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NEU: Regeländerungen 2024 – Änderung beim Scoring


Um es gleich vorweg zu nehmen: das inzwischen alljährliche Update des PDGA Regelwerks ist in diesem Jahr ziemlich bescheiden ausgefallen, wenngleich zumindest eine Änderung von größerer praktischer Relevanz ist (siehe unten Punkt 1). Für das Spielen selbst stellen eigentlich nur die Regelungen zum Umgang mit Hindernissen eine substantielle Änderung dar (s. Punkte 2 und 3).
Ein Großteil der Neuerungen richtet sich auch in erster Linie an Turnierdirektoren*innen, indem sie ihnen neue Möglichkeiten der Turniergestaltung oder effizienteren Durchführung an die Hand geben (siehe u.a. Punkte 4, 5 und 8).
Einen dritten Komplex stellen Umformulierungen oder Neufassungen von Passagen dar mit dem Ziel, Regelungen explizit darzustellen, unmissverständlicher zu formulieren oder Lücken zu schließen. Hinweis: Bei der folgenden Auflistung der Neuerungen erhalten alle Änderungen, die aus dem Turnierhandbuch stammen und nicht in die Bundesspielordnung aufgenommen wurden (d.h. ohne weiteres nur für PDGA Turniere gelten) ein *, falls die Regelung teilweise oder implizit in der BSO enthalten ist, ein (*).

1. All score all: Führen der Scorekarten

Die größte praktische Auswirkung unter den Neuerungen hat sicherlich die Änderung zum Führen der Scorekarten, auch ‚all score all‘ genannt.
Ab dieser Saison gilt für DFV-Turniere, wie für PDGA-Turnier in den USA, die Regelung, dass jede*r Spieler*in für sich und jede*n andere*n in ihrer*seiner Gruppe die Ergebnisse führen muss.
Am Ende einer Runde müssen also bei einer Gruppe von 4 Spieler*innen 16 komplette Runden-Ergebnisse vorliegen.

Warum gibt es diese Regelung jetzt?
Im Gegensatz zu vielen anderen Sportarten (z.B. Fußball) ist im Discgolf das Führen der Ergebnisse (das ‚Scoren‘) Teil des Spiels, geregelt in Absatz 808 des PDGA Regelwerks. Weil es Teil des Wettkampfs ist, soll es auch gerecht aufgeteilt werden.
Von einigen Spieler*innen wurde in der Vergangenheit bemängelt, dass sich Mitspieler*innen einen Vorteil verschaffen, indem sie das Scoren anderen überlassen. Und zwar nicht nur einen Vorteil, was die Konzentration während der Runde anbelangt, sondern auch die möglichen Strafen für zu spät oder nicht abgegebene Scorekarten, denn nach bisheriger Regelung wurde nur der*diejenige bestraft, der*die die Scorekarte geführt hatte und sie mithin auch abgeben musste. Mit anderen Worten: wenn du nach der bisherigen Regelung dankenswerter Weise für alle deine Gruppenmitglieder die Scores geführt hast, warst du in zweifacher Hinsicht benachteiligt.

2. Erleichterung bei Hindernissen (803.01)

Zeitweilige Hindernisse (‚Casual Obstacles‚) wie lose Äste oder Steine, die sich zumindest zu einem Teil auf dem Boden hinter der Vorderseite der Lage befinden, können beseitigt werden, auch wenn sie nicht den Stand direkt beeinträchtigen. Bisher galt: zeitweilige Hindernisse dürfen dann entfernt werden, wenn sie den Stand behindern (ohne Verweis auf die Lage).
Die verbessert die Bewegungsfreiheit beim Wurf, vor allem, indem es die Ausführung eines Anlaufs erleichtert und reduziert die Zahl der unklaren Situationen: der Bezug auf den Stand, der interpretationsbedürftig sein kann, wurde durch den ziemlich klaren Bezug auf die Lage ersetzt.
Aber Achtung: Weiterhin gilt, dass das fragliche Hindernis an der betreffenden Stelle den Boden berühren muss. Handelt es sich um einen losen Ast, der in einem Busch hängt, darf er nicht beseitigt werden, genauso wenig, wenn der lose Ast vor der Lage den Boden berühren sollte, dann aber durch ein Objekt gestützt, nach hinten in der Luft hängt.

3. Erleichterung bei Hindernissen, die nicht bewegt werden dürfen (803.02)

Die Liste der nicht zeitweiligen Hindernisse bei denen ein*e Spieler*in Erleichterung erhalten kann (in Form einer Verlegung seiner Lage nach hinten auf der Spiellinie) wurde auf zwei Kategorien beschränkt: Tiere und Hindernisse, die von dem*der TD*in explizit genannt wurden.
Zudem wurde die Bedingung aufgehoben, dass diese Hindernisse sich auf oder hinter der Lage befinden müssen. In Zukunft gilt somit: Falls sich auf, hinter und nun auch vor der Lage Tiere befinden (sei es ein Wespennest oder ein Pferd) darf der*die Spieler*in seine*ihre Lage nach hinten verlegen, bis ihm*ihr oder den betreffenden Tieren keine Gefahr mehr droht.
Menschen wurden aus dieser Kategorie herausgenommen. Ein Grund könnte sein, dass es wenig nützt, sich einige Meter nach hinten zu begeben, wenn sich Personen vor einem auf dem Fairway befinden. Von jedem*jeder Spieler*in darf erwartet werden, dass er*sie zuerst versucht, Personen zum Verlassen des Fairways zu veranlassen oder solange zu warten, bis dies der Fall ist. Nur in Ausnahmefällen, mit Zustimmung des*der TD*in und bei geeigneten Schutzmaßnahmen für die betreffenden Personen, sollte gespielt werden, wenn Personen sich im Wurfbereich befinden.

4. Möglichkeit eines erweiterten Stechens explizit genannt (1.09)(*)

Für das Stechen wurde die Möglichkeit eines erweiterten Stechens (‚aggregate playoff‘) explizit eingeführt, d.h. eines Stechens, das aus mehreren, genauer gesagt bis zu 6 – Bahnen besteht, die alle gespielt werden müssen, bevor abgerechnet wird (also eine Runde im ‚Miniformat‘). Sollten nach einem erweiterten Stechen zwei Spieler*innen weiterhin gleich platziert sein, geht es mit einem normalen Stechen weiter. Die Möglichkeit eines erweiterten Stechens war bisher nicht erwähnt, aber auch nicht ausgeschlossen worden.
Ein erweitertes Stechen bietet sich an, falls die erste dafür vorgesehene Bahn einseitig Spieler*innen mit bestimmten Stärken (Rechts-/Linkshänder*innen, Weitwerfer*innen etc.) bevorzugen sollte und falls das Stechen den Turnierablauf nicht aufhalten würde.
Aber Achtung: Nur, wenn genügend Zeit vorhanden ist, sollte man sich als Organisator*in auf ein erweitertes Stechen einlassen. Beispielsweise, wenn es erst am nächsten Tag weitergeht. Zudem müssen die Art und die Bahnen des Stechens vor Beginn des Turniers festgelegt werden. Eine kurzfristige Änderung ist somit nur in Ausnahmefällen möglich. Für den Turnierablauf dürfte es in den meisten Fällen die bessere Lösung sein, ausgeglichene Bahnen für das (normale) Stechen auszusuchen.

5. Möglichkeit, Gruppen, die besonders langsam spielen, unter Beobachtung zu stellen (3.02)(*)

Die Regelungen zu Bestrafung und Verhinderung einer Verzögerung des Spiels wurden ausgebaut und neben dem*der Spieler*in auch die Gruppe als zur Rechenschaft zu ziehende Einheit eingeführt. Spielt mithin eine Gruppe zu langsam, kann der*die TD*in jedem*jeder Spieler*in der Gruppe eine Verwarnung aussprechen, ohne klären zu müssen, wen in der Gruppe welches Maß an Schuld an der Verzögerung traf. Zudem wurde das Instrumentarium des*der TD*in, Verzögerungen zu verhindern, um die Möglichkeit erweitert, Gruppen unter Beobachtung zu stellen (‚put on the clock‘), also von einer*einem Offiziellen begleiten zu lassen, der*die mittels einer Stoppuhr kontrolliert, ob die Spieler*innen in ihren Limits bleiben.

6. Sachpreise für Amateure in Pro Division im Ermessen des*der TD*in (1.10)*

Es wurde klargestellt, dass Amateure, die in einer Pro Division bei einem PDGA B-Klassen oder niedrigeren Turnier (also allen in Deutschland stattfindenden PDGA Turnieren) antreten, Sachpreise statt Preisgeld erhalten können, wenn der*die TD*in dies vorsieht. Falls das Turnier dies nicht so handhaben will, werden Amateure bei der Preisvergabe einfach übergangen und der auszuzahlende Betrag geht an die*den nächstplatzierte*n Pro über.

7. Handys dürfen nicht piepen oder blitzen (3.01)

Der Absatz zu Störgeräuschen durch Handys oder Audiowiedergabegeräte wurde umgeschrieben, wahrscheinlich vor allem wegen der missverständlichen Formulierung, dass keine hörbaren Handys während der Runde mitgeführt werden dürfen. Zudem wurde das Blitzlichtern explizit verboten.

8. Turnierverwarnung erläutert (3.03 B)

Es wurde erklärt, dass eine Turnierverwarnung (ein praktisches Instrument für TDen*innen, um Vergehen gegen die Verhaltensrichtlinien für den gesamten Rest des Turniers zu unterbinden) gelten, bis der*die betreffende Spieler*in ihre letzten Ergebnisse eingereicht hat.

9. Neue Sektion zu Sonderregelungen für Spieler*innen mit Behinderung (Anhang F)*

Es wurde ein neuer Anhang eingeführt, der auf Spieler*innen mit Behinderung eingeht. Allerdings ist dieser Abschnitt noch sehr rudimentär und bezieht sich zunächst nur auf Spieler*innen im Rollstuhl.

10. Regelungen für Majors gesondert dargestellt (Abschnitt 4)*

Die spezifischen Regelungen für die Top-Turniere der Majors und DGPT Turniere wurden in einem neuen vierten Abschnitt des Turnierhandbuchs zusammengefasst (waren bisher über den gesamten Text verteilt) und erweitert.
In Europa betrifft dies in diesem Jahr die 11 Turniere der DGPT und die European Open als Major. Wer bei einem der betreffenden Turniere teilnehmen möchte, sollte sich Abschnitt 4 des Turnierhandbuchs etwas genauer anschauen.

11. Brückenregel: Kursregel hat erste Priorität (Q&A, Lage 1)

Eine der am meisten diskutierten Regelsituationen wurde geklärt: Was ist, wenn eine Scheibe auf einer Brücke, einem Steg oder einer anderen Fläche über einem Gewässer landet, ist sie aus oder nicht? Nach der alten Regelung war der Normalfall: Nicht aus, weil neue Spieloberfläche vorhanden. Der neue Text in Q&A Teil sagt nun: Es liegt zunächst bei dem*der TD*in oder den Kursregeln, wie in einer solchen Situation verfahren werden soll. Vor allem natürlich, weil es von der Größe und Bespielbarkeit der Fläche abhängt, auf der die Scheibe liegt. Der Normalfall ist aber nun: liegen keine Kursregeln dazu vor, gilt eine Scheibe auf einer Fläche über Wasser als aus, vorausgesetzt, senkrecht unter ihr liegt ausschließlich Wasser (und nicht noch ein Stück Land).

12. Check-in beim Start 5 Minuten vor Beginn (1.04 C)*

Für A-Klassen Turniere mit Golfstart wurde die Regelung eingeführt, dass sich ein*e Spieler*in mindestens 5 Minuten vor Rundenstart beim Start einfinden muss. Tut er*sie das nicht, erhält er*sie 2 Strafwürfe. Diese Regelung wird für alle anderen Turnierklassen empfohlen. Zwei Bemerkungen hierzu: a) Diese Regelung ersetzt nicht die Check-in Regel für den Turnierstart als Ganzes. b) für B- oder niederklassigere Turnier gilt: Wird die Anwendung dieser Regelung nicht ausdrücklich vorher angekündigt, gilt, dass der*die Spieler*in am Start sein muss, wenn das 2-Minuten-Signal für diese Gruppe e)rfolgen sollte.

13. Weiterspielen nach Gewitterwarnung (1.07 H)

Der bisher nicht explizit genannte Fall, dass ein*e Spieler*in sein*ihr Spiel nach einer Gewitterwarnung fortsetzt, wurde parallel zum vorzeitigen Abbruch geregelt.

14. Spiellinie setzt sich unendlich fort, aber nur auf Spieloberfläche (802.05)

Es wurde klargestellt, dass die Spiellinie nicht endet, wenn sie auf eine nicht spielbare Fläche (einen Bach, Holzstapel u.a.) trifft, sondern sich dahinter fortsetzt.

15. Der Ausdruck ‚beleidigende oder anstößige Äußerungen‘ wurde mit Bezug auf die PDGA Satzung erläutert (3.03 B.1).

DISCRIMINATION PROHIBITED. Membership and all rights of participation in the PDGA, including all tournaments and other events conducted or sanctioned by the Corporation, shall be open to everyone without regard to race, age, religion, sexual orientation, color, marital status, national origin, disability, gender, gender identity, or ancestry.
Ein ähnlicher Passus findet sich zu den Pflichten eines*einer TD*in in Abs. 3.08.E.

16. Bewegen einer Scheibe vor Klärung ihres Status (Q&A Aus 5)

Es wird klargestellt, dass die Regelung zu einer Scheibe, deren Lage nicht geklärt ist (z.b. Aus oder nicht im Aus), asymmetrisch ist: Bewegt ein*e Spieler*in seine*ihre eigene Scheibe, bevor deren Status durch die Gruppe geklärt werden kann, gilt die für den*die Spieler*in schlechtere Auslegung, bewegt dagegen jemand die Scheibe eines*einer anderen Spieler*in, dann muss die Gruppe die ursprüngliche Lage wiederherstellen und daraufhin über den Status entscheiden.

Further Reading:
https://www.pdga.com/news/pdga-official-rules-disc-golf-and-competition-manual-updated-2024

Autor: Frank Neitzel