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Die neuen Regeln 2018 – Teil 4

von Frank Neitzel

Teil 4: Änderungen im Turnierhandbuch

Das Turnierhandbuch oder Competition Manual ist seit 2011 ein separater Teil des PDGA-Regelwerks und betrifft die Vorgaben für die Durchführung von PDGA-Turnieren.  Ob eine Regelung dabei ins Regelheft oder ins Turnierhandbuch gehört, ist manchmal Ermessenssache. Beispielsweise finden sich im Turnierhandbuch auch Abschnitte zum Spieltempo oder zum Spirit of the Game, die man eher im Regelheft erwarten würde.

Wenngleich sich das Turnierhandbuch somit nahtlos an das Regelheft anschließt, geht es doch auch manchmal weit über den unmittelbaren Spielablauf hinaus und enthält Regelungen, die sich aus PDGA-typischen Organisationsstrukturen ergeben und nicht ohne weiteres auf Disc-Golf-Turniere außerhalb der PDGA übertragen lassen. Beispiele sind die Unterteilung in Pro(fessional)- und Am(ateur)- Klassen mit ihren besonderen Zulassungskriterien und die Bezugnahme auf PDGA-Institutionen.

Diese PDGA-spezifischen Regelungen des Turnierhandbuchs bergen ein gewisses Konfliktpotenzial in sich, wenn sie auf Turniere angewendet werden sollen, die gleichzeitig unter dem Dach einer anderen Organisation stattfinden. Konkret betrifft dies natürlich auch die deutschen PDGA-Turniere, die fast alle Teil der GermanTour sind oder anderweitig vom DFV veranstaltet werden.

Und nun scheint es so, dass mit dem neuen Turnierhandbuch dieser Konflikt verschärft wurde und sich sogar die Frage stellt, ob DFV-Turniere weiterhin mit dem PDGA-Standard vereinbar sind.

Doch dazu mehr weiter unten. Zunächst einmal einige der verhältnismäßig unproblematischen Neuerungen im Turnierhandbuch.

Spielerkodex (Einleitung)

Das Turnierhandbuch wurde um einige Passagen ergänzt, die den ‚Spirit of the Game‘ betreffen. So unter anderem einen dreizeiligen kurzen Spielerkodex, der drei grundlegende Verhaltensmaximen einfordert:

  • Nicht werfen, wenn die Bahn nicht einsehbar oder nicht frei ist
  • Rücksicht nehmen gegenüber der Natur
  • Ein positiver Botschafter des Sports sein.

Des Weiteren wurde ein Satz zur besseren Akzeptanz von Regelentscheidungen in der Gruppe hinzugefügt: ‚Zeige eine Regelverletzung an. Akzeptiere eine angezeigte Regelverletzung. Dies ist nicht persönlich. Das sind die Regeln.‘

Disqualifikation bei falscher Gruppe (1.05 F)

Kommt ein Spieler zu spät zum Rundenbeginn und schließt sich der erstbesten Gruppe an, eventuell um weitere Strafwürfe für das Verpassen seiner Teezeiten zu vermeiden, wird er automatisch disqualifiziert. Ein Spieler, der zu spät erscheint, muss die ihm zugewiesene Gruppe herausfinden und sich dieser anschließen.

Regeln für Eltern und Betreuer (1.13)

Die Begleitung von Spielern während einer Runde wird immer mehr zu einem regelungsbedürftigen Thema. Wurden 2013 noch lediglich die Caddies im Turnierhandbuch erwähnt, so wurden nun Regeln für die Begleitung von Kindern während eines Turniers hinzugefügt.

Ab 2018 dürfen Kinder unter 13 Jahren bei einem PDGA Turnier nicht mehr ohne elterliche oder zumindest erwachsene Begleitung spielen. Dabei ist es ausreichend, wenn 1 Erwachsener eine Gruppe begleitet. Einige der Rechte und Pflichten der Begleiter wurden auch gleich festgelegt:

Ein erwachsener Begleiter  kann als Caddy fungieren, er darf aber unter anderem keine Regelentscheidungen treffen und er darf das eigene Kind nicht in einer Weise unterstützen, die die körperliche oder seelische Verfassung der anderen Kinder beeinträchtigt.

Verstößt ein Begleiter gegen den Verhaltenskodex, kann nicht nur er, sondern auch das Kind, das er begleitet, disqualifiziert werden.

Officials bei Regelentscheidungen nicht automatisch besser gestellt (1.11 D, 1.12)

Es wird klargestellt, dass Officials bei Regelentscheidungen nicht automatisch gegenüber Spielern bevorrechtigt sind. Dies betrifft selbst den Fall, dass sie in einer Regelfrage nicht befangen sind, d.h. selbst an dem Turnier nicht teilnehmen. Lediglich vom Turnierdirektor eigens für dieses Turnier beauftragte Officials können Entscheidungen treffen, die über Gruppenentscheidungen hinausgehen.

Rechte der Pro-Spieler gestärkt

Einige der folgenschwersten Änderungen im neuen Turnierhandbuch betreffen die Rechte von Amateur-Spielern bei Pro-Turnieren. Hier gab es in den letzten Jahren wohl etliche Beschwerden, die in der bisher gegebenen Wahlmöglichkeit der Amateur-Spieler (sowohl in Amateur- wie in Pro-Klassen anzutreten und Preise gewinnen zu können) eine Benachteiligung der echten Pros gesehen haben. Mit den neuen Regelungen sind die Rechte von Pro-Spielern vor allem in zwei Punkten gestärkt worden.

Anmerkung: Nach Drucklegung des Turnierhandbuchs wurden die beiden unten besprochenen Artikel von der PDGA für das Jahr 2018 eingeschränkt oder ausgesetzt.

Auszahlung von Sachpreisen (Merchandise) eingeschränkt (1.10 B, C)

Bisher war es möglich, einem Amateurspieler, der in einer Pro-Division antrat, aber durch die Annahme von Preisgeld seinen Status als Amateur nicht verlieren wollte, das eigentlich zustehende Preisgeld in Form von Sachpreisen oder Gutscheinen auszuzahlen. Dies ist ab 2018 untersagt. Der Amateur, sofern er Amateur bleiben will, kann zwar einen Anerkennungspreis (‚Trophy‘) erhalten, das seinem Platz zustehenden Preisgeld muss jedoch an den nächstplatzierten Pro-Spieler weitergegeben werden. Durch seinen Anerkennungspreis darf die Preisgeldsumme des Turniers nicht geschmälert werden.

Diese Regelung wurde für 2018 auf PDGA Majors, National Tour Events und A-Tiers beschränkt. Das heißt, dass deutsche PDGA-Turniere (die bisher maximal als B-Tiers ausgetragen wurden) 2018 aller Wahrscheinlichkeit nach noch nicht betroffen sind.

Annahme von Preisgeld nur noch für PDGA-Mitglieder (1.10 A)

Was ist aber, wenn es sich um ein Turnier handelt, bei dem auch Nicht-PDGA-Mitglieder antreten, wie dies bei praktisch allen deutschen PDGA-Turnieren der Fall ist? Hier wurde eine weitere eindeutige Entscheidung zugunsten der PDGA Pro-Mitglieder getroffen: ab 2018 darf bei einem PDGA-Turnier keinem Spieler mehr, der nicht PDGA Pro-Mitglied ist, Preisgeld ausbezahlt werden.  Davon sind nun nicht nur die PDGA Amateur-Mitglieder, sondern auch alle Nicht-PDGA Mitglieder betroffen. Wie mit dieser Regelung innerhalb der deutschen Turnierlandschaft umgegangen werden soll, ist noch unklar. Sicher ist, dass DFV-Mitglieder, die bei einem DFV-Turnier, das gleichzeitig PDGA –Turnier ist, das gleiche Startgeld wie PDGA Mitglieder zahlen, auch beim Preisgeld nicht benachteiligt werden dürfen.

Diese Regelung wurde für 2018 ausgesetzt. Die Diskussion darüber geht weiter.

 

Neue Divisionen und neue Namen (2.01 H)

Nicht ausgeführt im Turnierhandbuch, lediglich an einer Stelle erwähnt, ist eine Änderung bei der Namensgebung und der Alterseinteilung der Divisionen, die an anderer Stelle heruntergeladen werden kann: https://www.pdga.com/pdga-documents/tour-documents/divisions-ratings-and-points-factors.

Die Tatsache, dass die Disc-Golf-Spielerschar nicht nur immer zahlreicher sondern auch immer älter wird und sich einstmals exotische Altersdivisionen inzwischen eines regelmäßigen Zustandekommens erfreuen, dürfte der Hauptgrund für die PDGA gewesen sein, die ‚Age brackets‘ zwischen 50 Jahre und 70 Jahren von 10 auf 5 Jahre zu halbieren, um dadurch die Wettbewerbsfähigkeit der älteren Divisionsteilnehmer zu verbessern. Dies führte offensichtlich zu einem technischen Problem: wie sollen die neuen Divisionen 55+ und 65+ genannt werden? Semi Grandmaster, Baby Senior Grandmaster? Um weitere euphemistische Wortschöpfungen zu vermeiden, hat sich die PDGA entschlossen, das ganze Namenssystem der Altersdivisionen zu vereinfachen und nur noch von ‚Master‘ zu sprechen. Grandmaster sind nun offiziell die Master50+ und Legends folglich die Master70+. Bei den weiblichen Divisionen wird wie bisher dem ‚Master‘ ein ‚Women‘ hintenangestellt. Aus den Senior Grandmaster Women werden so die Master Women 60+.

Einhergehend mit dieser Standardisierung wurde eine weitere Änderung eingeführt, die vielen Spielern wahrscheinlich nicht so einfach von der Zunge geht: die Open-Division heißt nun offiziell ‚Mixed‘, geschuldet offenbar der Tatsache, dass sie auch Frauen offen steht. Ob dies dazu führt, dass auch tatsächlich mehr Frauen in der Mixed-Division teilnehmen, sei bezweifelt.

Der Artikel über die Änderung der Divisionen findet sich in Englisch unter https://www.pdga.com/new-age-based-competition-divisions-starting-2018

Ein detaillierter Überblick über weitere kleinere Änderungen im Turnierhandbuch findet sich in Englisch unter https://www.pdga.com/2018-pdga-competition-manual-updates-explanations