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Top-Besetzung bei den 32. Stockholm Open

02.07.2010 – von Ewald Tkocz. 216 Teilnehmer aus 14 Ländern, das bestbesetzte Turnier der EuroTour, ein Parcours mit EM-Format und für viele Spieler der Saisonhöhepunkt: Die Stockholm Open sind  eine erstklassige EM-Generalprobe sechs Wochen vor den Titelkämpfen in Pasde-Calais. Mit dabei: mindestens elf deutsche Disc Golfer. Die Deutschen stellen damit das viertgrößte Kontingent nach den  Gastgebern, den Finnen und Norwegern.

Järva-Park: das Mekka der europäischen Disc Golfer


Rotföhre – Bergahorn – Schwarzer Holunder – Grauweide – Hängebirke – Schlehe – Gewöhnliche Schneebeere – Alpengoldregen – Spitzahorn – Espe – Flieder – Kolbenspiere – Eberesche – Felsenbirne – Birne – Küstenkiefer – Vogesenrose – Sal-Weide – Schwedische Mehlbeere – Gemeine Esche – Stieleiche – Bruch-Weide – Pflaume – Alpen-Johannisbeere – Haselstrauch – Weißdorn – Vogelkirsche – Wacholder – Stachelbeere – Roter Holunder – Lorbeer-Weide – Korb-Weide – Schwarzerle – Weißbirke – Rote Heckenkirsche – Gewöhnliche Traubenkirsche – Kulturapfel – Weißer Hartrigel – Balsampappel – Rottanne – Rotbuche – Feuerahorn

Dies ist nicht der Laufzettel für einen Waldlehrpfad oder den Botanischen Garten in der schwedischen Hauptstadt. Dies, hochverehrtes Publikum, ist Järva-Park. Eine Fünf-Sterne-Anlage mit „professional layout and maintenance, Discgolf shop, restaurant, driving range, 6-hole short course, practise baskets etc.“ (DG CourseReview). Dorthin fährt man nicht. Man pilgert in das europäische Disc Golf-Mekka in Stockholm. Und diese Bäume und Sträucher begegnen euch, wenn ihr den Kurs von Bahn 1 bis 27 durchspielt. Vorausgesetzt, ihr habt einen Blick für die Schönheit der Pflanzenwelt.

16 Spieler mit einem PDGA-Rating von über 1000 Punkten


David Feldberg, Cale Leiviska (beide USA) – Jesper Lundmark, Markus Källström (beide Schweden) – Karl Johan Nybo (Dänemark) – Ville Piippo  (Finnland) – Anders Swärd (Schweden) – Simon Lizotte (Deutschland) – Oscar Stenfelt, Daniel Strandberg (beide Schweden) – Jesse Heinonen (Finnland) – Emil Dahlgren (Schweden) – Juho Rantalaiho  (Finnland) – Patrik Berglund (Schweden) – Nikko Locastro, Will Schusterick (beide USA/Registration in progress)

Dies ist nicht irgendein Turnier der EuroTour. Dies sind die Stockholm Open. Hierher kommen die Besten der Besten. 16 Spieler mit einem PDGA Rating von über 1 000 Punkten. Der absolute Wahnsinn. Die Stockholm Open: Als Johny Gustafson die ersten Stockholm Open am 1. und 2. September 1979 in Kärson ins Leben rief, waren die meisten der heutigen Spitzenspieler noch gar nicht geboren. Disc Golf war in  Europa gänzlich unbekannt. Weltweit gab es erst 40 Kurse. Heute sind es mehr als 3 000.

Johny Gustafson: „Gründervater“ mit Unternehmerqualitäten.


Die Schweden hatten Glück. Gustafson war Unternehmer. Er hatte 1977 in den USA Disc Golf kennengelernt und auch die von Ed Headrick 1975 entwickelten Fangkörbe. Am 20. März 1979 gründete Gustafson die European Disc Golf Association (EDGA) und fing an, Körbe, Taschen und andere Disc Golf-Accessoires zu produzieren. Er startete eine Marketing-Kampagne, die damals ihresgleichen in Schweden suchte. Innerhalb kürzester Zeit öffneten 20 Kurse in Schweden. 1980 nahmen bereits 110 Spieler an den zweiten Stockholm Open in Tantolunden teil, eine Zahl, die – nach dem Ende des Disc Golf-Hypes in Schweden 1981 – erst 1996 wieder erreicht werden sollte, als die Stockholm Open in den Järva Park umzogen. Doch auch wenn Disc Golf in den 80er Jahren nur noch von Enthusiasten gespielt wurde, profitieren die Skandinavier bis heute von diesem Ur-Impuls und dem kräftigen Anschub, den Gustafson der Sportart mitgegeben hat.

Elf deutsche Spieler bei der 32. Auflage der Stockholm Open


Nicht weniger als elf Spieler machen sich aus Deutschland auf, um am 7. Turnier der EuroTour teilzunehmen. Die meisten von ihnen kennen den Kurs und haben schon einmal hier gespielt. Jörg Eberts: „Der Kurs ist wunderschön und die Bahnen extrem herausfordernd. Keine gleicht der anderen. Es sind auch viele lange Bahnen dabei, bei denen man schon zwei gute Drives braucht, um erst einmal in Korbnähe zu kommen.“

Michael Stelzer traut dem Deutschen Meister Simon Lizotte auf dem Kurs im Järva-Park einiges zu: „Das ist ein Kurs für Simon. Hier hat er, glaube ich, mehr Chancen als eine Woche später in Skelleftea. Ich kenne ja seine Fähigkeiten und hier kann seine Stunde schlagen, wenn es ihm gelingt, im Kopf frei zu bleiben.“ Der Söhnstettener strebt für sich einen Platz unter den Top zwanzig an und hofft darauf, „gut ins Turnier zu starten.“ Der Vize-Europameister ist jedenfalls optimistisch: „Von der Leistung her geht es aufwärts.“

Michael Stelzer: „In Schweden ist alles viel professioneller“


Darauf angesprochen, was denn in Schweden anders sei als bei Spitzenturnieren in Deutschland, sagt Michael Stelzer: „Hier ist alles viel professioneller. Wenn hier gespielt wird, hört man auf dem Kurs fast
keinen Laut. Auf der Runde wird kaum gesprochen, gute Würfe werden nicht gewürdigt. Hier wird nicht abgeklatscht.“ Und Jörg Eberts, der im Vorjahr hier mit seiner Frau Anja startete, ergänzt: „Die  Skandinavier nehmen das Spiel sehr ernst. Hier geht es nicht ganz so locker zu wie bei uns. Auch auf das Einhalten der Regeln wird sehr geachtet.“ Das Turnier, so Eberts, sei „angesichts des engen Zeitplans extrem gut organisiert.“ Auch die Leistungsdichte bei diesem Turnier sei unglaublich hoch: „Ich habe im letzten Jahr wirklich gut gespielt und bin 76. geworden. In Deutschland wäre ich mit dieser Leistung unter den besten Zehn gelandet.“

Aktiv-Urlaub und Saisonhöhepunkt im schwedischen Mittsommer


Michael Stelzer, die Eberts, George Braun, seine Söhne Jerome und Victor, Nikolai Tsouloukidse, Simon Lizotte, Martin Kunz, Jürgen Hengstler, Maximilian Bloch: viele verbinden den Sport mit (Familien-)Aktiv-Urlaub und reisen nach dem Turnier ins 800 Kilometer entfernte Skelleftea zu den Scandinavian Open eine Woche später.

„Mittsommer in Schweden ist etwas Besonderes“, schwärmt Michael Stelzer, „im Juli ist es dort fast durchgehend hell. Für mich sind die Turniere in Stockholm und eine Woche später in Skelleftea jedenfalls die Saisonhöhepunkte.“ George Braun hat seinen Schweizer Freund Martin Jenny an der Seite, um die vierköpfige „Rasselbande“ Victor, Jerome, Nikolai und Simon zu begleiten. Der 17jährige Bremer ist fest vom Erfolg der „Schweden-Mission“ überzeugt: „Ich reise mit den coolsten Disc Golfern. Das ist so eine geile Truppe und ich glaube, wir werden auch außerhalb der Turniere viel Spaß haben.“

Lundmark und Markus Källström gegen die Amerikaner


Beim Turniersieg hört für die Schweden der Spaß allerdings auf. Viele Amerikaner waren in der Vergangenheit schon in Stockholm, um die Open zu gewinnen: Ken Climo, Nathan Doss, David Feldberg, Avery Jenkins, um nur einige Namen zu nennen. Doch bei den 14 Turnieren im Järva-Park gab es bisher nur einen einzigen Sieg eines US-Amerikaners: Shawn Sinclair gewann 2002. Der Finne Timo Pursio triumphierte 2000 und 2001.

Doch seit 2003 gewann Jesper Lundmark vier- (2004/5 und 2007/8) und Markus Källström zweimal (2003, 2009). Und wenn es nach den Schweden geht, soll das auch 2010 so bleiben.

Informationen: www.sdgo.se