Mit der Saison 2024 müssen alle Spieler*innen während der Runde eine Scorekarte für sich und alle Mitspieler*innen ihrer Gruppe führen (8.08 A) .
Die Gründe für diese Regelung habe ich dem vorausgehenden Artikel zu den Regeländerungen genannt.
Was bedeutet diese Regelung nun für Spieler*innen und Turnierorganisatoren*innen?
A) Für Spieler*innen
Spieler*innen müssen sicherstellen, dass sie während der Runde wie vorgeschrieben scoren können. Sollte ein*e Teilnehmer*in sein*ihr Handy vergessen haben, glauben, dass sein*ihr Handy während der Runde den Geist aufgeben sollte oder sich nicht in seinen*ihren Account bei einem Scoring-System einloggen können, dann muss er*sie sich eine Papier-Scorekarte besorgen und die Scores auf Papier führen.
Was beinhaltet diese Pflicht zum Scoren?
Nach jeder Bahn muss das Ergebnis eines*einer jeden Spielers*Spielerin einschließlich der angefallenen Strafwürfe aufgerufen werden und von jedem*jeder Spieler*in notiert werden.
Nach der Runde müssen alle Mitglieder der Gruppe ihre Scorekarten auf gegenseitige Übereinstimmung prüfen. Falls es Diskrepanzen gibt, sollen diese durch Rekapitulation der betreffenden Bahn(en) ausgeräumt werden. Ist dies nicht möglich, geht der Fall an den*die TD*in.
Abschließend muss jede*r Spieler*in sicherstellen, dass seine*ihre Scorekarte spätestens 30 Minuten nach Rundenende bei dem*der TD*in abgegeben wird. Delegiert er*sie diese Aufgabe (etwa im Fall einer Papier-Scorekarte) an eine*n andere*n Spieler*in, wird nur er*sie selbst bestraft.
Kann man die Pflicht zum Scoren auch an eine Begleitperson abgeben?
Ja, dafür muss diese Person aber als die designierte Caddieperson dieses*dieser Spieler*in von diesem*dieser Spieler*in eingeführt sein, sprich: der Gruppe muss ab dem Zeitpunkt, zu dem die Begleitperson die Gruppe begleitet, von dem*der Spieler*in mitgeteilt sein, dass es sich hierbei um eine Caddieperson handelt. Für das Verhalten der Caddieperson gelten dieselben Vorschriften wie für das von Spielern*innen.
Was geschieht, wenn man Fehler beim Scoring macht?
Fehler in den Scores sollten bei der Überprüfung am Ende der Runde durch ihre Nichtübereinstimmung mit den Scores der anderen auffallen. Tun sie das nicht, gilt: Strafwürfe erhält man nur für Fehler im eigenen Score (Eigenscore). Schreibe ich aber für jemand anderes einen falschen Score auf (Fremdscore) und wird dies bei der Überprüfung übersehen und erst nach Abgabe der Scorekarten entdeckt, erhalte weder ich noch der*die andere einen Strafwurf hierfür. Allerdings kann nachlässiges Scoren oder die fehlende Überprüfung der Scores am Ende der Runde als Weigerung zum korrekten Führen der Scorekarten ausgelegt werden und entweder mit einer Turnierverwarnung (Verstoß gegen professionelles Verhalten, 3.03 A, B) oder mit einer Disqualifikation bestraft werden.
B) Für Turnierdirektoren*innen
Alle Turniere sind verpflichtet, eine Scoring-Methode anzubieten, bei der all-score-all möglich ist. Hätte beispielsweise ein elektronisches Scoringsystem die Beschränkung, dass jede*r Teilnehmer*in nur für sich selbst scoren kann, darf es nicht verwendet werden.
Wie bereits bisher gilt weiterhin, dass, unabhängig, davon, welche Scoring-Methode ein Turnier als bevorzugte anbietet, auch das Scoren auf Papier-Scorekarten möglich sein muss (1.05H). Dies hat angesichts der neuen Regelung zwar den Vorteil, dass hiermit die typischen Ausreden, um sich dem Scoren zu entziehen, wegfallen, als da sind: hab mein Handy vergessen, konnte mich nicht einloggen, Akku war leer. Allerdings ist der Aufwand, den der*die TD*in mit der Prüfung von Papier-Scorekarten nun hat, auch ein größerer als bisher.
Deswegen und gerade angesichts der neuen Anforderungen wird das Scoren auf Papier für praktisch alle Turniere nur die B-Lösung sein, die eigentlich vermieden werden und nur zum Tragen kommen sollte, wenn Spieler*innen nicht elektronisch scoren wollen oder können.
Eine elektronische Scoring-Methode wie das DFV-Scoring System, Metrix, PDGA Digital Scorecard oder ähnliches wird auch weiterhin oder gerade nun Plan A darstellen. Nichtsdestotrotz haben Spieler*innen, das Recht, auf Papier-Scorekarten zu scoren, wenn sie das möchten.
Umgang mit Problemfällen
Vorbemerkung: bei den im Folgenden beschriebenen Problemfällen wird es sich um Ausnahmen handeln, bei denen (wie bei so vielen Dingen im Leben) der Raum, den sie in dieser Darstellung einnehmen, ihre praktische Relevanz übersteigt. Dennoch gebietet es die Pflicht des Regel-Beauftragten, sie einmal angesprochen zu haben.
a) Ein*e Spieler*in scort nicht
Zunächst einmal muss jede*r Spieler*in seine*ihre Ergebnisse spätestens 30 min nach Ende der Runde einreichen. Tut er*sie das nicht, erhält er*sie zwei Strafwürfe.
Erfolgt überhaupt keine Abgabe, liegt es bei dem*der TD*in ob er*sie dies zusätzlich als Weigerung zum Scoren auslegt und den*die Spieler*in daraufhin mit einer Turnierverwarnung belegt oder womöglich sogar disqualifiziert. Entschuldigungen wie „habe vergessen, die Papier-Scorekarte einzustecken und dann fiel mein Handy aus“ oder: „jemand aus meiner Gruppe hat gesagt, es sei kein Problem, wenn er für mich mitscort“ sind insbesondere dann natürlich nicht entlastend, wenn der*die TD*in vor dem Start der Runde oder des Turniers auf die Pflicht zum Scoren und oder auch darauf hingewiesen hat, dass er*sie beabsichtigt, Verstöße unbarmherzig zu bestrafen.
b) Papier-Scorekarten werden verwendet
Ich gehe davon aus, dass alle elektronischen Scoring-Systeme ein Verfahren implementiert haben werden, das die Scores einer Gruppe auf Additionsfehler oder Diskrepanzen überprüft und einen Abschluss nicht zulässt, wenn solche auftreten. Die Behandlung von Problemen mit falschen Scores betrifft also nur Fälle, in denen teilweise oder ganz auf Papier-Scorekarten zurückgegriffen wird. Diese müssen somit nach Abgabe kontrolliert werden.
Grundsätzlich können drei Fehler auftreten: Additionsfehler, falsche Scores auf einzelnen Bahnen und Diskrepanzen zwischen dem Eigenscore eines*r Spieler*in und seiner*ihrer Fremdscores bei den anderen Gruppenmitgliedern.
Tritt einer der drei Fälle auf, gilt:
- Additionsfehler und somit ein falscher Gesamtscore führen immer zu 2 Strafwürfen (zusätzlich zum korrekten Ergebnis), wenn es sich um einen Eigenscore handelt. Additionsfehler bei Fremdscores werden nicht bestraft.
- Falsche Scores auf einzelnen Bahnen führen immer zu 2 Strafwürfen (zusätzlich zum korrekten Ergebnis), wenn es sich um einen Eigenscore handelt. Und zwar auch dann, wenn das Gesamtergebnis richtig sein sollte und ein*e Spieler*in nur die eigenen Ergebnisse auf zwei Bahnen vertauscht haben sollte. Falsche Bahnergebnisse bei Fremdscores werden nicht bestraft.
- Diskrepanzen zwischen den Eigen- und Fremdscores sind ein Hinweis auf Fehler in den Scores und werfen die Frage auf, welcher Score korrekt ist. Als TD*in muss hier eine Abwägung getroffen werden, wie umfangreich die Kontrolle der Fremdscores ausfallen soll. Diese ist mit einem höheren Aufwand verbunden, kann aber zur Ermittlung von falschen Scores führen, die anderweitig nicht entdeckt werden würden.
Werden Diskrepanzen entdeckt, stellt sich für den*die TD*in des Weiteren die Frage, ob die Diskrepanz vernachlässigt werden kann (bsw. wenn diese nur Fremdscores betrifft) oder ob die Gruppe befragt werden muss. Hierfür gibt es kein vorgeschriebenes Verfahren, sondern es kann lediglich Empfehlungen geben, um diesen Prozess möglichst effektiv zu gestalten.
Es wird folgendes Vorgehen empfohlen:
- Überprüfe, ob die Scorekaren Diskrepanzen in den Gesamtergebnissen zwischen dem Eigen- und den Fremdscores eines*r Spieler*in aufweisen.
- Kontrolliere alle Eigenscores auf Additionsfehler
- Weiter mit Plan A oder B
Plan A: Standardmäßiges Vorgehen
Anschließend sind 4 Fälle möglich:
1) Übereinstimmung des Eigenscores davor und danach
Stimmt ein Eigenscore vor und nach der Überprüfung auf Additionsfehler mit den Fremdscores überein (muss er also nicht korrigiert werden), dann gilt er als korrekt und die Fremdscores müssen nicht weiter kontrolliert werden.
2) Übereinstimmung nur davor
Stimmt ein Eigenscore vor der Überprüfung mit den Fremdscores überein, muss aber wegen eines Additionsfehlers korrigiert werden, sollten auch die Fremdscores auf Additionsfehler überprüft werden, um zu klären, ob der Fehler bei der Addition oder bei unterschiedlichen Bahnergebnissen liegt. Im ersten Fall ist der Prozess abgeschlossen, im zweiten sollte die Gruppe einbestellt werden, um den korrekten Score zu klären.
Beispiel: Alle scoren für Spielerin A eine 58. Es stellt sich heraus, dass A sich verzählt hat und die korrekte Summe ihrer Bahnergebnisse 57 beträgt. Haben die Fremdscores den selben Additionsfehler ist der Fall abgeschlossen und A erhält eine 59. Hat jedoch die Mehrheit der Fremdscores korrekt addiert, dafür ein Bahnergebnis, dass um einen Wurf höher ausfällt, ist die Gruppe einzubestellen und A erhält ggfalls eine 60.
Hinweis: dieser letzte, exotische Fall kann nur auftreten, wenn nicht mindestens 1 Gruppenmitglied mit einer digitalen Scorekarte scort.
3) Übereinstimmung nur danach
Stimmt ein Eigenscore vor der Überprüfung nicht mit den Fremdscores überein, aber nach Überprüfung und Korrektur, dann kann davon ausgegangen werden, dass er nach Überprüfung korrekt ist und sich nur der*die betreffende Spieler*in verzählt hat, der Rest der Gruppe aber nicht.
Beispiel: Spieler A hat für sich eine 58 notiert, B, C und D für ihn eine 59. Beim Nachzählen stellt sich heraus, dass A laut eigener Scorekarte eine 59 gespielt hat. Er erhält eine 61, die anderen Gruppenmitglieder werden nicht befragt
4) Übereinstimmung weder davor noch danach
Besteht vor und nach Überprüfung (und gegebenfalls Korrektur) eine Diskrepanz zwischen einem Eigenscore und mindestens zwei anderen Fremdscores, sollte der*die TD*in die Gruppe einbestellen um den korrekten Score zu klären. Beispiel: Spielerin A hat für sich eine 58 notiert, B für sie eine 59 und C und D eine 60. Es stellt sich heraus, dass A sich um eine Wurf verzählt hat und laut Scorekarte ein 59 gespielt hat. Die Diskrepanz zu dem höheren Fremdscore bei zwei anderen Spieler*innen legen allerdings den Verdacht nahe, dass auch das nicht stimmen könnte. Somit ist die Gruppe einzubestellen und um Klärung des korrekten Scores zu bitten. Gegebenenfalls kann der*die TD*in der Gruppe eine Turnierverwarnung aussprechen, falls er*sie der Ansicht ist, dass die Gruppe mit ihrem Nichtabgleich gegen die Pflicht zu professionellem Verhalten verstoßen hat.
Plan B: Falls Plan A zu kompliziert ist oder die Zeit zu einer umfangreichen Prüfung fehlt
Treten Diskrepanzen zwischen dem Eigenscore eines*r Spielers*in und ihren Fremdscores bei den anderen Gruppenmitgliedern auf und stellt der Eigenscore die Ausnahme dar, sollte die Gruppe herbeizitiert werden, um den Abgleich nachzuholen.
Last but not least: Was ist, wenn ein*e Spieler*in der Ansicht, ist, dass er*sie nach Überprüfung einen falschen Score erhalten hat?
Beispiel: Spielerin A scort für sich eine 58, alle anderen für sie ebenso. Bei Kontrolle ihrer Scorekarte stellt sich heraus, dass sie sich um 1 Wurf verzählt hat und eine 59 gespielt hat. Nachdem A von der Korrektur erfahren hat, wendet sie sich an den*die TD*in und erklärt, dass sie lediglich an einer Bahn fälschlicherweise ein 4 statt einer 3 aufgeschrieben hat. Der korrekte Score sei also 58. Die anderen Gruppenmitglieder bestätigen das. Der*die TD*in sollte somit ihren Score von 61 (59+2) auf 60 (58+2) ändern. Dies kann bis zum Ende des Turniers geschehen, allerdings können keine Runden nachgespielt werden.
Schlussbemerkung zum Thema Papier-Scorekarten: Beim manuellen Scoren können alle lästigen Probleme vermieden werden, wenn Gruppen ihre Scores nach der Runde abgleichen und Diskrepanzen auflösen, bevor sie die Scores abgeben. Es ist also im Eigeninteresse des*der TD*in die Spieler*innen vor der Runde auf diese Pflicht hinzuweisen.
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