21.6.2011 | Manja Pfeiffer. „Wir tun einfach so, als wäre kein Wind. Und außerdem wird es nicht regnen“, sagt Josephine Jahn mit einem energischen Blick gen Himmel. „Ach, das Wetter ist egal“, kommt es vom optimistischen Riesaer Thomas Beeg. Und Optimismus mussten die 90 Spielerinnen und Spieler an beiden Tagen bei so manch Wetterkapriole beweisen. Das Wetter schwankte zwischen sommerlichen Ambiente und Platzregen. So schnell konnte man Regenhose und -jacke gar nicht an- und ausziehen. Gegen Ende des ersten Tages hing die Scheibentasche wie ein nasser Klumpen auf dem Rücken – oder auch in den Kniekehlen.
Ungefähr so spannend wie das Wetter ging es auch im Spielerfeld der XXIV. Berlin Open zu. Simon Lizotte wurde klar als Favorit der Open Division gehandelt. Ihm an die Seite stellte sich allerdings der Finne Jussi Meresmaa, der derzeit den 13. Platz der Weltrangliste belegt und somit zu Simons Konkurrenz wurde. Wie ein Schatten blieb Jussi an Simon dran und zog mit nur vier Würfen Rückstand ins Finale ein. Ebenfalls im Finale spielten die Dänen Mikael Birkelund (Gewinner der Berlin Open 2006) und Kristian Larsen sowie der Söhnstetter Dominik Stampfer. Greg Marter verpasste den Einzug ins Finale nur knapp bei einem Stechen.
Und wer nun meint, dass bei vier Punkten Vorsprung ein Finale bereits so gut wie entschieden sei, der kennt die Berlin Open nicht. Hier wird Spannung geboten. Auf dem legendären Rodelberg kassierte Simon eine fünf und auch bei der nächsten Bahn musste er zuschauen, wie sein Vorsprung eindampfte. Erst an der drittletzten Bahn fiel die Vorentscheidung. Simon lag nach dem ersten Wurf doppelt so weit weg vom Korb wie Meresmaa. Sein 15m-Putt wäre wohl einen halben Meter am Korb vorbei gegangen, wenn er nicht noch einen Baum touchiert hätte, um mit lautem Rasseln im Korb zu landen.
Insgesamt spielte aber Meresmaa das beste Finale. Es reichte dennoch nicht, um Lizotte den Sieg abzunehmen, der mit mit einem Wurf (!) Vorsprung Gewinner der Open Division wurde. Den dritten Platz teilen sich Stampfer und Birkelund. Meresmaa bei der Siegerehrung: „Usually, if I play a tournament bogey-free, I win it. This time, I lost it to a kid.“ Das ist wohl der finnische Humor.
Die Urgesteine der Berlin Open George Braun und Stephen Defty schafften den Spagat zwischen dem Aufbau der Körbe im Morgengrauen und einer erstklassigen Turnierleistung ohne jegliche Ermüdungserscheinungen. George Braun gewann in der Master Division mit acht Würfen Vorsprung klar vor Michael Vogelmeyer und Morten Ivo.
Auch Stephen Defty schien in der Grandmaster Division ohne jegliche Konkurrenz zu sein. Er ließ den Schweizer Francesco Puliafito, der in der ersten Runde noch nicht warm mit dem Kurs war, mit 22 Würfen hinter sich. Den dritten Platz belegte Andreas Wegener.
Und bei den Damen? Frank Neitzel hatte die Deutsche Meisterin Susann Fischer klar auf dem Siegertreppchen gesehen. Er sollte Recht behalten. Wer sich im sintflutartigen Sturzregen um einen Wurf verbessert, hat den ersten Platz verdient. Obwohl sie im Finale einen Wurf mehr als die Potsdamerin Margrit Dittmann benötigte, spielte sie sich insgesamt vor Josephine Jahn (2. Platz) und Margrit Dittmann (3. Platz) aufs Podest.
Das waren die Berlin Open 2011. Wochenlang wurde darauf hingefiebert und dann ist es nach gefühlten drei Würfen schon wieder vorbei.
Die Entscheidung von Frank Neitzel und Skander Morgenthaler die Berlin Open wieder in die Rehberge zu verlegen, war wohl richtig. Denn „Back to the Roots“ ist es doch am schönsten.
Ergebnisse: https://www.pdga.com/tournament_results/65351
Bilder: https://www.2sf.info/dg/2k11bo/index.html
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