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Kellenhusen: Saisonfinale mit Wind-Lotterie

13.10.2010 | Ewald Tkocz. Wind oder nicht Wind, das ist hier die Frage. Die Schlüsselfrage vor dem Saisonfinale der GermanTour am Wochenende an Kellenhusens Südstrand. „Wenn es windstill ist, hat der Kurs eher durchschnittliches Niveau. Man kann viele Birdies spielen“, sagt Andreas Thöne, der die Kellenhusen Open zum vierten Mal veranstaltet, „aber wenn der Wind von der Ostsee her mit Stärke vier oder fünf bläst, lutschen selbst erfahrene Spieler ab; dann kommen die Scheiben wieder zurück und der Parcours wird zu einer echten Herausforderung.“

Glaubt man den Wetterprognosen drei Tage vor dem Tee-Off sind die Chancen auf Windstille nicht besonders groß. Mäßige (20-28 km/h) bis frische Brisen (29-38 km/h) sagen die meisten Wetterfrösche für Samstag voraus, dazu einstellige Temperaturen, eine Luftfeuchtigkeit von knapp 80 Prozent, leichte Bewässerung von oben inklusive. Der Sonntag verspricht trockener und, was den Wind betrifft, etwas ruhiger zu werden.

Am besten „fette Bretter“ und „Backstein-Putter“ mitbringen

Und welche Scheiben empfiehlt der Deutsche Meister Andreas Thöne bei starkem Wind? „Auf alle Fälle die ‚fetten Bretter‘ mitbringen, möglichst overstable, und die ‚Backstein-Putter‘.“ Aha. Die „fetten Bretter“. „Backstein-Putter“. Thöne: „Am besten mit dem Driver putten.“ Als zusätzliche Herausforderungen hat Andel auch noch „ein paar Inseln, Strafzonen, Doglegs, Mandatories und o.b.s eingebaut, damit die Angelegenheit zusammen mit dem Wind eine prickelnde Geschichte“  wird, so wie es sich für ein A-Turnier gehört. Aha. Prickelnd.

Und was empfiehlt der Experte sonst noch für die „Notfall-Ausrüstung“? Thöne: Gummistiefel sind nicht ganz verkehrt und auf alle Fälle sollte man genug Scheiben mitbringen.“ Ostsee ist Scheibenraub-See. Jedenfalls bei Flut. Und eine Bahn ist so nah am Wasser gebaut, dass es schon einmal vorkommt, dass die herein drückende Flut den Korb samt Betonfundament wegspült.

A propos Bahnen. Auch diejenigen Spieler, die schon einmal hier waren, können sich auf vier neue Bahnen freuen. Andreas Thöne: „Die vier neuen Bahnen sind im Wald, fast wie in Bad Fredeburg, nur ohne Höhenunterschiede.“ Erst in diesem Jahr wurde der reguläre Kurs auf 22 Bahnen erweitert, umfasst jetzt knapp 2 000 Meter (Par 67 auf dem regulären Kurs mit 22 Bahnen). Für das Turnier werden jedoch die Bahnen zwei und drei zusammen gelegt, so dass die 84 gemeldeten Disc Golfer auf 21 Bahnen spielen werden.

Lizotte gegen Kattwinkel: Das prickelnde Duell um den GT-Sieg

Lizotte contra Kattwinkel: Seit zwei Jahren ist das Duell zwischen dem Shooting Star und dem „Urgestein“ der Deutschen Disc Golf-Szene der Dauerbrenner der GermanTour. Und trotz sieben Saisonsiegen ist der 17jährige auch in diesem Jahr noch nicht am Ziel. Rechnet man das A-Turnier in Söhnstetten und die jeweils besten drei Ergebnisse der beiden Kontrahenten bei B- und C-Turnieren zusammen, beträgt der Vorsprung des Vize-Europameisters lediglich 14,14 Punkte. Das sind, pi mal Daumen, etwa sechs Plätze Vorsprung in Kellenhusen.

Kein Problem, ist der geneigte Fachmann versucht zu sagen. Doch Halt! Auch im letzten Jahr wurde es für Simon Lizotte in Kellenhusen nach zwei Runden noch richtig eng. Der spätere Sieger Klaus Kattwinkel lag zu diesem Zeitpunkt auf Rang zwei, Simon hingegen, der das Turnier 2008 gewonnen hatte, in der Gesamtwertung auf Rang zehn. Erst eine Energieleistung in den beiden folgenden Runden und im Finale sicherte dem Bremer seinen zweiten GermanTour-Sieg. Auch Simons Vorgänger als Vize-Europameister, Michael Stelzer, warnt mit Blick auf die Ausgangssituation: „Simon muss noch einmal richtig Gas geben.“

Das Turnier am Südstrand ist auch noch einmal eine Leistungsschau des Deutschen Disc Golf. Von den Top Ten der GT-Gesamtwertung der Open-Kategorie fehlen an der Ostsee lediglich die WSCA-Asse Michael Stelzer und Moritz Lang.

Fohlert, Meyer, Voglmeyer: Dreikampf bei den Masters

Bei den Masters geht der GT-Sieg mit großer Wahrscheinlichkeit nach Ulm. Die „Siamesischen Zwillinge, erst kürzlich getrennt“ (Michael Hamann), Martin Fohlert und Volker Meyer, werden den Sieg wohl unter sich ausmachen. Martin Fohlert geht mit einem Vorsprung von 28,15 Punkten auf seinen Trainingskumpel Volker ins Finale, rechnet man die bisher besten sieben Ergebnisse bei A-, B- und C-Turnieren zusammen (Streichresultat berücksichtigt). Nur noch eine vage Außenseiterchance besitzt Michael Voglmeyer (Nörten-Hardenberg), der zum Saisonende immer besser in Fahrt kam und als Masters-Sieger in Rostock wurfgleich mit Simon Lizotte war. Für George Braun aus Berlin geht es noch einmal um einen prestigeträchtigen Erfolg in einer stark besetzten Masters-Konkurrenz.

Dominik Stampfer vor zweitem Double – Susann Fischer probiert’s

Bei den Junioren steht Dominik Stampfer vor dem zweiten Double, dem Gewinn von Meisterschaft und GermanTour. Konkurrent Sven Rippel: „Söhnstetten hat den Ausschlag gegeben.“ Bei den Albuch Classic war der Lünener auf dem Heimkurs von Dominik Stampfer klar unterlegen und hatte 45 Punkte auf ihn eingebüßt. Sven: „Ich hatte davor in den Ferien drei Wochen lang keine Scheibe mehr angerührt, war von meiner Bestform weit entfernt.“ Addiert man die drei besten Ergebnisse bei B- und C-Turnieren der beiden dominierenden Junioren in diesem Jahr, liegt „Domi“ lediglich mit 0,82 Punkten vorn.

Die Besetzung der Junioren-Konkurrenz in Kellenhusen ist meisterschaftswürdig. Neben Dominik Stampfer und Sven Rippel sind mit Marc Mäding (Söhnstetten), Maximilian Tkocz (Geislingen), Kevin Konsorr und Melwin Korth (beide Lünen) die besten sechs Spieler der Gesamtwertung am Start. Das Matchplay heißt folglich: WSCA contra Lünen. Es fehlen die beiden besten „Scheibensucher“ aus Rüsselsheim: Robin Holighaus und Panagiotis Guschakowsky.

Das Double hat auch Susann Fischer noch nicht aus den Augen verloren, auch wenn Tanja Höll aus Augsburg, die Führende in der GT-Gesamtwertung, ihren Vorsprung am Wochenende in Ofterschwang auf 80,43 Punkte ausbaute. 80,43 Punkte. Da müsste die Deutsche Meisterin aus Potsdam etwa 35 der 84 Teilnehmer hinter sich lassen: eine schwierige, aber nicht unmögliche Aufgabe. Sehr erfreulich: für das Saisonfinale haben acht Damen gemeldet.

Ein Indiz dafür, dass sich das Niveau des Wettbewerbs in der GermanTour verbessert hat, lässt sich auch daran ablesen, dass im vergangenen Jahr Christine Hellstern drei Turniere und 126 Punkte zum GT-Sieg reichten. In diesem Jahr hat Tanja Höll bereits 223 Punkte auf ihrem Konto.

Bei den Grandmasters sind die ersten Drei der DM am Start

Das gilt auch für die Grandmasters, bei denen der GT-Sieg im Vorjahr schon für 181 Punkte zu haben war. In dieser Saison wird vermutlich die doppelte Punktzahl oder mehr nötig sein um zu gewinnen. Mit Andreas Wegener (Hamburg), Thomas Wiegand (Grebenstein), der in Kellenhusen noch einmal voll punkten kann, und Ewald Tkocz (Geislingen) sind die ersten Drei der Deutschen Meisterschaft am Start. Und so kann der Autor aus eigener Erfahrung feststellen: „Diese Saison  war richtig spannend und hat Spaß gemacht. Das ist im übrigen auch Andreas Thönes Motto für Kellenhusen: „Spaß haben, fertig.“

Live-Blogging vom Turnier

Und wer am Spaß beteiligt sein will, aber nicht vor Ort sein kann, geht am besten ins Netz: Die Leute vom Disc Golf Blog sind nämlich wieder mit von der Partie. ParOle und Scheibenfrollein sitzen am Strand von Kellenhusen und posten live vom Turnier. Auf https://disc-golf.tumblr.com gibt es aktuelle Nachrichten, Bilder und Impressionen.

Infos: www.birdie-production.de
Bildquelle: www.kellenhusen.de
Redaktion: Matthias Masel