29.06.2010 – Von Ewald Tkocz. Für vier Tage wird eine Farm in der englischen Grafschaft Dorset zum Nabel der europäischen Disc Golf-Welt. 128 Spieler aus 13 Ländern kämpfen bei den British Open auf der Whitcombe Farm um fünf Fahrkarten für die US Disc Golf Championship in Rock Hill, Punkte für die EuroTour und 9 000 Euro Preisgeld. Für Simon Lizotte bildet Beaminster den Auftakt zu einer aufregenden Turnier-Trilogie im Juli mit weiteren Stationen in Stockholm und Skelleftea. „Ich freue mich wirklich tierisch auf England, da ich schon gehört habe, dass der Kurs mir sehr gefallen wird und er genau mein Ding ist“, sagte der Bremer vor seinem Abflug nach England. Mit an Bord: Sebastian Schmidt und Freundin Franzi. Der dritte deutsche Teilnehmer am 6. Turnier der EuroTour ist Ulrich Rau.
Simon hofft auf eine Runde mit seinem Idol David Feldberg
Beaminster scheint für den 17jährigen genau die richtige Einstimmung auf seine Europa-Tournee zu sein. Denn der Kreis der Favoriten ist in England noch sehr überschaubar. Mit dabei ist der Weltranglisten-Erste David Feldberg aus den USA (Aktuelles PDGA-Rating 1040). Feldberg wird am Donnerstag und Freitag eine „Meisterklasse“ mit bis zu 15 Disc Golfern unterrichten. Lediglich 20 Euro kostet die 120minütige „Nachhilfestunde“ mit einem der besten Spieler der Welt. Simon hofft hingegen auf eine Begegnung mit ihm in einer der Turnierrunden: „Ich möchte natürlich mindestens eine Runde mit ihm spielen. Er ist zur Zeit mein Vorbild, ein unglaublich guter Spieler und total nett.“
Erste Bewerber für den Top-Flight mit dem Amerikaner sind der Genf-Sieger Sylvain Gouge aus Frankreich (PDGA-Rating 1019), der finnische Europameister Ville Piippo (1017), sein Landsmann Jesse Heinonen (1009) und Emil Dahlgren (1008), der einzige Top Ten-Spieler aus Schweden in Beaminster. Doch auch seine Landsleute Christian Sandström (999), Kristian Bengtsson (991), Anders Källström (990), Andreas Dackander (990) oder der Finne Juho Parviainen (991) zählen zum erweiterten Kreis der Favoriten. Christian Sandström gewann hier 2005, Ville Piippo 2008.
„Ich bin mit meiner momentanen Form sehr zufrieden“
Der 17jährige Simon ist nach seinen überlegenen Turniersiegen in Rüsselsheim, Grebenstein und Berlin in glänzender Verfassung und voller Selbstvertrauen: „Ich bin mit meiner momentanen Form sehr zufrieden und hoffe, dass ich sie bis zu den Turnieren im Juli halten kann; denn dann habe ich Chancen auf eine gute Platzierung.“ „Vielleicht wird er in England noch ein bisschen nervös sein“, mutmaßt Greg Marter, der den jungen Bremer gut kennt und aufmerksam seinen Weg verfolgt, „aber in Stockholm wird das schon weniger sein und vielleicht kann er dann bei den Scandinavian Open in Skelleftea seine beste Leistung bringen.“ Dem stimmt der beste deutsche Disc Golfer zu: „Die Turniere in Schweden zu spielen, das ist ein komplett anderes Feeling und Erlebnis. Ich hoffe, das Turnier in England bereitet mich gut darauf vor.“
Eine Landschaft wie aus „Der Doktor und das liebe Vieh“
Die Landschaft um die Whitcombe Farm – Turnierdirektor Charlie Mead und Familie Green mögen mir diesen Vergleich verzeichen – sieht aus wie in der BBC-Serie „Der Doktor und das liebe Vieh“. Eine liebliche, hügelige Landschaft mit ausgedehnten Wiesen und Feldern. Darin eingebettet sind zwei Kurse: der „ancient course“ mit 2 037 Metern und der „modern course“ mit 2 278 Metern Länge (beide Par 59). Sehr charakteristisch die Höhenunterschiede: Beim „ancient course sind das bergab 150, bergauf 56 Meter, beim „modern course“ 123 Meter bergab, 48 Meter bergauf. Sicher ein Highlight: Bahn 8 des „modern course“, genannt „Hypotenuse“, mit 194 Metern Länge und einem Höhenunterschied von 54 Metern. Downhill natürlich. Die Kurse in Whitcombe: eine neue Dimension des Disc Golf Der Schwede Andreas Dackander schwärmt: „Die beiden Kurse haben mir eine neue Dimension des Disc Golf eröffnet. Wenn du die neun Bahnen bergauf spielst, nimmst du einen Driver und feuerst ihn mit aller Power nach oben, um zu sehen, dass die Scheibe 50 Meter vor dem Korb landet und du vielleicht immer noch zehn Höhemeter vor dir hast. Bei den anderen Bahnen könntest du eine Putter-Scheibe nehmen und sie sanft 250 Meter weit bergab werfen. Wer immer die Möglichkeit hat, die Kurse auf der Whitcombe Farm zu spielen, sollte es tun. Es gibt nicht viele wie diese auf der Welt.“
Bild und Infos: www.bdgaopen.co.uk