5.6.2012 | Ted Winkelbeiner. Liebe Discgolf-Gemeinde, während der letzten Turniere, an denen ich teilgenommen habe, sind mir einige Dinge aufgefallen, die mich dazu veranlasst haben, einen kleinen Artikel über sportlich faires Verhalten auf Discgolf-Turnieren zu verfassen. Discgolf ist ein fantastischer Sport, der, wie nur wenige andere Sportarten, komplett ohne Schiedsrichter auskommt. Dies ist nur möglich, da sich alle Discgolfer an die Regeln halten und größten Wert auf deren Einhaltung legen.
Bedauerlicherweise entspricht diese Behauptung allerdings nicht immer der Realität, da es auch im Discgolf zu Regelverletzungen kommt. Da wären zum Beispiel die Foot Faults, die unabsichtlich passieren können (oftmals bei unerfahrenen Spielern zu beobachten), oder leider auch immer wieder bei guten Spielern zu beobachten sind und dem Spieler einen unerlaubten Vorteil verschaffen. Darüber hinaus werden immer wieder unliebsame Äste schnell abgeknickt oder unkorrekte Haltungen eingenommen. Drogen oder Alkoholkonsum stellen exemplarisch weitere Regelverstöße während einer Runde dar. Beides kann auf zahllosen Turnieren immer wieder beobachtet werden. Mein Appell richtet sich deshalb an alle Spieler, egal wie erfahren sie sind: Bitte achtet auf die Einhaltung der Regeln, denn nur so können wir einen fairen und sauberen Wettkampf mit gleichen Chancen für alle Teilnehmer gewährleisten.
Es gibt jedoch noch eine andere Komponente beim Discgolf, der ich mich mit diesem Artikel hauptsächlich widmen möchte. Es geht mir um das sportlich faire Verhalten und die Einhaltung der Höflichkeit während eines Turniers.
Einleitend möchte ich eines klarstellen: Es gibt einen Unterschied zwischen einer Runde Discgolf mit Freunden am Feierabend und einem Turnier der German Tour oder irgendeiner anderen Turnierserie. So kann ich z.B. auf einer Spaßrunde mit Freunden über einen verpatzten Wurf eines mir nahestehenden Mitspielers scherzen. Manchmal kann man sich sogar ein Lachen nicht verkneifen (die Situation dürfte jedem Discgolfer bekannt sein). Es ist jedoch meines Erachtens eine grobe Unsportlichkeit (leider im Rüsselsheimer Waldschwimmbad tatsächlich so vorgefallen), wenn ein Spieler während eines Turniers einen Mitspieler auslacht, weil dieser mehrmals in Folge aus kürzester Entfernung ins Wasser puttet und aufgrund dieser Tatsache sowieso schon mit den Nerven am Boden ist. In solch einer Situation darf etwas mehr Fingerspitzengefühl erwartet werden.
Ein ähnlicher Vorfall ereignete sich bei den kürzlich gespielten Ostpark Open. Eine Spielerin hatte mit ihrem Flight an der allerersten Bahn des Turniers die Aufgabe, aus einem Waldstück herauszuwerfen. Dazu musste eine relativ kleine Lücke getroffen werden. Den ersten beiden Spieler gelang es mit Bravour, jedoch die dritte Werferin scheiterte, indem sie einen der Bäume traf. Das Unfassbare ist nun die Reaktion des letzten Werfers, der aufschrie und sich bei der Spielerin bedankte, dass sie den Baum getroffen hatte und er somit nicht als Letzter den Druck hatte, eventuell als Einziger im Flight den Baum zu treffen. Ich möchte dem Spieler in aller Deutlichkeit keine Bösartigkeit unterstellen, trotzdem stellt das gezeigte Verhalten, auch wenn es nur lustig gemeint war, eine grobe Unsportlichkeit dar und hat auf einem Turnier nichts verloren.
Zugegeben, die beiden genannten Beispiele sind Extrembeispiele, die in dieser Form glücklicherweise eher selten zu beobachten sind. Trotzdem möchte ich noch mal daran erinnern, dass auch „kleinere Vergehen“ sehr störend sein können und Mitspieler behindern können.
Immer wieder hört man auf Turnieren Spieler laut johlen, schreien, fluchen, ihr Equipment treten oder durch die Luft werfen. Ich selbst bin diesbezüglich auch nicht frei von Schuld. Gerade deshalb lautet mein Wunsch an alle Spieler: Bitte denkt daran, dass durch lautes Rufen eventuell andere Spieler, die vielleicht gerade Putten oder am Tee stehen, gestört werden oder sogar als Folge dieser Störung einen Fehler machen. Wir alle sind froh, wenn wir ungestört unsere Würfe machen können und sollten deshalb auch allen Mitspielern diese Chance ermöglichen. Wie eingangs erwähnt benötigen wir keinen Schiedsrichter im Flight, und diesen Zustand empfinde ich als sehr angenehm.
Ein weiterer Punkt, der mich nachdenklich gestimmt hat, ist das DNF einiger Spieler während der letzten Turniere. Hier darf nicht der Fehler gemacht werden und über einen Kamm geschoren werden. Es obliegt meines Erachtens jedem Spieler, zu jeder Zeit einen Wettkampf zu beenden. Jedoch muss man sich die Motive vielleicht etwas genauer ansehen, bevor man Urteile fällt. Vermutlich wird niemand an den Pranger gestellt werden, wenn er ein Turnier aufgrund einer Verletzung beendet. Körperliche Gesundheit ist extrem wichtig, um gut Discgolf spielen zu können. Wir alle wissen jedoch, dass gerade beim Discgolf die psychische Komponente einen sehr hohen Stellenwert hat und man keine Chance auf gute Leistungen hat, wenn es, aus welchen Gründen auch immer, nicht gut um die mentale Verfassung oder das Selbstvertrauen eines Sportlers bestellt ist. Trotzdem wurden in jüngster Vergangenheit Spieler, die ohne eine Verletzung DNF gemacht haben, angegriffen und sogar der Unsportlichkeit bezichtigt.
Ein Blick über den „Scheibenrand“ zeigt mir, dass es in anderen Sportarten, wie z.B. Leichtathletik, Radsport oder auch im Reitsport geradezu zum Tagesgeschäft gehört, einen Wettkampf zu beenden, wenn die Psyche ein Weitermachen nicht zulässt. Diese Sportler haben keinerlei Angriffe ihrer Konkurrenten oder Mitspieler zu befürchten. Bei uns hingegen wird sich erdreistet, nach einem DNF Spieler teilweise sogar öffentlich anzugreifen, und das ist ein Unding. Ich habe solch eine Situation bereits selbst erlebt und kann alle Leser nur bitten, von derartigen Unsportlichkeiten abzusehen, da es nicht gerade ehrenhaft ist, jemanden, der aufgrund des DNFs bereits den Kampf gegen sich selbst verloren hat, noch (verbal) zu attackieren. Das eigene Scheitern ist in diesem Moment Bestrafung genug, da bedarf es keiner weiteren Demütigungen von außen.
Wahrscheinlich haben viele von Euch bereits Erfahrungen beim Discgolf gemacht, die euch gestört haben, die ich aber hier vergessen habe, aufzuführen. Es geht mir auch nicht darum, einzelne Leute an den Pranger zu stellen. Ich möchte nur allen Discgolfern in Erinnerung rufen, dass wir uns in dem Moment, wo wir zur Scheibe greifen, damit einverstanden erklärt haben, nach den Regeln zu spielen. Die Regeln und somit auch die Verhaltensregeln gelten für alle Spieler und wer nicht bereit ist, nach diesen Regeln zu spielen, der soll sich bitte eine andere Sportart suchen. Jedoch habe ich gehört, dass es dort auch Regeln zu beachten gibt …
Ich hoffe, dass dieser Text zum allgemeinen Diskurs beiträgt. Anregungen, Kritik oder Lob nehme ich gerne an. Ihr findet mich sicherlich auf Facebook. Immer sportlich bleiben.