Rang 16 in der MP 40 einbrachte. Er liegt nun direkt hinter seinem Teamkollegen Jörg Eberts, der in der dritten Runde Par spielte und deshalb vier Plätze verlor. Für beide Deutschen bei den „Youngstern“ der Masters-Euro in Ungarn dürfte ein Platz in den Top Ten nun unrealistisch sein, da sie auf den Norwegen Vegar Larsen und die weiteren vier zwischen ihnen und dem Zehnten liegenden Konkurrenten sechs beziehungsweise sieben Würfe gut machen müssten.

In der FP 40 hat Antonia Faber sogar das Treppchen noch in Sichtweite. Die Brandenburgerin spielte in der dritten Runde zwei über Par, was sie von Rang vier auf Platz fünf abrutschen ließ. Bis zum Treppchen, also zumindest der ersten Stufe, dem dritten Platz, sind es nur drei Würfe. Scheibensucherin Nathali Palencia Martin spielte am Freitag ihre beste Runde in Szarvas (+6) und kletterte um drei Plätze hoch in die Top Ten. Diesen guten Rang muss die Hessin im Finale verteidigen.

Verletzte Berliner überspringen Cut-Hürde

Lucca Seipenbusch spielte in der dritten Runde auf der Bahn neun trotz eines guten Drives ein Bogey.

Die beiden Berliner Martin Dörken in der MP 50 und Oliver Möllemann in der sehr stark besetzten Ü 55-Division plagten sich auch gestern mit ihren Verletzungen. Trotz Schmerzen sind beide am Samstag im Finale dabei. Während Dörken recht souverän als Neunter den Cut meisterte, riss Oliver Möllemann eben so gerade die Latte nicht. „Ein gutes Pferd . . . – nein, ich bin sehr froh, dass ich trotz Verletzung das Finale morgen spielen darf.“ Zwar sah dies sein Teamchef Wolfgang Kraus genauso („Wäre schade für Olli gewesen, wenn er wegen der Verletzung ausgeschieden wäre. Gut, dass er es geschafft hat.“), doch Möllemanns Caddy und Ehefrau, Nicky Timm, hatte inzwischen schon – wohl nicht ganz ernst gemeinte – andere Pläne: „Eigentlich wollte ich morgen den ganzen Tag in der Sonne liegen.“

Auch Lucca Seipenbusch (Ü 50) zog sicher in die Schlussrunde ein. Er spielte am Freitag erstmals keine 65er Runde (Par) sondern benötigte drei Würfe weniger. Die -3 brachten dem Rüsselsheimer Scheibensucher sogar gleich -5 Ränge in der Platzierung ein. Er geht morgen hinter dem Leadingflight als Siebter auf die Runde. Dies wird morgen auch Werner Riebesel (MP 55) exakt von dieser Position aus tun. Allerdings war der Münchener mit seinem Spiel in der dritten Runde nicht wirklich zufrieden: „Irgendwie ging heute alles immer so ein bisschen vorbei.“ In der Konsequenz hieß dies sechs Würfe mehr als am Vortag und damit praktisch das Treppchen aus den Augen verloren.

Teamsenior schwächelt, spielt sich aber rechtzeitig zurück

Nach sechs Bahnen zog der Ü 60-Akteur und deutsche Teamkäptain ein bedrohliches Fazit der auf Rang drei liegende Wolfgang Kraus erklärte: „Ich spiele heute nur mit 96 Prozent.“ Dies zeigte sich ein paar Bahnen später deutlich, als der Hesse virtuell den dritten Rang an den – tatsächlich mit unheimlich viel Glück agierenden Finnen Finnen Jari Niskanen abgeben musste. Erst auf der abschließenden Bahn 18 holte sich Kraus den dritten Rang zurück. „Die beiden Birdies zum Ende – Bahn 17 und 18 – waren total wichtig“, so der Sportdirektor der DGA, der einräumte: „Heute war es für mich schwer.“ Doch am Ende der dritten Runde hatte er wieder – wie vor der Runde – zwei Würfe Vorsprung. Morgen wird Kraus deshalb im dreiköpfigen Leadingflight nicht direkt gegen seinen Mitbewerber um die Bronzemedaille spielen, darf allerdings nachlegen.

In der dritten Runde rückte Christine Hellstern in der FP 50 erstmals bei der Euro 2023 auf Rang drei vor. Sie spielte wieder eine 75er Runde und benötige damit sogar einen Wurf mehr als in Runde zwei. Doch ihre direkte Konkurrentin ließ heute etwas liegen, was die Baden-Württembergerin zu nutzen wusste.

Zwischenstand nach und Ergebnisse der deutschen Teilnehmer*innen vom Tag drei

    Gesamtwertung in der 3. Runde
3. Runde Div. Platz in der Division Anzahl der Würfe zu Par Anzahl der Würfe zu Par Bahnen unter Par Par Bahnen über Par
Jörg Eberts MP 40 14. 188 -7 65 0 6 7 5
Ralf Hüpper MP 40 16. 189 -6 61 -4 6 10 2
Lucca Seipenbusch MP 50 7. 192 -3 62 -3 6 9 3
Werner Riebesel MP 55 7. 192 -6 67 +1 4 9 5
Wolfgang Kraus MP 60 3. 193 -5 68 +2 4 10 4
Martin Dörken MP 50 9. 194 -1 65 0 4 10 4
Oliver Möllemann MP 55 11. 196 -2 64 +5 4 12 2
Alexander Müller MP 55 15. 198 -1 65 -5 4 11 3
Antonia Faber FP 40 5. 204 +6 68 +2 3 10 5
Sascha Goldmann MP 50 21. 214 +19 76 +11 3 5 10
Nathali Palencia Martin FP 40 9. 221 +23 72 +6 2 8 8
Christine Hellstern FP 50 3. 224 +11 75 +4 5 6 7
Daniela Host FP 40 19. 232 +34 77 +11 0 10 8

Die Situation vor dem Finale

MP 65: Der Sieger schien gestern klar festzustehen, aber der Schweizer Paul Francz verlor heute auf seinen neuen Verfolger Esko Jokinen aus Finnland, der heute neun unter Par spielte. Er liegt nur noch fünf Würfe hinter dem Spitzenreiter, auf den er heute genau diese Wurfanzahl gut gemacht hat. Der Norweger Terje Rørmark verteidigte mit einer 68er Runde den dritten Platz. Mit acht Würfen Rückstand auf Francz dürfte für ihn der Titel nicht mehr erreichbar sein. Der Abstand zum morgigen vierten Leadingflightmitglied, dem Schweden Olle Samuelsson, beträgt fünf Würfe.

MP 60: Am Ende der Runde gab es in der Spitzengruppe keine Veränderungen zum Vortag. Auf der Runde war dies anders. Zwar spielte der voraussichtliche neue Europameister Hans Tegebäck ab Bahn zwei mit Tagesvorsprung vorne weg, doch hinter dem Schweden wurde es im Kampf um Platz drei eng. Vizemeister dürfte Carlos A. Rio werden, der sein Ziel Eurotitel damit verfehlten wird, da er bei zwölf unter Par steht. Auf den Führenden sind es neun Würfe Rückstand und auf den aktuellen Dritten, den Deutschen Wolfgang Kraus sieben Würfe Vorsprung. Kraus hingegen verlor seinen Vorsprung zwischenzeitlich, denn der Finne Jari Niskanen holte den Deutschen, der an Bahn zwölf drei über Par spielte, mittendrin ein. Erst zwei Birdies von Kraus auf den beiden letzten Turnierbahnen und ein katastrophaler Annäherungswurf des Finnen auf Bahn 18, der weit im OB landete, drehten das Match wieder zugunsten des Deutschen. Morgen werden Wolfgang Kraus und Jari Niskanen ein Fernduell um Platz drei austragen, denn sie spielen nicht im gleichen Flight.

MP 55: Auf den ersten drei Positionen blieb in der dritten Runde grundsätzlich alles wie es war. Lediglich der Schwede Christer Christiansson, zuvor auf dem geteilten dritten Platz, rutschte auf Rang vier ab. Sein Landsmann Richard Kappling verteidigte gegenüber dem Dänen Al Fleming die Führung, da beide heute eine -6 spielten. Für das Treppchen kommen neben dem Drittplatzierten, der Norweger Egil Sætren hat vier Würfe Rückstand auf Rang zwei und zwei beziehungsweise vier Würfe Vorsprung auf seine nächsten Verfolger, noch Christiansson und der Belgier Jean-Louis Tanghe (Fünfter) in Frage.

FP 50: Kristiina Sylman aus Finnland nahm ihrer zuvor wurfgleichen Landsfrau Kirsi Kaikkonen heute zwei Würfe ab. Dies sollte allerdings noch keine Vorentscheidung um den Titel sein, denn lediglich eine kleine Schwächephase von Kaikkonen an den Bahnen vier und fünf erlaubten es Sylman die alleinige Führung zu übernehmen. Platz drei eroberte sich durch eine 75er Runde die Deutsche Christine Hellstern. Sie verdrängte die Estin Heidi Talumaa auf Rang vier. Mit aber nur einem Wurf Rückstand auf Platz drei kommt Talumaa ebenso wie die Fünfte, die Schweizerin Karin Rubin, noch für einen Platz auf dem Treppchen in Frage.

MP 50: Auch in dieser Division brachte die dritte Runde auf den ersten drei Plätzen kaum Veränderung, wenn man von dem Ausbau der Führung durch Jonas Hälleblad aus Schweden, der nun mit insgesamt -20 neun Würfe Vorsprung und damit Samstag den Eurotitel praktisch sicher hat. Der Franzose Mehdi Boukarabila ist alleiniger Zweiter, weil er dem Schweden Johan Ålund (Gesamt -6) heute fünf Würfe abnahm. Zumindest für den Platz drei am Turnierende kommen noch Martin Jenny (Schweiz, Vierter, -5), Ville Piippo (Finnland, Vierter, -5), Roman Jurajda (Tschechoslowakei, Sechster, -4), Lucca Seipenbusch (Deutschland, Siebter, -3) und Tommi Nyberg (Finnland, Siebter, -3) morgen in Frage.

FP 40: Tagesverliererin ist die Schweizerin Natalie Holloköi, die durch ihre drei-über-Par-Runde von Rang zwei auf den geteilten dritten Platz abrutschte. Die Spitzenposition verteidigte durch eine Runde mit zwei unter Par die Estin Kaire Tekku. Sie geht morgen mit sechs Würfen Vorsprung ins Finale. Neue Zweite ist die Finnin Hannele Määttä. Sie liegt aber nur einen Wurf vor Holloköi und Katka Bodová aus der Slowakei, die gemeinsam auf Rang drei rangieren. Die Fünfte, Antonia Faber aus Deutschland, hat mit drei Würfen Rückstand auf das Treppchen im Finale zumindest noch Außenseiterinnenchancen.

MP 40: Karl Johan Nybo, Führender nach der ersten Runde, arbeitete sich in der Freitagsrunde wieder nach oben. Da der Däne – wie auch der Führende Anders Swärd aus Schweden, der die Pool verteidigte, – in der dritten Runde eine -10 spielte, lauert er mit weiterhin zwei Würfen Rückstand auf dem zweiten Platz. Der Finne Tapani Aulu spielte eine -7 und ist nun alleiniger Dritter. Der Zweite von gestern, Mika Laikko aus Finnland, rutschte auf Platz vier ab. Tagesbester war Markus Källström aus Schweden, der durch seine 54er Runde (-11) auf Rang fünf vorrückte und auch noch Chancen – zumindest auf Platz drei – haben dürfte.

Sonnenschutz wird auch heute im Finale nötig sein. Hier spendet der Engländer Iain McDougalldem Rheinländer Ralf Hüpper etwas Schatten.