Die Discgolf-Anlage im schönen Bremer Weseruferpark ist erwachsen geworden
Bremen. Deutschlands Beste im Disc Golf trafen sich am Wochenende vom 24. bis zum 26. Juli in Bremen und folgen der Einladung des Drehmoments. Das Turnier war ein Teil der German Major Tour.
Turnier Direktor Michael Rollnik packte – mit der Ausrichtung des Majors auf dem von ihm designten Kurs – die Möglichkeit beim Schopf, gleich mehrere wesentliche Dinge in der Wahrnehmung Bremens in der Discgolf-Szene positiv zu verändern.
Zuerst sei angemerkt, das der viertgrößte Discgolf-Verein Deutschlands, der Drehmoment Bremen, nachdem mehrere Jahre keine größeren mehrtägigen Turniere ausgerichtet worden sind, durchaus in der Lage ist, ein solches auf die Beine zu stellen. Unterstützung für dieses Unterfangen kam von der Stadt Bremen für die Bereitstellung des Geländes und vor allen Dingen vom benachbarten Sportverein TSW Woltmershausen, der ortsnahe Zeltmöglichkeiten sowie sanitäre Räume stellte. Einen Besonderen Dank geht an Stadtgrün Bremen, die einer zusätzlichen Mäh-Aktion des Terrains zustimmten und somit zu einem höheren Spielvergnügen beigetragen haben.
Doch was bot der Parcours? Angefangen beim variantenreichen Kursdesign, mit einer guten Abwechslung in Anspruch – perfekt angelegten OB Linien sowie wehenden Fahnen auf den Körben und vom TD persönlich gestalteten Abwurftafeln – und Aussehen der 18 Bahnen mit äußerst angenehmen Spielfluss, über die zahlreichen sympathischen Spotter, sowie einem ansprechendem und vollen Starterfeld bot der fein angelegte Turnier- Parcours am westlichen Weserufer von Pusdorf, so wird nämlich der etwas abgelegene Stadtteil Bremens genannt, für jeden Geschmack etwas. Der Name Pusdorf kommt übrigens vom Wind der durch die Ortschaft pustet. Und von dem war vermutlich an diesem Wochenende für manchen Spieler etwas mehr als gewünscht vorhanden.
Trotz Wind- und Wetterwarnungen wurde das Turnier wie geplant durchgezogen. Es gab lediglich eine unwetterbedingte Unterbrechung am Samstag. Dies war jedoch eine reine Vorsichtsmaßnahme, denn zum Zeitpunkt des Abbruchs vier Bahnen vor Ende der ersten Runde, war das Schlimmste schon überstanden; und so schlimm wie im Nachbarland Niederlande wurde es im ruhigen Bremen zum Glück nicht.
Nur sehr schade, das auf Grund des “Pieselwetters” das gemeinsame Grillen ausfiel. Dies ist übrigens der einzige eklatante Mangel, der dem turniererfahrenen Autor dieser Zeilen aufgefallen ist: der wetterbedingte Ausfall der gemeinschaftlichen Abendveranstaltung. Es waren so viele angenehme Scheibenschleuderer vor Ort, ein abendliches Feuer mit wohl dosiertem musikalischen und kulinarischen Programm hätte das Wochenende vermutlich noch besser in die kollektive Erinnerung eingebettet.
So lag der Fokus auf dem Sportlichen, welches der zweite Punkt in der oben erwähnten Wahrnehmungsveränderung sein soll: Der WUP (Weseruferpark) ist erwachsen geworden! Der Drehmoment ist mit zwölf Jahren auf dem Buckel zwar noch ein Teenager, aber das Turnierlayout ist im Vergleich zum regulären Layout kein Hobby- und Anfängerkurs mehr. Besonders deutlich wurde das spätestens auf den neun Finalbahnen, hier gab es nur noch eine der sonst relativ häufig auftretenden 60- bis 70-Meter-Bahnen und daher waren 26er Scores (vier unter Par) eher selten.
Kommen wir also zum Eingemachten: Nur die Top Ten der Open und die beiden besten Master-Spieler haben es geschafft, nach dreieinhalb Runden das Kurspar von 57 zu knacken. Auf der elegant schlängelnden Bahn 13 ist nicht einmal freitags beim Best-Shot-Doppel das Par geknackt worden. Dies gelang im gesamten Turnierverlauf an dieser Bahn lediglich erlesenen drei Spielern: Thomas Kevin Seifert aus Hamburg, Elias Güldenhaupt aus Wolfenbüttel und TD Michael Rollnik aus Bremen. Für diese sportliche Glanzleistung gebührt TD Rollnik allerdings nur ein Minimum an Anerkennung, im Vergleich zu den Leistungen die er im Vorfeld erbracht hat um dieses Turnier überhaupt ins Leben zu rufen, sei es als TD oder auch als Sponsor und Unterstützer im Namen von SuperFly Disc Sports. Natürlich ist ein Turnier nichts ohne seine Helfer vor Ort, denen ich an dieser Stelle auch großen Dank aussprechen möchte, denn die Arbeiten fleissiger Drehmomentler im Vorfeld werden schnell vergessen, sind aber immens wichtig, um alles in die richtigen Bahnen zu lenken!
Wer sich an frühere Bremer Turniere erinnert, weiß vielleicht von diversen Bahnen die den interessanten Namen `Panic-Peninsula` trugen. Es waren meist kurze Bahnen, die aber präzise gespielt werden mussten um einem eventuellen Scheibenverlust vorzubeugen. Auch im WUP Major Layout hat es eine Inselbahn gegeben: in Form des Wappens eines international relativ gut bekannten (Fussball)Vereins. Da die Zuneigung zum Verein mit dem weißen „W“ in der grünen Raute in Bremen recht groß ist, fiel die rautenförmige Insel ebenfalls recht groß aus, was einen Gang zur Drop-Zone – in Breeem sacht man auch gern Depp-Zone – auf der etwas über 60 Meter langen Bahn nahezu nicht nötig machte. Trotzdem, und diese Spitze sei hier erlaubt, ist es dem Turniersieger gelungen dieses Kunststück zu schaffen, da er, mit eigenen Worten “das Ziel um über 20 Meter verpasste“. Da hat Herr Plaue mit seinem sonst so sicheren Sidearm den Pusdorfer Wind definitiv etwas unterschätzt. So wird dann die sicher geglaubte „Pflichtbirdie-Bahn“ zum Bogey. Dieses Problem kennen vermutlich viele, oder gar alle Turnierspieler – wenn auch nicht unbedingt an Bahn zwölf, an der auch zwei Turnier-Asse gespielt wurden. Es ist übrigens die besondere mentale Schwierigkeit des Bremer Parcours, die Spieler müssen sich damit auseinandersetzen, die Frustration über verpasste oder gar verputtete vermeintliche Pflichtbirdies nicht in ihren Spielfluss einwirken zu lassen.
Bei den Damen beherrschten die Hyzernautinnen aus Potsdam, angeführt von Susann Fischer und gefolgt von Antonia Faber, das Starterinnenfeld. Besonders angemerkt sei hier, dass Susann denkbar ungünstig mit einem Doppelbogey auf der ersten Bahn (17) in das Turnier gestartet ist, sich davon aber nicht unterkriegen lies und die Runde mit einer 58 abschloss, was mit einem Wurf über Par eine großartige Leistung war. Dies ist im Verlauf des Turniers keiner Dame mehr gelungen – und nebenbei bemerkt, auch den meisten anderen Spielern nicht.
Interessanterweise spielten sowohl die Gewinnerin der Woman-Division als auch der Gewinner der Masters-Division Michael Kobella die erste Runde gemeinsam. Kobella spielte in der Masters-Klasse als Klasse für sich und wäre mit zwölf unter Par auch im Open-Feld klasse weit vorne gelandet. Bei den Grandmasters lies Wolfgang Kraus ebenfalls nichts anbrennen und dominierte seine Division. Die von der Spielerzahl und vom Alter her kleinste Division Juniors wurde von Maik Hartmann gewonnen; auch hier verdient die gute Leistung eines Bremer Eigengewächses Aufmerksamkeit: Mit seinen zwölf Jahren erspielte sich Max Schulze – sein bester Score war 61! – den geteilten zweiten Platz mit dem weiteren Drehmoment Eigengewächs Keanu Buck.
Doch warum eigentlich Bordeaux oder Bremen? Nun, in der schon beschriebenen Samstags-Turnierauftaktgruppe an Bahn 17 befand sich neben dem Autor dieser Zeilen und den beiden erwähnten Divisionsgewinnern auch noch der weitgereiste belgische Spitzenspieler Maxime Tanghe, der sich mit seinem Bruder Guillaume auf den Weg nach Bremen machte, weil er es dem Turnier in Bordeaux vorgezogen hat. Einerseits waren mehr Spieler in der Open-Division – also besserer Wettbewerb und andererseits waren es auch zwei Stunden weniger Fahrtzeit – so seine Begründung. Tja, hätte der junge Maxime Tanghe nicht auf der letzten (!) von 63 Bahnen seine Führung mit Christian Plaue geteilt und wäre das darauf folgende Stechen um die Bremer-Prodigy-Disc-German-Major-Tour-Turnier-Krone nicht schon an der ersten Bahn zu Gunsten des deutschen Topspielers entschieden worden, man hätte ja vermutlich noch jahrelang von Bremer Mauschelei gesprochen – dass die Divisionssieger des Turnieres ja von vornherein zusammen gespielt hätten -und der Turnierberichterstatter auch noch dabei war – und wer weiß was da noch so alles abgesprochen wurde! . . .
Letztendlich ist es dazu ja nicht gekommen, da Maxime Tanghe mit seinem Tee-shot bei Bahn eins des Stechens einen Baum traf, oder wie Dave Lizotte, der wie immer auf seine unnachahmliche Art verbal eloquent durch das Turniergeschehen führte, es bei der Siegerehrung auf genuscheltem französisch sagte „un problème avec un arbre“ hatte.
Der Sieger der Open-Klasse fuhr jedenfalls im Anschluss nach Schweden weiter, der Zweite nach Belgien zurück, manche nach Augsburg, Potsdam, Flensburg und weitere Städte in Deutschland. Wir vom Drehmoment hoffen, dass viele wiederkommen, da sich eine Reise nach Bremen zum Golfen immer lohnt und wir uns freuen, weitgereiste Gesichter zu sehen. Abgesehen vom wunderschönen Weseruferpark, gibt es noch das wilde Areal56, den genialen 20-Bahnen-Parcours im Bürgerpark von Bremerhaven und bald auch einen weiteren kleinen Parcours an der Weser in Bremen-Nord. Bremen ist das Bundesland mit der höchsten Parcoursdichte Deutschland. Also kommt bald wieder nach Bremen, die Reise lohnt sich; es gibt hier übrigens auch guten Bordeaux.