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Allgäu Limited: Auf Tuchfühlung mit den US-Pros

17.7.2011 | Simon Ceh, Philiip Gould & David Wojak. Im wunderschönen Allgäu fand vom 8. bis 10. Juli 2011 ein exklusives und in unseren Breiten bisher einzigartiges Disc-Golf-Ereignis statt. Der achtfache Disc-Golf-World-Champion David Feldberg reiste mit seinen 8 Disc-Golf-Lehrlingen per Auto aus Schweden an, um als Turnierdirektor ein Wochenende zu gestalten. Bei seinen Weggefährten handelte es sich um die Crème de la Crème der US-amerikanischen Disc-Golf-Szene. So fanden Nikko Locastro, Will Schusterick, Paul Ulibarri, Eric McCabe, Cale Leiviska, Paul McBeth, Paige Pierce und Melody King den Weg nach Ofterschwang. Grund genug also für jeden Scheibengolf-Aficionado, die Reise in den Allgäu anzutreten, um ein Wochenende auf Tuchfühlung mit den Weltbesten gehen zu können.

Für Disc-Golfer aus der Schweiz, Deutschland und Österreich gab es 26 freie Startplätze, um das Wochenende mit den Pros erleben zu können. Für 100 Euro Startgebühr gab es ein Best-Shot Doubles, ein PDGA C-Turnier über 2×14 Bahnen mit Finale der besten 12, Weitwurf- und Putt-Training mit den Profis, eine beeindruckende Weitwurfdemonstration, ein geniales Playerspackage, freie Getränke und Mittagessen. Die Flights wurden stets von Dave Feldberg persönlich zusammengestellt, um jedem Teilnehmer die Möglichkeit zu geben, stets mit unterschiedlichen Pros zu spielen.

Am Freitagabend fand bereits das Doubles im Best-Shot-Modus statt. “Unser” Phillip Gould hatte das außerordentliche Glück, mit dem 8-fachen Weltmeister ein Team bilden zu dürfen. Das Duo zerstörte erwartungsgemäß den Rundenrekord und konnte mit einer 31 auf dem mit Par 44 ausgeschriebenen Parcours den Sieg einheimsen. Nach dem Doubles legte sich somit auch die Ehrfurcht vor den Disc-Golf-Größen bei einem gemeinsamen Abendessen und anschließendem Bier. Im Laufe des Abends entwickelte sich eine regelrechte Wohnzimmeratmosphäre, in der verschiedenste Disc-Golf-Anekdoten zum Besten gegeben wurden.

Am Samstag, dem Turniertag, zeigte sich dann erstmals der Ehrgeiz der Profis, jedes Turnier gewinnen zu wollen. Dazu muss gesagt werden, dass die Amerikaner von ihren Gewinnen bei Disc-Golf-Turnieren leben. Es entwickelte sich dadurch bereits von der ersten Bahn weg ein harter Kampf um den Turniersieg. Schnell wurde klar, dass auf den relativ kurzen, aber trickreichen Bahnen die US-Boys & -Girls nicht ohne Grund als die Besten der Welt gelten. Michi Stelzers bis dahin gültiger Kursrekord von 8 Würfen unter Par wurde von Nikko Locastro gleich zwei mal unterboten. Mit unglaublichen 12 und 13 Würfen unter Par auf 14 Bahnen bewies der aktuell Weltranglisten-Führende, dass er sich zur Zeit in Top-Form befindet, und das Doubles-Ergebnis vom Vortag wenn es sein muss auch alleine spielen kann. Laut Feldberg dürften das wohl die besten Runden Locastros bisheriger Karriere gewesen sein. Österreichs Nachwuchshoffnung Simon Ceh hatte das grosse Los gezogen im Flight mit Nikko spielen zu dürfen, und die Vorstellung aus nächster Nähe zu beobachten. Die Erfahrung war derart beeindrucken, dass er angeblich seither täglich trainiert!

Im Finale war Platz für 12 Spieler, wobei die vorderen Ränge, wie zu erwarten, bereits durch die US-Pros belegt wurden. Um die letzten 4 Plätze kämpften die restlichen Starter. Der deutsche Junioren-Meister Dominik Stampfer sowie sein 20 jähriger Landsmann und Disc-Golf-Neuling Emanuel Kroll schafften es sogar in die Top-10-Gruppe, gleich dahinter lag David Wojak aus Österreich, der sich mit einer sehr guten 41 in Runde 2 vom restlichen Feld lösen konnte. Um den letzten Platz im Finale musste gestochen werden: Phillip Gould und der Deutsch-Amerikaner Christopher Longmire spielten daher auf Bahn 1 ein “Closest to the pin”, das Letzterer ganz knapp für sich entscheiden konnte. Gould durfte als Trost für das verpasste Finale dafür als Caddy von Feldberg fungieren.

Bei den Finalbahnen handelte es sich durchwegs um sehr lange (200m) Bahnen mit enormen Höhenunterschieden, die Turnierdirektor David Feldberg zuvor definiert hatte. Die Amerikaner dominierten hier auch weiterhin auf beeindruckende Weise, und schlußendlich gewann Nikko Locastro das Turnier mit deutlichem Respektabstand vor Will Schusterick und Paul Ulibarri. David Wojak konnte noch mit einem Birdie im Finale auf seine gute Form aufmerksam machen. Die Sieger wurden im Gasthaus Kreuz geehrt und Nikkos Siegerrede war auch gleichzeitig der Startschuß für die Players-Party. Bei Musik und Karaoke wurde ausgiebig gefeiert, getanzt und gelacht.

Am Sonntag fand durch den intensiven Vorabend die langersehnte Players-Clinic (zu Deutsch: Disc-Golf-Unterricht) etwas verspätet statt. Dennoch lauschten die Teilnehmer gespannt Feldbergs Worten, wie er Schritt für Schritt die perfekte Drive-Bewegung erklärte. Seine Teammitglieder führten die Bewegung immer gleich vor, sodass man auch ohne Englisch-Kenntnisse verstand, wie die richtige Bewegung abzulaufen hat. Nach der Theorie folgte die Praxis in Form einer beeindruckenden Demonstration der richtig angewandten Technik. Die acht Amerikaner brutalisierten ihre Scheiben mit irrsinniger Präzision in die Allgäuer Bergwelt (liebevoll “Big-Arm-Demo” genannt). Beeindruckend. Wirklich beeindruckend!

Ein “Aha-Erlebnis” der besonderen Art brachte die anschließende Drive-Analyse. Die Profis stellten sich nebeneinander auf und jeder Spieler durfte sich von seinem Idol Verbesserungstipps geben lassen. Dazu mussten die Spieler ihre aktuelle Drive-Bewegung vorzeigen, welche dann vom Profi analysiert und korrigiert wurde. Für viele waren diese paar persönlichen Minuten eine regelrechte Erleuchtung! Abschließend wurden noch die verschiedenen Putt-Techniken vorgestellt und detailliert beschrieben. Die Österreicherin Gaby Gould nutze die Gelegenheit, sich von Paul Ulibarr ein privates, 10-minütiges Putt-Training geben zu lassen.

Die Amerikaner verblieben mit dem Versprechen wiederzukommen und in naher Zukunft in Österreich vorbeizuschauen. Falls Fragen zur Technik auftauchen sollten, sind die Teilnehmer herzlich eingeladen worden, sich jederzeit persönlich via Internet an die Pros zu wenden. Spezieller Dank gilt an dieser Stelle noch Paul Davis, dem Initiator des Wochenendes. Im Jahr 2008 hörte er von der European Championship in Söhnstetten und ohne je Discgolf gespielt zu haben, reiste er sofort an um als Spotter auszuhelfen. Er war so begeistert von dem Sport, dass er noch im selben Jahr den Parcours im Allgäu errichtete.

Wir hoffen, dass es sich bei diesem Event nicht um einen Einzelfall gehandelt hat und Paul die Stars schon bald wieder zu uns holen kann.

Bilder: hier und hier