„Things are easy when you’re big in Japan“ (Alphaville)
13.5.2010 – Von Ewald Tkocz. Disc Golf ist vom 10. bis 12. Juni big in Japan. Und damit die Japan Open das angekündigte Turnier auf Weltklasse-Niveau werden, reist Innova-Präsident Dave Dunipace, das „Alphatier“ der Disc Golf Szene, persönlich ins Hochland von Nasu Shiobara. Die Organisatoren, Hero Disc und Innova Champion Discs, haben ein viel versprechendes Event-Konzept gebastelt: ein halbes Dutzend Weltklasse-Spieler, ein herausfordernder 27 Bahnen-Kurs, üppiges Preisgeld, ein exklusiver Golf Club, die majestätische Kulisse der Nasu Shiobara Berge, japanische Kultur und Tradition sowie Service der Extraklasse. Die Teilnehmer sollen, so die Veranstalter, nach ihrer Rückkehr zu Hause von einem „disc golf experience of a lifetime“ berichten.
Nebenbei dient das mit vier Millionen japanischen Yen (44 000 US $) dotierte PDGA Major Turnier als Promotion Tour für die Frisbee-Scheibe als nationales Symbol des american way of sportslife. Natürlich haben die Veranstalter auch die Absatzchancen auf dem lukrativen asiatischen Markt im Blick. Aus diesem Grund stehen auch drei Dutzend Spieler aus Japan, Korea, China, Taiwan und Singapur auf der Startliste. Europa ist durch eine zehnköpfige Delegation aus Finnland um die Spitzenspieler Jussi Meresmaa, Juha Rantalaiho, Jesse Heinonen und Kari Vesala vertreten. Da sind am Abend vermutlich rauschende Feste angesagt.
Die exklusive Location, das Nasu Highlands Golf Resort in Tochigi, etwa 150 Kilometer nordöstlich von Tokio, hat mit japanischer Kultur allerdings wenig gemein, bedient eher die Bedürfnisse gut betuchter Mitglieder und Golf-Touristen aus dem Westen und Nordamerika. Das Clubgebäude ist imposant, entspricht jedoch kaum dem Geschmack von Architektur-Ästheten. Der Parcours wurde von dem amerikanischen Golfplatz-Architekten Robert Trent Jones junior entworfen. Auf dieser 18-Loch-Anlage werden in der Turnierwoche 27 Bahnen installiert. Kein Kurs für Angsthasen, wie die Organisatoren versichern, sondern einer, der spektakuläre Wettkämpfe auf Weltklasse-Niveau ermöglicht. US-Stars und „local heroes“ für die Disc Golf-Show Die Stars für die Show fliegen aus Amerika ein: Ken Climo, Titelverteidiger David Feldberg, Nathan Doss, US-Champion Nikko Locastro, Avery und die Vorjahressiegerin Valarie Jenkins. Nicht weniger wichtig sind die „local heroes“, wenn man an die Medienpräsenz im Gastgeberland denkt. Zum Beispiel Manabu Kajiyama, Yasushi Jitsuhiro oder Tetsuya Kikuchi. Alle drei weisen ein PDGA-Rating von über 1 000 Punkten auf. Kajiyama entzückte die japanischen Disc Golf-Fans beim letzten Turnier vor zwei Jahren, als er hinter David Feldberg Zweiter wurde. Japaner lieben solche Geschichten.
Japan kommt ins Spiel, wenn es um die Landschaft, Sehenswürdigkeiten, Tradition, Essen, Kultur und Atmosphäre geht. Kein anderes Disc Golf Turnier der Welt sei wie die Japan Open, sagt der Amerikaner Sam Ferrans, der 2010 das Turnier organisiert: „Our approach to producing this event is primarily to create an atmosphere of wonder and discovery embedded within the unique cultural experience that only japan can provide.“
Natürlich haben die Japan Open, die in das vierte Jahrzehnt ihres Bestehens gehen und alle zwei Jahre stattfinden, auch eine hübsche Entstehungsgeschichte zu erzählen. Seine Wurzeln und bescheidenen Anfänge hat das Turnier nämlich in den Downtown-Parks von Tokio. Nun ist es in einem luxuriösen Golfclub angekommen und hat sich zu einem der größten Events seiner Sportart entwickelt. Amerikaner lieben solche Geschichten.
Für hundert Dollar extra: Karaoke und „Japanese hot springs“
Zu einem PDGA-Major-Turnier gehört auch, dass die Spieler mit erstklassigem Service verwöhnt werden. Wer 150 US $ Startgebühr auf den Tisch blättert, wird kostenlos vom Tokioter Flughafen Narita zum Veranstaltungsort hin und zurück kutschiert. Ein Caddy ist auf dem Kurs überflüssig. Dafür stehen Golf Carts zur Verfügung. Traditionelles japanisches Essen zum Lunch im Clubhaus, Tee, ein Player’s Package und die Sieger-Party bei der Preisverleihung sind inbegriffen. Wer täglich noch 100 Dollar drauf legt, wird zum „Vollpensionär“ mit Frühstücksbüffet und Dinner mit Bier und Soft Drinks. Er oder sie können einen „Aufwärmkurs“ mit neun Bahnen nutzen, Tennis oder Tischtennis spielen, im Karaoke-Raum Lena Meyer-Landrut oder Justin Timberlake nacheifern oder die verspannten Muskeln in den „Japanese hot springs“ entspannen. Ich habe bewusst den englischen Ausdruck in der Ausschreibung gewählt, um Missverständnisse auszuschließen… Es handelt sich hier nämlich um ein Bad in heißen Quellen.
Disc Golf-Touristen füllen das Starterfeld auf
Wer glaubt, man müsse überdurchschnittliche sportliche Leistungen vorweisen, um an diesem Turnier teilnehmen zu können, irrt. Wir wissen nicht, ob die Amateurspieler Jurky Jurkovich (PDGA-Rating 702) oder „Paulie“ Bagwell (784) ihr „badget“ (Ticket) für die Japan Open aus einer Frühstückspackung Cornflakes geangelt oder als „all inclusive“ im Reisebüro für exklusive Disc Golf-Trips gebucht haben. Eine gut gefüllte Reisekasse und gute Beziehungen zu Top-Spielern, Sponsoren und Veranstaltern waren bei der Anmeldung sicher nicht hinderlich. Mehr als die Hälfte der 119 Teilnehmer könnte nämlich wegen niedrigen Ratings oder gänzlichen Fehlens nennenswerter Ergebnisse bei dem zeitgleich stattfindenden anderen PDGA-Major-Turnier, der US Amateur Disc Golf Championship in Milford/Michigan, gar nicht starten. Dort ist nämlich ein PDGA-Rating von mindestens 940 vorgeschrieben. Aber das ist eine andere Geschichte, die ich euch auf discgolf.de noch erzählen werde.
Auf YouTube: Japan Open 2008, Part 1
Japan Open 2008, Part 2
Japan Open 2010 Trailer
www.japanopen.org
www.japanopen.info