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4. Wolfenbüttel Open: Was wirklich geschah

28.8.2012 | dr. delay. So passierte es an einem unscheinbaren Samstagmorgen, gegen 6 Uhr, dass sich dr.delay mit seinen beiden Vasallen in geheimer Mission an einem unscheinbaren Parkplatz in der schönsten Stadt der Welt traf. Ihr Plan: Aufzudecken, was wirklich in Wolfenbüttel geschah. Das Problem: Noch war gar nichts geschehen im beschaulichen Wolfenbüttel, der knuffigen Bischofsstadt an der Oker, aber alleine der Titel dieser semi-journalistischen Discgolf-Turnier-Kurzbetrachtung sorgt dafür, dass laut forsa ca. 23 % mehr Leser überhaupt anfangen zu lesen. Egal.

Als die drei endlich in WF ankamen, Peter Plan dabei gegen den gemeinen Virus frigus discgolfus ankämpfend, den er sich letztwöchig beim Leitzordnerordnen im überhitzen Büro zugezogen hatte – auch wenn dass hier kaum einen interessiert – und der ihn von der Masters-Geheim-Favoriten-Rolle in die Derreißtheutegarnixmehr-Rolle katapultierte, trafen sie zunächst auf viele bekannte, vom vielen Üben scheinrund gewordene Gesichter, einen wie immer zuversichtlichen TD nebst Helfer und tolles Wetter.

Und auch der Kurs bot einiges außer nennenswerten Schwierigkeitsgraden, was zumindest dem nicht als Rekordweitwerfer bekannten, ansonsten durchaus beliebten Verantwortlichen dieser Zeilen sehr entgegen kam. Die Leichtigkeit des Seins in WF sorgte außerdem dafür, dass das Feld dicht zusammenblieb, was nicht nur spannender ist, sondern zu einer kuriosen Situation vor dem Finale führte.

Der in der ersten Runde gar göttlich aufspielende Tobi B hielt seinen schier unglaublichen Vorsprung und deklassierte die Konkurrenz, wie Hertha BSC einst Bayern München. Und selbst der ähnlich gutaussehende Ronny L. hatte kein wirkliches Gefährdungspotential mehr in seiner Tasche.

Der ewig gut gelaunte Trucker Greg und sein bescheidener Mitfahrer Swiss-George wurden gar zu Statisten degradiert, so dass sich die Meute kurz vor dem Finale aus lauter Verzweiflung auf ein kurzfristig anberaumtes Stechen um den fünften Finalplatz konzentrieren musste, da vier Spieler (!) auf Platz 5 lagen: Die beiden Juniors Red Kevin und Torben sowie Hamburgs Legende Franki B.

Und was soll man groß darüber schreiben – der Unterzeichner, der nebenbei auch auf 400,00 € Basis als Teilzeit-Caddie für den vorerwähnten, vollbärtigen Greg arbeitet – hat nämlich dieses Stechen sowieso verpasst. Er war vielmehr damit beschäftigt, den Candy-Automaten im Musikschulengebäude zu begreifen, um die Sonderedition Deutschland M & Ms ziehen zu können, damit sein Arbeitgeber auf Grund von Unterzuckerung nicht im Finale versagen würde. Kurzum: Franki B, der zuvor unglaubliche 9 bzw. 6 Würfe an der „Insel“ gebraucht hatte, warf sich ins Finale.

Da alle anderen guten Spieler und dd an dieser Bahn je 2 Würfe gerockt hatten, dürfte selbst dem lässigen, späteren Gewinner im Schlaf immer wieder die Inselbahn erscheinen sein. Und über dieser stand in Katana-roter Schrift „was wäre wenn…“.

Im Finale rockte dann die League der Extra-Ordinary Gentlemen und zahlreiche Jungburschen, Groupies usw. boten sich schamlos an, es dem Profi-Caddie dd nachzumachen, manchmal verlangten sie nicht mehr als einen Händedruck oder eine zärtliche Umarmung, um den anderen Pro-Disc-Golfern die Tasche tragen zu dürfen. Schamlos.

Zurück zu den Pros: Neben der Fähigkeit, sich sofort auf neue, jetzt ordentlich in die Länge gezogene, von den Zuschauern geforderte Pro-Bahnen einstellen zu können, fiel die untereinander vorherrschende Fairness und gegenseitige Unterstützung auf, die allenthalben praktiziert wurde. So kam es zu ganz entscheidender Spielszene – es ging um Platz 3 –, als Greg einen Fallen Putt callte, der zur Folge hatte, dass George strafwurffrei einen vergeigten Zielwurf wiederholen durfte – und diesmal traf, und den dritten Platz behielt. Nachdem TD Stefan diese komplizierte Regel erklärt hatte, hatte nicht nur der Verfasser dieser Zeilen in diesem großen Moment des Deutschen Disc Golf-Sports Tränen in den Augen.

Dies bleib dann allerdings auch der einzige Höhepunkt des Finales, kurzum: Es gewann ein nicht nur in puncto Styling überzeugender, sondern auch spielerisch überragender Tobi B, vor dem ebenfalls noch als sexy durchgehenden Ronny L. Gefolgt von gleich drei Old Schoolern: George, Greg und Frank. Open 3 : Masters 2 – ein schönes spätsommerliches Turnier.