18.4.2010 – Ewald Tkocz sprach mit Simon Lizotte über Ziele, Vorbilder und seine Rolle in der deutschen Disc Golf-Szene.
Hast du schon einmal in Kopenhagen gespielt? Kennst du den Kurs dort?
Simon Lizotte: Nein, ich habe noch nie in Kopenhagen gespielt und weiß eigentlich fast gar nichts über diesen Kurs. Ich habe zwar gehört, dass er sehr lang ist und ein paar trickige o.b.s dabei sind, aber eine richtige Vorstellung kann ich mir leider noch nicht machen.
In Kopenhagen werden fünf Fahrkarten für die US Disc Golf Championship vergeben. Ist ein weiterer Start in den USA für dich ein Saisonziel oder konzentrierst du dich auf die Europameisterschaft Ende August in Frankreich?
Simon Lizotte: Für mich ist es in diesem Jahr kein Ziel, nach Amerika zu gehen. Es ist immer sehr teuer, dorthin zu fliegen. Und da ich nicht davon aus gehen kann, mit Preisgeld zurück zu kommen, kann ich es mir noch nicht leisten. Ich würde auch nicht sagen, dass ich mich auf die EM konzentriere. Natürlich freue ich mich sehr darauf. Aber für mich sind in diesem Jahr die beiden Turniere in Schweden (Stockholm und Skelleftea) sicherlich die Saisonhöhepunkte. Ich möchte aber bei jedem Turnier natürlich mein bestes Golf spielen! Ich denke, bei so großen Turnieren kann ich mich auch besser motivieren, alles aus mir heraus zu holen.
Bei welchen PDGA-Turnieren planst du in dieser Saison noch anzutreten? Wie
sehen deine Saisonplanung und -ziele aus?
Simon Lizotte: Die größten werden sein Kopenhagen, Stockholm, Skelleftea und Söhnstetten. Natürlich auch die EM. Auch in Montecatini bei den Italian Open würde ich wieder gerne spielen. Bestimmte Ziele, was die Platzierungen angeht, habe ich bei solch großen Turnieren eigentlich nie. Ich hoffe und nehme mir vor, bei jedem Turnier ins Finale zu kommen. Ein Finale zu spielen, macht für mich einfach immer am meisten Spaß. Und ich denke, dies ist auch ein realistisches Ziel.
Belastet es dich, bei jedem Turnier als Top-Favorit angesehen zu werden oder
spornt dich das eher an?
Simon Lizotte: Gute Frage! Es gibt da zwei Seiten. Zum einen sehe ich mich auch selbst als Favoriten und erwarte von mir, das Turnier oder die German Tour zu gewinnen. Und es freut mich auch, dass ich als ein Top-Favorit gesehen werde. Zum anderen nervt es mich, etwa nach einer Runde gefragt zu werden: „Na…15 unter Par??? Oder, wenn ich höre: „Ja, der Simon macht den ja sowieso rein.“ Als wäre es nichts Besonderes, einen Putt aus 15 Metern zu treffen. Ich muss wirklich noch einmal sagen, dass ich oft nicht so gut spiele und oft viel mehr drin wäre. Ich denke, es ist einfach die KONSTANZ, die ich in mein Spiel eingebaut habe. Um mehr geht es nicht! Mir ist aufgefallen, dass ich oft nicht besonders zufrieden mit mir bin und trotzdem am Ende gewinne und den Sieg nie wirklich in Gefahr gesehen habe. Es belastet mich aber nicht mehr.
Die Haus Solling Open in Dassel, die du im Vorjahr mit 19 Würfen Vorsprung gewonnen hast, waren der Auftakt zu einer beeindruckenden Siegesserie, die im Gewinn der Deutschen Meisterschaft und der German Tour gipfelte. Liegt dir der Kurs in Dassel besonders?
Simon Lizotte: Ich denke, mir liegt jeder Kurs. Viele sagen, meine Putts sind das Beste in meinem Spiel, und eigentlich ist nur das wichtig! Wer die Putts beherrscht, wird immer oben dabei sein. Zudem kann ich noch weit werfen, was auf jedem Kurs ein riesiger Vorteil ist. Dassel ist sehr tricky und verlangt einem alles ab. Ich bereite mich sehr auf das Turnier vor und sehe mich mit bestimmten Vorteilen.
Gibt es auf dem Niveau, das du erreicht hast, noch Vorbilder, an denen du dich
orientierst? Gibt es noch jemanden, der dich coacht?
Simon Lizotte: Ja, es gibt immer Vorbilder. Letztes Jahr hat sich David Feldberg sehr zu meinem „Idol“ gemacht. Ich habe zwei Runden mit ihm gespielt und auch viel mit ihm gesprochen. Wirklich unglaublich, wie er den Sport sieht und was er alles dafür getan hat und noch tun wird. Von ihm würde ich mich coachen lassen. Aber hier in Deutschland, muss ich ehrlich sagen, stört es mich immer ein wenig, wenn mir jemand sagt, wie ich es hätte besser machen sollen oder was ich noch verbessern könnte. Weil ich das eigentlich alles selbst weiß und auch ich manchmal einfach schlecht werfe oder die Scheibe nicht so fliegt, wie ich es wollte. An dieser Stelle möchte ich auch noch einmal sagen, dass ich nur durch Abkucken von anderen guten Spielern überhaupt so gut geworden bin! Wenn ich hier in Deutschland Spieler ansehe, denke ich manchmal: Wo bekommen die so eine Technik her? Man sollte sich die Topspieler ankucken, die wirklich eine saubere, schöne Technik haben, wie zum Beispiel Tim Knapper oder Greg Marter. Das sind zwei, die immer als mein Vorbild gelten, was die Technik angeht
Fragen: Ewald Tkocz
Fünf deutsche Spieler in Kopenhagen am Start
Fünf deutsche Spieler sind bei den Kopenhagen Open, dem ersten A-Turnier der PDGA EuroTour, am Start. In der Open-Klasse starten Simon Lizotte (Bremen), Greg Marter (Berlin) und Jörn Weichold (Rostock), bei den Masters George Braun und bei den Damen Alessa Schwarz (beide Berlin). Der 18 Bahnen-Kurs ist 2 388 Meter (Par 64) lang. Vier Bahnen weisen eine Länge von mehr als 200 Metern auf.