8.3.2012 | Michael „Ede“ Hamann. Die 9. Chili Open wurden als Kombinationsturnier der German- und der Swiss-Tour ausgerichtet und waren ein voller Erfolg. Das Wetter in der ersten März-Woche (eigentlich ja Winter) war traumhaft, 18°C, Sonne pur und wenn, dann nur wenig Wind. Super Vorraussetzungen für die Top-Spieler den Kursrekord nach Belieben nach unten zu schrauben. Vor allem der Schweizer Seriensieger Stephan Müller und Dominik Stampfer aus Söhnstetten galten als Favoriten für den Gesamtsieg. Doch es kam alles anders.
Am ersten Tag (dieser Tag wurde auch als C-Turnier in der German-Tour gewertet) waren gleich 4 Spieler nach zwei Spielrunden mit je 19 Bahnen wurfgleich. Stephan Müller, Dominik Stampfer, Lars Jäger und Shem Johnson hatten alle 116 Würfe benötigt. Der Turnierrekord mit 55 Würfen (7 Würfe unter Platz-Par) wurde von Dominik und Lars geworfen.
In Spielrunde 3 gesellte sich zu den 4 führenden Spielern noch Lukas Schaer hinzu, der mit 56 Würfen seine drei Würfe Rückstand der beiden ersten Runden aufholen konnte. Alle vier führenden Spieler bis dahin spielten in Runde 3 eine 59er Runde und machten dieses Turnier in seiner Spannung so einzigartig. Das Finale der besten 8 Spieler konnte beginnen.
In das Finale schaffte es als letzter Teilnehmer der Ultimate-Spieler Luca Miglioretto, mit dem ich die Runde 3 spielen durfte, ja durfte! Unglaublich, welch präzise Würfe von diesem Spieler nach kürzester Konzentrationszeit aus der rechten Wurfhand entlassen wurden. Die anderen Mitspieler Michael Cohrs und Jeremy Yager waren derart positiv beeindruckt, dass der komplette Flight seine besten Rundenergebnisse ablieferte. Es wurde gelacht, gestaunt, immer wieder über den tollen Sport Discgolf gefachsimpelt und gute Würde natürlich voller Hochachtung beklatscht.
An Bahn 17 war es nun an der Zeit den Wunderwurf zu sehen, der u.a. auch dafür sorgte, dass Luca den Platzrekord mit 55 Würfen einstellen konnte. Es wartete eine mit 141m lange Rechtskurve (der Korb war nicht zu sehen!), bei der in etwa 50m Entfernung ein Baum links umspielt werden musste. Die Bahn wurde im hinteren Verlauf immer schmaler und wurde links und rechts von Wegen begrenzt die als OB-Zonen ausgewiesen waren. Während sich normale Spieler (also wir) darauf konzentrierten, den Dog-Leg-Baum richtig zu passieren und „vorzulegen“, nahm Luca eine instabile Orion- Disc von Millenium in die Hand und schleuderte die Scheibe sehr hoch am Baum links vorschriftsmäßig vorbei. Die Scheibe kam ideal in die Gleitphase (und immer noch schön leicht rechts fliegend), bis sie aus dem Blickwinkel verschwand. Wir alle waren uns sofort einig, dass dieser Wurf sehr gut war und dass die Scheibe vermutlich im richtigen Moment aufgemacht hat, um wieder etwas nach links zu fliegen. Also genau dorthin, wo der Korb stehen müsste.
Während wir drei uns mühten, die Bahn unter 4 Wurf abzuschließen (was aber einigen auch gelang) und uns langsam dem Korb näherten, waren unsere Blicke immer auf eine weiße Scheibe gerichtet, die ja irgendwo gelandet sein musste. Und endlich konnte man nur 1,5m vom Korb Lucas Scheibe erkennen. Der „Eagle“ war perfekt und ich habe erstmalig in meinem Leben einen 140m weiten Wurf gesehen (zumindest den Anfang davon).
Leider vergab Luca dann an der letzten Bahn einen kürzeren Putt was zusätzlich noch Kursrekord bedeutet hätte. Ich wünsche allen Disc Golf Spielern ein solches Erlebnis und einen solchen Flight, besser geht´s wohl nicht.
Insgesamt verlangte der Kurs mit seinen 5 langen Par-4-Bahnen den Teilnehmern alles ab. Kein Top-Spieler schaffte es, zwei sehr gute Runden zu absolvieren. Lars Jäger aus Basel gewann letztlich überraschend (obwohl er dafür sehr viel trainiert hat), genauso überraschend war der 5. Platz von Stephan Müller, der im Finale gleich 5 Würfe verlor.
Meine Empfehlung: Die Organisatoren der 10. Chili-Open werden sich zum Jubiläum mit Sicherheit noch weitere gute Bahnen einfallen lassen. Von daher gilt es sich einen Startplatz zu sichern. Vielen Dank an Beo, Gordian, Jonathan und all die anderen verantwortlichen Spieler, die dieses Turnier ermöglicht haben.
Foto: Gordian Döring