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Das fast perfekte französische Menü

2.8.2010 | Alessa Schwarz. Zur Vorspeise: Käse und Wein. Hauptgang: Weinbergschnecken in Weißweinsoße. Dessert: Mousse au Chocolat. Die Käseauswahl und der dazu passende Wein sind eine französische Wissenschaft für sich. Ganz genau wie die Wahl der richtigen Fahrgemeinschaft zu einem Turnier. Schwierig, denn nicht jeder Käse hält, was er verspricht und davon hängt ab, ob die Einstimmung auf den bevorstehenden Hauptgang gelingt. Am Ende hatte ich dann doch noch das Glück, einen Platz in einer Berliner Fahrgemeinschaft zu finden und die lange Anreise wurde mit Klang und Gesang, Spiel jeder Menge Beinfreiheit und einem Schlaf-Stopp herrlich angenehm gestaltet und das Abenteuer konnte beginnen.

Dienstag wurde dann erst mal ausgiebig auf dem Course Wingles, oder „Wiggles“ wie ich ihn getauft habe, trainiert. Wingles war mein bevorzugter Course, der im Vergleich zum Olhain eher eng war und einiges, für meine Weite und mein Können, technisch von mir abverlange. Außerdem musste ich mich dran erinnern, auch einfach mal „nicht zu viel zu wollen“ und smart zu spielen und den ersten Wurf dann doch mal nur mit dem Putter vorzulegen. Denn die Büsche, die die schönen Fairways abgrenzten hatten es in sich.

Der von einem Ballgolf umgemodelte zweite Disc Golf Course Olhain, nahe des Headquaters, war das absolute Gegenteil. Vor allem long and open und wies aber einige Höhenunterschiede auf. Ein Spieler mit meiner Distanz musste an den meisten Holes öfter mal zum Driver greifen und dem entsprechend war der Course vor allem sehr kräfteraubend. Eine Runde dauerte auch gerne mal 4 Stunden und wurde nicht selten von starkem Wind begleitet.

Der Hauptgang, die Turnierrunden an sich, war wirklich anspruchsvoll und gewöhnungsbedürftig. Es wurde ab der ersten Runde nach Division gespielt und Start der ersten Runde war je nach Course um 7 oder 8 Uhr. Um 5 Uhr morgens aufstehen kostete mich da schon einiges an Überwindung, zumal die Nächte dank hervorragender Gesellschaft der Briten und Dänen auf dem Zeltplatz viel zu kurz waren 🙂

Auch zum Teil nur eine Runde am Tag zu spielen und so nicht gleich dem Drang nachgehen zu können, in der zweiten Runde Fehler der Vorrunde auf dem gleichen Course wieder auszubügeln, war neu für mich – genauso wie plötzlich unter den Augen von so vielen Zuschauern spielen zu müssen. Kurz, das Format der EM war ungewohnt, so wie etwa Schnecken zu essen. Soll aber nicht heißen, dass es nicht sogar sehr gemundet hat, nachdem man sich an den Geschmack gewöhnt hat.

Der European Putting Contest am Samstagabend war super. Die Stimmung an unserem deutschen Tisch war groß, als Simon jeden ersten Putt pro Distanz souverän im Korb versenkte und sich letztendlich bei 18m gegen den Dänen Jens Bak behauptete.

Das Open Finale auf dem Olhain war unheimlich spannend. Ausgangsplatzierung war Simon auf dem 3. Platz (281) einen Wurf hinter KJ Nybo und Jesper Lundmark (281), gefolgt von Johannes Högberg (287). Für mich als EM-Rookie war es unter anderem motivierend zu sehen, dass auch die Top-Spieler an der Bahn 8 bei starkem Headwind weiche Knie auf dem Tee bekamen. Eine echt schwere Bahn bei der ich mir selbst nur mit der Chicken-grenade-Variante zu helfen wusste.

Simon erkämpfte sich den Vize-Europameister Titel hinter Lundmark – Gratulation nochmals! Weitere Ergebnisse sind unter https://www.pdga.com/tournament-results?TournID=9721 einsehbar.

Kommen wir nun zum Dessert, dem Mousse au Chocolat der EM Woche. Ich bin natürlich nicht zufrieden mit meinem Ergebnis. Doch bin ich auf jeden Fall um einige Disc Golf Erfahrungen reicher, von denen ich sicherlich profitieren kann.

Es war einfach herrlich. Eine ganze Woche Disc Golf spielen, auf zwei verschiedenen Kursen, mit Leuten verschiedenster Nationalitäten, ein Traum! Es hat mich vor allem gefreut alte internationale Freundschaften aufzufrischen und neue zu gewinnen. Auch von Vorteil war es endlich mal wieder ein paar Tipps und Lehrstunden von erfahrenen Golfern zu bekommen. Ich hoffe sehr, dass ich das Gelernte in der Zukunft auch umsetzen kann.

Endbilanz: Es war eine unheimlich tolle Woche, die viel zu schnell vorbei gegangen ist und die Lust auf mehr internationale Turniere in mir hervorgerufen hat.

Fotos: Martin Frederiksen www.frisbee.net