16.05.2010 – Von Ewald Tkocz. Die 2. Allgäu Open in Ofterschwang waren kein Turnier für Schönwetterspieler. Die 38 Teilnehmer, die sich auf den auf 1 200 Meter unterhalb des Allgäuer Berghofs gelegenen 12-Bahnen-Kurs wagten, wussten deshalb, worauf sie sich einließen: Nebel verhüllte am Vormittag die Allgäuer und Illertaler Alpen, die Sichtweite sank zwischenzeitlich unter 50 Meter. Temperaturen um fünf Grad machten lange Unterhosen ebenso zum Pflicht-Outfit wie Schirme, Regenkleidung, Hüte, Kappen oder Mützen. Denn in der zweiten von drei Runden setzte Nieselregen ein, der sich in der dritten Runde noch verstärkte. Der Stimmung tat dies keinen Abbruch. Und da die Spitzenplätze in fast allen Divisionen bis zuletzt heiß umkämpft waren, ließ dies auch niemanden kalt im Regen stehen.
Showdown an der letzten Bahn: Plattek puttet sich gegen Stelzer zum Sieg
Da Titelverteidiger Günter Tanner sich am Morgen per SMS krank gemeldet hatte, gab es einen neuen Champion. Markus Plattek, in Süddeutschland liebevoll „Plattl“ gerufen, holte sich mit 102 Würfen seinen ersten Gesamtsieg bei einem Turnier der GermanTour. Mit einem Birdie an der letzten der 36 Bahnen verwies er Michael Stelzer, der hier Par spielte, um einen Wurf auf den zweiten Platz. Der Söhnstettener hatte mit einer tollen 31er-Runde, bei der er sieben Birdies spielte, auf dem 857 Meter langen Par 38-Kurs vorgelegt. Doch Plattek konterte in der zweiten Runde mit demselben Ergebnis und erntete höchste Anerkennung von Seiten des Vize- Europameisters: „Markus hat super geputtet, seine Jump Putts sind einfach unglaublich.“
Strahlend und bescheiden zugleich gab der Fischacher zu, dass „die meisten Putts drin gewesen“ seien. Nur eines fehlte zu seinem vollkommenen Glück: „Der Sieg wäre noch schöner, wenn Ted Winkelbeiner hier gewesen und ich ihn geschlagen hätte.“ Winkelbeiner, der wegen Krankheit hatte absagen müssen, gratulierte dem sympathischen Familienvater am Sonntag postwendend im Blog der Augsburger „Guerilleros“: „Endlich hat er es geschafft, sein Potential im Wettkampf umzusetzen.“ Und „Ober-Guerillero“ Michael Kobella witzelte anerkennend: „Von jetzt an heißt er ‚Puttl‘.“
Spannender Masters-Dreikampf: Fohlert gewinnt vor Lehmann und Taube
Hinter dem dominierenden Spitzenduo lieferten sich vier Spieler der „Bavarian Airhawks“ aus Weilheim einen vereinsinternen Wettkampf, den Stephan Kessler (109) gegen Bernhard Schleiermacher (111) und die wurfgleichen Andreas Kucera und Stefan Schäfferer (beide 116) für sich entschied. Lediglich Konrad Haarmann (114) konnte sich als Fünfter zwischen dieses Quartett drängen.
Die letzte Runde des Top-Flights gestaltete sich im zunehmenden Regen zwar spannend bis zur letzten Bahn, aber nicht mehr so hochklassig. Denn die beiden besten Ergebnisse auf der Schlussrunde erzielten die Masters-Spieler Ralph Lehmann (34) und Jürgen Taube (35), die sich – mit nur einem Wurf Rückstand – hinter Martin Fohlert aus Ulm wurfgleich den zweiten Platz teilten. Karl-Heinz Warnke (Heidenheim) wurde Vierter.
Favoritensiege bei den Damen, Junioren und Grandmastern
In den anderen Divisionen setzten sich die Favoriten durch. Der Deutsche Meister bei den Junioren, Dominik Stampfer (Heidenheim), gewann überlegen vor Sebastian Esser (Weilheim). Maximilian Tkocz (Geislingen) und Jonas Lehmann (Augsburg) teilten sich Platz drei. Dominik, in Ofterschwang mit 108 Würfen Dritter in der Gesamtwertung, baute mit 47,35 Punkten seine Führung in der GermanTour weiter aus. Bei den Grandmastern siegte Manfred Ketz (Stuttgart) vor Ewald Tkocz (Geislingen) und Elmar Stampfer (Heidenheim). Carola Rösch triumphierte bei den Damen vor Natalie Moßig und Elke Reiff (alle Reutlingen).
Keine Vorteile für die „Big Arms“ – Kurs hervorragend präpariert
Auf dem Kurs hatten die „Big Arms“ – mit Ausnahme der 120 Meter langen Bahn sechs – keine Vorteile. Bei den engen Schneisen der Waldbahnen war Präzision gefragt. Alleine bei vier von ihnen knickte der Bahnverlauf nach den zu umspielenden Mandatories fast rechtwinklig ab. Das Herausfordernde an dem Kurs in Ofterschwang sind auch die Höhenunterschiede von insgesamt 125 Metern. An der 105 Meter langen Bahn fünf liegt der Korb 27 Meter tiefer als der Abwurf. Bei den Bahnen drei und zwölf müssen die Golfer jeweils elf Höhenmeter bergauf werfen. Wer noch dazu das Pech hatte, an den tiefstgelegenen Bahnen zu starten, hatte am Ende des Turniers locker mit 600 bis 700 Höhenmetern eine mittlere Bergwanderung in den Knochen.
Kursbetreiber Paul Davies hatte mit seinem Helferteam die Abwürfe und Waldwege hervorragend präpariert. Spotter sorgten an den unübersichtlichen Waldbahnen dafür, dass den Spielern aufwändiges Suchen nach den Scheiben erspart blieb. Bei Gulaschsuppe und Geschnetzeltem mit Spätzle war auch für das leibliche Wohl der Akteure bestens gesorgt. Bei der abschließenden Siegerehrung in der Skihütte bebte der Dachstuhl. Die Sieger wurden mit großem Hallo und begeistertem Applaus gefeiert. Und Paul Davies versprach für das B-Turnier am 9. und 10. Oktober an selber Stelle, bei den himmlischen Mächten vorzusprechen und besseres Wetter für das 1. Big Hill King-Turnier zu bestellen, bei dem es dann auch Punkte für die EuroTour (C-tier) gibt.
Ergebnisse unter discgolf.de/GermanTour