Wolfsburg. Bei sehr angenehmen Wetterbedingungen erinnerte die fünfte Auflage der Allerpark Open stellenweise an das letztjährige Fiasko, bei dem bei unglaublichen 20° Grad Celsius die Wolfsburger Zivilbevölkerung den Allerpark flutete und den Turnierfluss deutlich störte. Auch diesmal waren Pullover und lange Hosen teils zuviel des Guten und ließen die Teilnehmer schwitzen. Der große Besucheransturm fiel diesmal aber aufgrund des bewölkten Himmels glücklicherweise größtenteils aus und lies die Teilnehmer drei spannende Runden ohne nennenswerte Unterbrechungen ausspielen.
Diese Rahmenbedingungen wusste Gene Rüdiger auf Anhieb zu nutzen, in dem er sofort den Tagesrekord von 32 Würfen spielte und nach zwei Runden mit starken 65 Versuchen schon mit vier Würfen Vorsprung auf Tee-Timer Kollege Groneuer auf Platz eins stand. Vervollständigt wurde die zu diesem Zeitpunkt schon leicht abgeschlagene Verfolgergruppe von Titelverteidiger Elias Güldenhaupt (71) und Tobias Behrens (74). Gerade Behrens ärgerte sich über die für seine Verhältnisse sehr durchwachsene erste Runde, wo OB Treffer schon für einen neun Würfe Rückstand auf Rüdiger sorgten.
Zur Halbzeit war klar, dass sich die Teilnehmer gewaltig strecken müssten, um den sehr konstant spielenden Rüdiger auf dem nochmals verschärften Zwölf-Bahnen-Parcours abzufangen. Doch schon bei der Inselbahn drei in der dritten Runde wurde dem neutralen Zuschauer bewusst, dass eine Wiederholung der grandiosen Aufholjagd aus dem letzten Jahr (Güldenhaupt) diesmal ausbleiben würde. Während Rüdiger die Nerven behielt und zum dritten Mal in Folge das Birdie markierte, versagten den Konkurrenten die Nerven und Wurfzahlen zwischen vier und acht zerstörten jegliche Titelambitionen. Rüdiger spielte das Turnier routiniert zu Ende und sicherte sich mit nur einem einzigen Bogey den völlig verdienten Turniersieg mit 100 Würfen und acht Versuchen Vorsprung auf Güldenhaupt. Eine nahezu fehlerlose Vorstellung des Routiniers der einmal mehr bewies, welch präzises Disc Golf er spielen kann.
Den Wolfsburg exklusiven Titel des Stadtmeisters sicherte sich TD Thomas Kowalczyk, welcher sich mit 113 Würfen (Platz fünf) gegenüber seinen Wolfsburger Teamkollegen durchsetzen konnte.
Bei den Grandmaster gewann Andre Klawonn mit 114 Würfen, gefolgt von Stephan ”Profi” Conrad (119) und Jürgen Krüger (136). Bei den Mastern sicherte sich Maik Winter mit 117 Würfen den Titel, gefolgt von Mark Dreihahn (118) und Marek Mewes (124). Bei den erstmalig in einer eigenen Division angetretenen Frauen setzte sich Beata Hergelova mit starken 123 Würfen durch. Komplettiert wurden die Top drei von Maike Janiesch (128) und Anne-Katrin Voß (136).
Der Parcours: Die Teilnehmer waren sich einig. Der Zwölf-Bahnen-Parcours im Allerpark (Par 39) ist immer wieder etwas Besonderes. Verändert an einigen Stellen, wurden Bahnen verlängert oder komplett neu gestaltet. So bestach Bahn neun mit ”Waldbahnfeeling” mit einer von Bäumen umringten Korbposition. Auch durfte wieder von einem Sandhügel aus spektakulär in die Tiefe geworfen werden. Die drei Strandbahnen (160, 135, 110 Meter) sorgten immer wieder für spannende Momente, einige Wasserskips und schmerzhafte Strafwürfe. Darüberhinaus waren 50 Prozent der Bahnen im dreistelligen Meterbereich und zwangen die Spieler zu kniffligen Annäherungen. Nervenaufreiben war wie immer auch die Insel, welche diesmal vor allem von der Dropzone aus gnadenlos war und Spielern aus jeglichen Divisionen hohe Wurfzahlen abverlangte.
Der Star des Turniers ware die Tee-Timers. Es ist lange kein gehütetes Geheimnis mehr, wo die größte Dichte in Deutschland an qualitativ sehr starken Disc Golfern liegt. Einmal mehr zeigten die Tee-Timers aus Wolfenbütttel, dass sie überall in der Lage sind, ein ganzes Teilnehmerfeld alt aussehen zu lassen. Platz eins Rüdiger, Platz zwei Güldenhaupt, Platz drei Groneuer und Platz vier Behrens lauteten am Ende die Platzierungen und untermauerten die Dominanz der Golfer aus dem beschaulichen Städtchen südlich von Braunschweig. Junioren Weltmeister Marvin Tetzel trat noch dazu dieses Jahr gar nicht erst an. Auch stark natürlich auch die Konstanz und sehr geringe Fehlerquote von Gewinner Gene Rüdiger, der sich erstmals den GT-Sieg in Wolfsburg holte.
Das fiel auf: Das Wetter – dunkle Wolken, teils leichter Nieselregen und wechselhafter Wind. Was sich normalerweise für eher bescheidenes Disc Golf Wetter anhört, war für die Allerpark Open ein Segen. Während letztes Jahr bei frühlingshaften Temperaturen hunderte von Menschen den Allerpark stürmten und die Spieler störten, blieb der Ansturm dieses Jahr weitestgehend aus und lieferte sehr gute Rahmenbedingungen für die in Ruhe spielenden Teilnehmer.
Die Insel: Letztes Jahr einigermaßen benutzerfreundlich, zeigte die Insel mal wieder ihre wahres Gesicht und zwang allein im Leading Flight der dritten Runde vier von fünf Spielern (!) in die Dropzone. Double oder Triple Bogeys waren keine Seltenheit und zeigten mal wieder, dass Bahn drei nicht umsonst mit viel Respekt begegnet wird.
Angeln mal anders: Wo viel Wasser ist, sind nasse Füße und mutige Scheibenrettungsaktionen nicht fern. Klaus-Peter ”Dütze” Dützmann war darauf vorbereitet und ”rettete” mehr als ein halbes Dutzend Scheiben mit einer selbst gebauten Angelkonstruktion. Seine Spezialwaffe erklärte er nach dem Turnier nochmal im Detail: ”Man nehme eine Angel, platziert eine Klemme an der Spitze, welche mit der Angelsehne in Spannung gehalten wird. Klemme unter den Rand der Scheibe geschoben, mit einem Zug an der Angelsehne zuschnappen lassen und schon ist die Scheibe wieder im Rucksack des Werfers!”
Wolfsburger Publikum: Nicht übel gestaunt hatte Domenico Gallo als er auf Strandbahn zwei einen Passanten erblickte, der direkt am Korb auf einem Holzpodest saß. Auf die Frage ob es ihm was ausmachen würde, bitte die Wurfbahn freizumachen, entgegnete der Herr völlig selbstsicher: ”Hier stehen doch genug andere Körbe, spielt doch auf die.” An anderer Stelle empfanden es fünf Mütter mitsamt Kinderwagen als unfassbare Zumutung, kurz für ein paar Würfe stehen zu bleiben, da die Kinder ”sonst anfangen würden zu quängeln”. Erst Überedungskünste mancher DGer konnten die Wagenkolonne kurzzeitig stoppen.
Die Turnierorganisation: Nach dem organisatorisch runden Turnier des letzten Jahres, standen die 5. Allerpark Open unter dem Motto ”Pleiten, Pech und Pannen”. Schleppende Turnieranmeldungen, mangels Equipment kurzfristig improvisierte Fähnchen, vergessene Spieler im Endergebnis und Parkplatzfrust am kollumbianischen Pavillon machten dem Organisationsteam zu schaffen. Die Teilnehmer nahmen es jedoch mit Fassung, kamen dem Verein teils sogar entgegen und verzichteten auf die Erstattung der Mehrkosten. Ein großes Dankeschön dafür.
Wer neugierig ist, kann sich Fotos zum Turnier auch auf der facebook page der Timberwolfes ansehen.