Deutsche Disc Golfer blicken auf erfolgreiche Veranstaltungen im Juli zurück. Michael Kobella hat erneut den Titel bei den PDGA Amateur-Weltmeisterschaften errungen. Diesmal startete der Augsburger bei den Grandmasters und lies die Konkurrenz am Ende deutlich hinter sich. Ein großer Erfolg, zu dem die DGA und alle deutschen Disc Golfer herzlichst gratulieren. Michael berichtet weiter unten ausführlich in zwei Artikeln über seine Eindrücke und auch über die anderen deutschen Teilnehmer, Maren und Uwe Mossig aus Eningen.
Zeitgleich errang Simon Lizotte in Nokia beim EuroPro- und Worldtour-Turnier, auf dem wohl anspruchvollsten Parcours in Europa, einen hervorragenden 3. Platz. Das Turnier war mit zahlreichen Spielern der Weltspritze besetzt und Simon stellte seine derzeitig überragende Form unter Beweis. Mit einem aktuellen Rating von 1045 ist Simon der höchst gerratete Europäer aller Zeiten. Herzlichen Glückwunsch an Simon, von dem wir in diesem Jahr noch einiges erwarten können.
Zum Zweiten Mal in Folge eingetütet. von Michael Kobella
Bei der Disc Golf WM der Amateure habe ich die Konkurrenz ein gutes Stück hinter mir gelassen und den Amerikanern das Fürchten gelehrt. Letztes Jahr war ich noch der erste Nicht-Amerikaner, dem dies gelang und nun werden die Statistiken (da sind die ja ganz heiß drauf) ordentlich ergänzt. Nachdem ich die ersten Tage bei weit über 30° und extremer Luftfeuchtigkeit in Amerikas Mittelwesten, etwas holprig begonnen habe (bisschen nervös und Klima/Zeitumstellung), kam ich immer besser ins Spiel und war am Tag 3 schon auf der geteilten 1 in meiner Division. Nur langsam konnte ich mich absetzen, aber der einzig verbliebene Konkurrent und 3-maliger Weltmeister James Elkin aus South Carolina, war stets auf der Lauer, um einen Fehler meinerseits für sich zu nutzen. Meine anfänglichen Probleme bei kürzeren Putts innerhalb von 10m ließen nach und in den Runden 3-5 (dauern ca. 3,5 Stunden und das teilweise 2 mal am Tag bei Affenhitze) spielte ich dann insgesamt 28 Würfe unter Par (Platzstandard) und konnte mich zum Finale mit 5 Würfen Vorsprung absetzen. Da geriet ich gleich ordentlich unter Druck. James spielte das Birdie und ich musste mit einem Monster Putt die Drei retten. Bahn 2 war die mit Abstand schwierigste Bahn des Turniers. Dort musste eine 180 m lange und 35m breite Landbrücke bewältigt werden. Der Korb stand am Ende des Damms und zu beiden Seiten lauerte der West Lake. James Elkin musste als Erster ran und seine Scheibe traf unglücklicherweise auf einem Stück Beton auf und sprang in weitem Bogen ins Wasser. Der daraus resultierende Strafwurf und eine misslungene Annäherung waren der Knackpunkt im Kampf um den Weltmeister Titel. Ich spielte weiterhin sehr konzentriert und machte auch die langen Putts. Nachdem ich dann auch noch Bahn 3 sicher mit einem 100 Meter Wurf über Wasser sicher auf der Mitte des Fairways abgelegt hatte, war der Rest ein Homerun. Es war ein unvergessliches Erlebnis mit all dem Zuspruch, den ich von meinen amerikanischen und deutschen Fans vor Ort und über die sozialen Netzwerke erhalten habe. Vielen dank dafür.
Amerika ist eine Reise wert.
Disc Golf Amateur Weltmeister zum Zweiten.
Bei den Amerikanern ist alles ein großes Ding. So waren knapp 700 Starter bei der diesjährigen Junioren- und Amateur WM in Quad Cities / Iowa, Illinois am Start.
Quad Cities? Nie gehört? Das war mir auch fremd und nach einem Blick auf die Karte wurde es schon klarer. Iowa liegt im Mittelwesten und das ist so ein bisschen mittig und hauptsächlich wird die Gegend als Kornkammer (Corn) des Landes bezeichnet. Richtig viel ist da nicht, für extremes Wetter kann die Gegend aber schon herhalten. Urspünglich hatten sich Blackhawk-Indianer dort am Mississippi angesiedelt und später wurde es ein Fährhafen und ein wichtiger Überweg über den massiven Fluß, der dort sicher 500m breit ist. Vier Städte haben sich in der Grenzregion Iowa, Illinois zu einer Städtegemeinschaft zusammengeschlossen, daher ist auch das Quad-Cities entstanden. Von Chicago aus waren es ein wenig über 3 Stunden Fahrtzeit Richtung Süd-West.
Das deutschsprachige Team um Maren (Women) und Uwe Moßig (Grandmaster) und Laurenz Schaurhofer (Juniors) war schon 10 Tage früher angereist, um die schönen Kurse ein wenig genauer kennenzulernen. Von den 16 Kursen vor Ort wurden 8 für das Turnier ausgesucht und perfekt für die Veranstaltung hergerichtet. Dabei waren extrem schwere Waldparcours mit viel Auf- und Ab und offene Kurse, die auch mal Ball-Golf Anlagen waren. Am West Lake spielt man viel am Wasser entlang und diese Bahnen gehörten mit zu den schwersten, die ich jemals spielen durfte. Leider war dieser Kurs in meiner Division nur fürs Finale in einer abgespeckten Version vorgesehen. Aber auch die anderen Parks hatten es durchaus in sich.
Wir hatten uns alle für ein paar Probe-Runden verabredet und konnten uns so auch ein wenig Akklimatisieren. Heiß ist es bei uns ja auch oft, aber dort herrscht eine Luftfeuchtigkeit wie in den Tropen. Alles klebt am Leib und wenn man nicht genug Wasser zu sich nimmt, wirds arg.
Das Players Meeting am Vorabend des Turniers mit allen Teilnehmern war mit Drumshow und Profi-Jonglage ein echter Show-Act. Mit Live gesungener amerikanischer Nationalhymne und Maren als deutsches Fahnenmädel, war es ein wirkliches, fast 3-stündiges Highlight.
Meine Erwartungen ans Turnier waren schon hoch, da ich mich von der Spielstärke zu den besseren Spielern in meiner Division wähnte und gut vorbereitet nach Amerika reiste. Zum Zeitpunkt der Anmeldung hatte ich noch mit meinem Tennis-Ellbogen zu kämpfen, der im Oktober in Söhnstetten das erste Mal auftrat und mich fast 9 Monate am schmerzfreien Spielen hinderte. Aber 3 Wochen vor Turnierstart war das fast überwunden und ich freute mich auch richtig auf den Wettkampf. Die Amerikaner kannten mich ja schon vom Vorjahr und so richtig wohl war ihnen mit mir als Gegner nicht. Zumal ich erstmalig in die Grandmaster Division wechselte und letztes Jahr noch Sieger bei den Masters war. Wobei die meisten richtig coole, nette Disc Golfer sind, mit denen man genauso gute Runden wie zu Hause zocken kann. Ein bisschen viel Show manchmal, aber das gehört ja, wie wir bei der Eröffnungsfeier erlebt hatten, dazu.
Mein Spiel begann holprig. Die Drives waren gut und meist weiter, als die meiner Konkurrenten. Aber so richtig fehlte noch der Biss und so waren auch die Putts im Circle eher zahnlos. Der Kurs Namens Prospect war eher technisch und die Körbe standen oft am Hang und alle Wege und dahinter waren OB. Dort ohne Fehler durchzukommen war schon schwer. Mit einem Bogie und einer -6 war ich ganz zufrieden. Die Vorabendrunde ging noch mit -4 aus und die hätte ich auch genommen.
Am Nachmittag des ersten Tages gabs noch den Kurs auf der Mississippi Insel zu spielen. Der ehemalige Golfplatz lag mir. Weit, offen, kaum OB. Mit einer -5 war ich nicht ganz zufrieden, da ich wiederum sicher 5 einfache Putts ausgelassen hatte. Man ist einfach ein wenig nervös, sucht sein Spiel, kämpft mit der Hitze, Mücken und dem eigenen Kopf.
Es ist schon auch lustig, wie manche Spieler auftreten. Billy Ray Osborn, der am Ende 5. Platzierte, war mit seiner Harley gekommen, die Scheiben im Golfcart hintendrauf gespannt. Er warf ohne Vorlaufzeit. Egal ob Putt oder Drive. Dass er dabei so einige Putts über 20 Meter gemacht hatte, hielt ich da echt noch für absoluten Zufall. Er war dann auch mit mir und dem 3maligen Grandmaster James Elkin aus South Carolina geteilter Erster nach der dritten Runde.
Am Tag 3, dem zweiten Tag mit Ganztagesprogramm lief das Spiel erstmalig auf den Zweikampf mit James Elkin hinaus. Der wurde auch über die komplett restliche Zeit zum Nervenspiel. James ist ein fantastischer Disc Golfer, schweigsam, hochkonzentriert und spielte Birdie um Birdie. Ich haderte mit einem Putt, der mittig getroffen, wieder herausfiel und sah meine Felle davonschwimmen. Letztendlich verlor ich zwei Würfe auf dieser Runde mit meiner -6.
Nach der Mittagspause machte sich bei mir die Hitze bemerkbar und es drehte sich so einiges. Zwar gab es an allen paar Bahnen eine Getränkestation, an der man sich bedienen konnte, doch es fehlten die Elektrolyte zu diesem Zeitpunkt. In den Burgern und Cola waren meist keine.
Anscheinend half mir dieser Schwindel und erstmalig kam der Zug ins Rollen. Die meisten Putts saßen und mit der 11 unter Par war die Konkurrenz erst mal am Staunen und ich hatte meinen Lauf, den ich ganz gern bekomme, wenn es Zeit dafür wird. :=)
Erstmalig konnte ich im Gesamtfeld der Grandmaster mit einem Wurf in Führung gehen.
Uwe Moßig sah ich während des Turniers erst wieder zum Finale, da wir in getrennten Pools eingeteilt waren. Das ist sehr schade. Meist waren andere Pools erst zum Platzwechsel oder an den freien Halbtagen anzuschauen.
Wobei diese freie Zeit verbrachte ich lieber mit einem Pale Ale in meiner Hängematte am Flußufer des Mississippi. Irgendwo musste man ja Runterkommen und den Kopf frei bekommen.
In Runde 6 hatte dann mein Konkurrent James den Durchhänger. Er haderte mit seinem Spiel und ließ so einige Putts aus (das war sehr ungewöhnlich, viele Amis putten schon sicherer, glaube ich) und ich war drin im Spiel mit einer 7 unter Par und nahm ihm wieder 3 Würfe ab.
Da war ich mir schon fast ein wenig sicher, dass James das Zipperlein bekommt, wenn er unter Druck gerät, doch da habe ich mich echt getäuscht.
Letzter Tag: Halbfinale und Finale am West Lake mit den besten 4 der jeweiligen Divisionen. (Minimalziel für mich, erreicht!)
Erst ging mal ein ziemliches Gewitter zum Frühstück nieder. Mein Auto stand plötzlich in einem Fluß, der tags zuvor noch die Straße war. Bis zum Radkasten stand das Wasser und beim Bremsen schwappte das eingedrungene Naß zu den Pedalen und meinen Schuhen vor. Der Fluß am Kurs war in den letzten Stunden vom Rinnsal zum Strom geworden und viele Bahnen konnte man gar nicht erreichen.
Nach viel Hektik bei den Officials sollte das ganze Spielerfeld auf einen anderen Parcours gelotst werden. Keiner hatte den vorher gespielt und so hatten wir etwas über eine Stunde, um uns mit den Bahnen vertraut zu machen. Platz 3 und 4 hatten schon über 10 Würfe Rückstand auf mich und der Zweikampf an der Spitze ging weiter. Vier vor waren schon ein kleines Polster. Ich begann stark und James blieb dran und konterte fast jedes Birdie. Ich hatte gleich einen Wurf gut gemacht und auch bald wieder 2 verloren und so ging es hin und her. Jeder von uns spielte auf einem tollen Niveau. Einen Fehler durfte sich keiner erlauben. Das war irre spannend und man stand schon ordentlich unter Druck und trotzdem lief die Maschine. Der Kurs war toll, manchmal ein wenig kurz, aber gerade die einfachen Bahnen durfte man nicht auslassen, wenn das Finale nicht noch so spannend wie im letzten Jahr werden sollte, als ich morgens zum Semifinale 5 Würfe, zum Finale dann nur noch 2 Würfe vor hatte und es dann auf Bahn 6 von 9 nur noch 1er Vorsprung war. Himmel, nein!
Mit 10 unter Par lag ich auf dem Kurs Camden 1 bei den besten des Turniers. Die 45 wurde noch zwei mal gespielt. Mr. Elkin, der mir mit einer -9 auf den Fersen blieb, hatte noch einen Wurf verloren und wußte, dass das Finale zum Alles-oder-Nichts-Spiel werden mußte.
Zum Finale wurden am West Lake in Golfstarts je Division gestartet.
Es sind keine Massen an Zuschauern da, aber auf den dicht aufeinanderfolgenden Bahnen warteten schon viele Spieler.
Auf der ersten Bahn wählte ich eine sichere Ablageposition vor einem engen Gebüsch-Durchgang zum Green, auf dem der Korb recht nahe am Wasser stand. Der erste Wurf passte. James ging wie erwartet Vollgas auf Angriff und schaffte es fast bis zum Grün und blieb gerade noch so in den Büschen hängen. Dann Frag-mich-nicht warum ich eine 30 Meter Annäherung in die Büsche warf und auf 15 Metern vor dem Korb liegen blieb. James Puttete aus dem Gebüsch aus ca 18 Meter. Birdie. Zum Glück saß mein Putt auch und ich wurde auch von allen Seiten ermuntert und für den „Big Save“ gelobt.
Bahn 2 hab ich als Schlüsselbahn ausgemacht. Das war die 180m Landbrücke, die nur 35 m breit war und zu den Ufern steil zu beiden Seiten zum Seeufer abfiel. 80 und 90 Meter entfernt waren 2 Steinmauern, zwischen denen man nicht zum liegen kommen wollte. Daher war ein allzu sichererer Drive, bei Gegenwind ein Risiko. James mußte vorlegen und seine Scheibe traf die zweite Mauer genau oben und skippte in hohem Bogen ins Wasser. Was für ein Pech. Mein Drive landete perfekt mitte Landzunge, perfekt zur Annäherung. James mußte jetzt zu Zaubern beginnen und versemmelte den nächsten Wurf total und spielte die 7, während ich mit einem langen Putt auf den an der Kante zum Abhang stehenden Korb einnetzte. Der Rest war tolles Disc Golf mit guten Würfen und viel Schultergeklopfe und ein bisschen ein Homerun.
Das ist dann schon ein tolles Gefühl, auf der Zielgeraden. Die Anspannung der letzten Tag fällt ab und man wird leicht und würde gern ein Bier trinken.
Mike Anderson schaffte es im Finale noch 2 Würfe Rückstand aufzuholen und wurde Dritter in der Grandmaster Division vor Joe Jaegers. James Elkin hatte seine Enttäuschung bis zur Siegerehrung verdaut und päsentierte sich bei seiner Rede vor den Zuschauern als fairer zweiter Sieger und lobte mein Spiel und unterstrich meine Leistung. Das war mit den ganzen Tagen großes Kino für mich und echt ein Hollywood-reifes Happy End, in dem mal Deutschland der Sieger war.
Ganz toll möchte ich mich bei Maren, Uwe, Antonia und Laurenz bedanken, die vor Ort mitgefiebert hatten. Laurenz Schaurhofer aus Österreich hatte nach seinem Traumstart und der Pole Position in der Junior Klasse nur eine vermasselte Runde, die den Traum vom Finale oder einem Titel platzen lies. Mega Disc Golfer und ein guter Typ. Er wurde am Ende Sechster.
Die Stadt Augsburg hat sich an den Spesen für die Reise mit einer kleinen Finanzspritze beteiligt.