Braunschweig. Die Sonntagsspaziergänger im Braunschweiger Bürgerpark staunten nicht schlecht als ihnen auffällig viele Fahrzeuge mit auswärtigen Kennzeichen die Parkplatzsuche erschwerten. Zumindest die, die auch bei eisigen Ostwinden und Temperaturen von -5°C sich und ihren Vierbeinern frische Luft gönnen. Wer sich um 9 Uhr in der Nähe des Korbes eins des erst Ende letzten Jahres (2015 wohlgemerkt) fest installierten Parcours im Braunschweiger Bürgerpark einfand, erkannte schnell den Grund für die ungewohnte Parkraumknappheit.
Viele in der Disc-Golf-Szene wohlbekannte Gesichter waren zu entdecken. Ein Starterfeld welches auch einem GT Challenge B-Turnier alle Ehre gemacht hätte, hatte sich versammelt um am Eröffnungs- und Neujahrsturnier teilzunehmen. Einer rief dabei besonders wohlwollendes Erstaunen bei den versammelten Spielern hervor, Deutschlands aktuell einziger Profi Simon Lizotte. Dieser, auf Heimatbesuch in Bremen, konnte sich hautnah vom Unterschied der kalifornischen Sonne und direkt aus Moskau strömenden eisigen Starkwinden überzeugen.
TD Andreas Hördt vom gastgebenden MTV Braunschweig ließ die Teilnehmer dann auch nicht lange fröstelnd warten, er gab trotz anderslautenden Forderungen nur einen kurzen Einblick in die letztlich erfolgreiche Entstehung des jüngsten Parcours in der diesbezüglich ohnehin verwöhnten Region zwischen Harz und Heide. Bemerkenswert dabei, der Parcours ist in seinen Grundzügen die Wiege des Disc-Golf in Braunschweig. Einige der Anwesenden haben vor über 20 Jahren dort bereits auf Objekte gespielt und sogar eine Deutsche Meisterschaft hat 1997 dort bereits stattgefunden.
So verteilten sich die Spielerin Anne Hoffmann sowie 73 ihrer männlichen Kollegen dann auch schnell im gesamten doch recht weitläufigen Bürgerpark, um pünktlich um halb zehn die ersten Scheiben durch die Luft sausen zu lassen. Einigen wurde erst im Laufe des Tages bewusst, dass ihnen nun mehr als fünf Stunden Kampf gegen die Natur in Form von gut gewachsenen bejahrten Bäumen und den Widrigkeiten des Wetters bevorstand. Es wurden die 15 Bahnen nämlich zwei Mal am Stück ohne Pause gespielt. Dies ist auch bei optimalen Bedingungen ein hartes Stück Arbeit. Bedingt durch eine momentan gesperrte Brücke kommen in einer Runde schon einige Kilometer Fußweg zusammen. Auch die Bahnen sind zu mehr als der Hälfte teils deutlich über 100m lang. Paradestück ist dabei die 240m lange Par 5 Bahn sechs. Trotzdem haben 72 Teilnehmer das Turnier tapfer beendet. Eine sehr gute Quote.
Simon Lizotte (GW Marathon Münster) wurde letztlich seiner Favoritenrolle gerecht und gewann mit 87 Wurf (-9). Sehr dicht auf den Fersen war ihm allerdings Tobias Behrens (Tee-Timers Wolfenbüttel), er brauchte lediglich einen Wurf mehr (-8) als der amtierende Weitwurf-Weltrekordler. Den letzten Podestplatz in der Open-Division schnappte sich Torsten Baus (Hyzernauts Potsdam) mit 92 Wurf (-4). Anne Hoffmann (Tee-Timers) sicherte sich mit einem Start-Ziel-Sieg den Platz an der Sonne in der Damen-Division. Bei den Junioren hatte Tobias Klann (Eulennest Peine) am Ende deutlich die Nase vorn und gewann mit 112 Würfen (+16) vor seinem Clubkameraden Fabian Kaune (+26) und Joey Kurlvink (Tee-Timers).
Richtig spannend wurde es in der Masters-Division. Hier musste ein Stechen den Turniersieg entscheiden. Marek Mewes (Helmstedt Eagles) hatte gegenüber Routinier Frank Brügmann (Tee-Timers) knapp die Nase vorn. Beide benötigten 98 Würfe (+2), damit hätten sie sich auch locker in die Top10 in der Open Division
gespielt. Den dritten Platz teilten sich die extra aus dem fernen Flensburg angereisten Sascha Görtz und Christian Westpfahl (beide Eagles), die 101 Mal warfen (+5).
Für einige sicher etwas überraschend der Sieg von Stephan Conrad (Eagles), 104 Würfe (+8), er verwies Dirk Haase (GW Kley), 107 Würfe (+11), und den Deutschen Meister von 2015 George Braun (Hyzernauts) sowie den wurfgleichen Ralf Winkelmann (Lünen Lakers), beide 108 (+12), auf die Plätze in der Grandmaster Division.
Im vereinsinternen Duell um den Sieg in der Senior Grandmaster Division rettete Jürgen Vogel (Tee-Timers) seinen Vorsprung aus der ersten Runde ins Ziel und sicherte sich den ersten Platz mit 129 Würfen (+33) vor Hans Schulenburg der 131 Würfe (+35) benötigte.
Wie groß die Herausforderung an diesem Tage war betonte Lizotte, sonst auf der PDGA Pro-Tour weltweit im Einsatz, wo er noch nie 30 Bahnen auf diesem Niveau am Stück bewältigen musste. Den äußeren Bedingungen mag es geschuldet sein, dass er mit einer 43 zwar die beste Runde des Tages spielte, damit aber den Bahnrekord (38) aufgestellt vom Wolfenbütteler Elias Güldenhaupt nicht erreichte.
Die letzte Ehrung gebührte aber Andreas Hördt, der mit viel Ausdauer und Überzeugungskraft die Verantwortlichen der Stadt Braunschweig von diesem Projekt überzeugte. Er erhielt aus den Händen von Oliver Schacht und Frank Brügmann ein wohlverdientes Präsent, denn schließlich ist dieser wunderbare Parcours hauptsächlich ihm zu verdanken. Verbunden mit der Hoffnung noch viele, womöglich bedeutende, Turniere auf diesem Gelände zu erleben strebten alle Beteiligten in ihre warmen Heime.