Von alten Hasen und (neuen) Meistern – ein Bericht von Nathali Palencia
Man kann wohl mit Recht behaupten, die Scheibensucher Rüsselsheim e.V. sind alte Hasen. Seit Jahren schon organisieren wir mit viel Liebe zum Detail erstklassige Events, und unser Kurs und unsere Turniere sind in ganz Deutschland berühmt.
Als uns im Jahre 2018 die Ehre zuteil wurde, die 37. Deutsche Discgolf Meisterschaft auszutragen, war uns allerdings schnell klar: da müssen wir noch eine Schippe mehr drauflegen!
Mit zwei Jahren Vorbereitungszeit machten wir uns also an die Organisation dieses Events, das als Meilenstein in der deutschen Discgolf-Szene noch lange in Erinnerung bleiben sollte.
Aus dem umfangreichen Erfahrungsschatz der Scheibensucher und dabei insbesondere unseres 2. Vorsitzenden Wolfgang Kraus wurden zahlreiche Aufgaben identifiziert und in mehreren Areitsgruppen verteilt. Ja, die Scheibensucher sind einer der größten Vereine Deutschlands, aber so eine DM auszurichten für 144 Spieler lässt selbst uns an die Grenzen kommen. Ganz ohne Doppel- und Dreifachschichten sowie der Hilfe von Freunden geht es nicht. Und daher sind wir mächtig stolz und glücklich. Stolz, dass so viele Vereinsmitglieder die Arbeit auf sich nahmen und sich über Monate hinweg in stundenlangen Meetings Gedanken machten. Oder vor Ort tätig waren und den perfekten Kurs präparierten, nicht eher ruhten, bis die letzte Schneise präzise durch das Rough geschlagen war, der achtzehnte 10 Meter Kreis gezogen und das letzte Stück der mehr als 1000 Meter langen OB-/Hazard-/Mando-Linie gespannt war. Glücklich sind wir über die vielen Helfer, die sich bereit erklärten, selbstgebackenen Kuchen und Getränke zu verkaufen und an nicht weniger als sechs Stellen zu spotten. Besonders hervorzuheben seien hier Irmgard „Irmi“ Sieben (Scheibensucherin), Ruth Kattwinkel (Frau von Klaus), stellvertretend für viele andere, die sich über Jahre hinweg mit ihren umfangreichen ehrenamtlichen Tätigkeiten unentbehrlich für Discgolf in Deutschland / den Verein verdient gemacht haben. Alle namentlich und nicht namentlich genannten Helfer sowie selbstverständlich unsere zahlreichen Sponsoren, allen voran die Hauptsponsoren Sportime, Crosslap, Volksbank Rüsselsheim und die Stadtwerke Rüsselsheim, haben durch ihr Engagement, ihren großartigen Einsatz und großzügige Geldmittel ganz wesentlich dazu beigetragen, dass dieses Event stattfinden konnte und solch ein voller Erfolg wurde. Es hat Spaß gemacht, den Zusammenhalt der Community live mitzuerleben und Teil davon zu sein. Die Scheibensucher Rüsselsheim e.V. sagen „DANKE“!
Für das leibliche Wohl vor Ort sorgte der ehemalige Wirt des berühmten Jägerhofs in Rüsselsheim Ralf Hummel, der auf die hungrigen Spieler und Gäste mit selbstgemachten Spezialitäten wartete.
Über 4 Tage stellten sich die 144 besten deutschen Discgolfer und German Tour Teilnehmer dem wechselhaften Wetter und dem anspruchsvollen Layout im Rüsselsheimer Ostpark. Der Kurs wurde im Juli 2022 bereits bei den Ostpark Open auf Herz und Nieren geprüft und für würdig befunden. Die Long Tees für MPO, Juniors, MP40 und MP50 warteten mit rund 2200 Meter auf. Die Short Tees (FPO, FP40, MP55 und MP60) mit rund 2050. Die längste Bahn war die von Hazard-Linien eng umspannte Bahn 18 (212/186 Meter).
Nach 2 Trainingstagen wurde das Event am Donnerstag Abend im Rind Rüsselsheim offiziell durch Turnierdirektor Wolfgang Kraus und den 1. Vorsitzenden der Scheibensucher Michael „JD“ Janske-Drost eingeläutet. Neben der Vorstellung der Bahnen und des Ablaufs der DM wurden hier auch viele der Helfer geehrt sowie zur Erheiterung aller ein Bericht (ab Minute 1:49) des HR über die DM mit Wolfgang Kraus und Hoffnungsträgerin Martje Sumowski ausgestrahlt. Zum Abschluss wurden alle Vorjahressieger auf die Bühne gebeten, um durch gemeinsames Putten auf der Bühne das Turnier zu eröffnen. Ein gelungener Abend mit Raum für Austausch und Spaß.
MPO – Timo Hartmann wird Deutscher Meister 2022 in der Open Division
Irgendwie nicht vollkommen unerwartet – denn seit dem Jahr 2016, als er das erste Mal an einer Deutschen Meisterschaft teilnahm, brachte Timo Hartmann – sofern er denn teilnahm – den Pokal nach Hause. Runde 1 wurde noch klar dominiert vom ebenfalls bereits mehrfachen Deutschen Meister Dominik Stampfer (auch bekannt durch den Podcast ParTherapie) mit der ungeschlagenen besten Runde von -13. Mit 4 Würfen Vorsprung ging er vor Scheibensucher Timo Serafin und mit sogar 7 Würfen Vorsprung vor Timo Hartmann in Runde 2. Doch Timo Hartmann, gesponsort durch Crosslap, kämpfte sich hoch, verringerte den Vorsprung in Runde 2 auf einen Wurf und baute sodann seinen eigenen Puffer auf. Dominik Stampfer hatte seine schwächste Runde ausgerechnet im Finale, konnte aber dennoch seinen 2. Platz souverän verteidigen. Am spannendsten war für mich als Scheibensucherin das unsichtbare Battle im Finale zwischen unserem Timo Serafin und Kevin Konsorr (Meister 2018, 2016 und 2012). Während Timo im Leading Flight hoffte, den Abstand zum zweitplatzierten zu verringert, kämpfte sich Kevin vom Chase Flight vor. Gebannt verfolgte ich die Situation live vor Ort und auf Metrix. Doch Timo behielt die Nerven, und nach seinem letzten, gut platzierten Vorhand-Drive an der mit Hazard durchtränkten Bahn 18 war klar – der letzte, nicht gerade kurze Putt von Timo würde nur noch darüber entscheiden, ob er sich den 3. Platz mit Kevin teilen würde oder ob er ihn für sich allein beanspruchen konnte. Wir sind sehr stolz auf unseren Timo Serafin und freuen uns über den 4. Mann auf dem Podest, der sich so stark hochgearbeitet hat. Herzlichen Glückwunsch!
FPO – Wiebke Jahn holt sich ihren 2. Meistertitel in der offenen Damenklasse
Wiebke war für mich von Anfang an eine der Favoritinnen. Allerdings wird auch hier die Konkurrenz immer stärker: Jessica Cowley und Jasmin Milzetti vom Ars Ludendi Darmstadt, Carina Weidner vom TV Sindlingen und selbstverständlich die drei Juniorinnen Martje Sumowski, Lili Skuraß und Finja Feldhoff (aufgrund fehlender Teilnehmerzahlen in ihrer Division der offenen Damenklasse zugeordnet) im Teilnehmerfeld ließen dann doch Raum für anfängliche Spekulationen. Am Ende konnte Wiebke jedoch in 3 der 4 Runden ihre Führung weiter ausbauen. Besondern Martje Sumowski rückte ihr dabei allerdings auf die Pelle. Sie durfte sich für Runde 4 ihren „I won my card“-Preis abholen. Herzlichen Glückwunsch an Wiebke, Martje und Lilli für ihre Podestplätze! Wir sind ganz besonders gespannt, was die Zukunft für die jungen Talente bringen wird.
MP40 – Spannendes Finale und emotionaler Sieg für Scheibensucher Lucca Seippenbusch
Als der den Sieger der MP40 Division ansagte, kamen Turnierdirektor Wolfgang Kraus die Tränen. Seit 2016 spielt unser Lucca auf sehr hohem Niveau Discgolf, aber noch nie hat er es geschafft, eine Meisterschaft zu gewinnen, auch wenn es schon manchmal knapp war. Dieses Jahr war es endlich soweit, und das freut uns natürlich ganz besonders. Auch hier entschied sich der Sieger durch die verflixten Bahnen 17 und 18. Der schlussendlich zweitplatzierte Jens Erdmann benötigte insgesamt drei Würfe mehr als Lucca – die drei Würfe, die er auf eben diesen Bahnen an Lucca verlor. Der Drittplatzierte Jörg Eberts gab damit zum ersten Mal seit 2018 den Meistertitel ab. Auch an Euch: Herzlichen Glückwunsch!
FP40 – Susann Fischer Deutsche Meisterin
Seit die Division FP40 für die Deutschen Meisterschaften eingeführt wurden wechseln sich Susann Fischer und Christine Hellstern als stärkste Spielerinnen in meiner Klasse ab. Leider war Christine dieses Jahr nicht dabei.
Es ist immer schwierig, über sich selbst zu schreiben, aber ich bin sehr glücklich, dass ich dieses Jahr meinen Vize-Titel verteidigen konnte. Susann gewann souverän mit 8 Würfen Vorsprung, aber ich bin sehr stolz auf meine sehr gute Leistung und 3 Runden über Rating. Leider wurden mir am Ende – wie so vielen – die schwierigen Bahnen 17 und 18 zum Verhängnis. Daniela Host vom TV Fredeburg und ich hatten ein spannendes Battle auf Augenhöhe, und ich freue mich schon auf die nächste Runde mit Daniela!
MJ18 – Juniors auf dem Vormarsch
Mit 8 Teilnehmern war die MJ18 Division wieder voll vertreten. Der Sieger Lennard Staszyk wäre mit seinem Ergebnis auch bei MPO unter die Top 20 gekommen, sehr stark. Den 2. Platz belegte Luca Kienel, gefolgt von Connor Mussmann, der in diesem Jahr an seiner ersten DM teilnahm, auf dem 3. Weiter so!
MP50 – Martin Doerken souveräner Sieger
Martin, der erst dieses Jahr in die Division MP50 wechselte, gewann im erst September 2022 die Belgian Open und machte wohl einfach gleich weiter. In allen 4 Durchläufen lieferte er die stärkste Runde innerhalb seiner 15 Spieler umfassenden Division ab und konnte sich am Ende mit klaren 14 Würfen vom Rest des Feldes absetzen. Etwas spannender war der Kampf um die Plätze 2 und 3, wo sich am Ende Oliver Möllemann (Deutscher Meister MP50 2020, 2019) mit 5 Würfen Vorsprung ebenfalls klar gegen Sascha Goldmann absetze. Gratulation!
MP55 auf Hochtouren
Die Division Männer über 55 wurde dieses Jahr zum ersten Mal ausgespielt. Hintergrund der Einführung dieser Division ist die wissenschaftliche Erkenntnis, dass der menschliche Körper ab dem 55. Lebensjahr „signifikante Leistungsverluste“ erfährt. Dies hat unsere MP55 aber nicht abgehalten, Höchstleistungen zu zeigen. Gratulation an Werner Riebesel (1), Alex Müller (2) und Stefan Heine (3), die alle drei auf diesem schwierigen Kurs im Gesamtergebnis Par oder unter Par spielten! Hatte Alex Müller noch das ganze Turnier über dominiert so verlor er am Ende mit einem Wurf Abstand gegen den Deutschen Meister MP50 des Vorjahres, Werner Riebesel, und ein Blick auf die Metrix Ergebnisse zeigt: es entschied sich auch hier an Bahn 17, an der Werner das Birdie spielte während Alex sich das triple bogey auf die Scorecard schreiben musste.
MP60 – Turnierdirektor Wolfgang Kraus holt sich den Titel
Zum ersten Mal seit 2016 konnte Wolfgang Kraus wieder einen Meistertitel erringen, diesmal in der Division MP60. Mit sensationellen 21 Würfen Vorsprung kam er aus der Finalrunde, gefolgt von Ruldolf Haag (2) und Frank Hellstern (3), ebenfalls neu in dieser Division. Hierbei darf man natürlich nicht außer acht lassen, dass Wolfgang als Turnierdirektor sehr stark in die Organisation des Events eingebunden war. Dass er fokussiert blieb und den Scheibensuchern einen weiteren Podestplatz bescherte, zeugt von hochkarätigem Können und jahrelanger Erfahrung. Eine starke Leistung!
Neben dem offiziellen Event gab es noch den Crosslap Putting Contest, im Einzel und für Vereine, sowie den Speed Putting Contest. Qualifizieren konnte man sich auf dem Turniergelände, das Finale wurde in der Skatehalle Rollwerk in Rüsselsheim ausgetragen.
Ergebnisse Crosslap Putting Contest:
Deutscher Meister „Einzel“: Andreas Kölbl
Deutsche Meister „Vereine“: Ars Ludendi Darmstadt
- Deutscher Meister „Speed Putting“: Timo Hartmann
FROLF begleitete dieses Jahr wieder die Finalrunden der FPO und MPO Leading Flights – die Videos sind bereits veröffentlicht, mit Kommentaren von Martje Sumowski (FPO) und Sven Ole Blisgin & Tobias Schulz (MPO). Schaut Euch um auf FROLF’s YOUTUBE Kanal und hinterlasst Likes!
Wir freuen uns schon auf die nächste Deutsche Meisterschaft in Gößweinstein, ausgerichtet durch die HyzerCrew!