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Big Hill King: Der König ist tot, lang lebe der König

4.7.2012 | Guido Reinhart. Die sog. „Heroldsformel“, mit der in Frankreich der Tod des alten Königs bekanntgegeben und gleichzeitig der neue ausgerufen wurde, ist im Allgäu wohl nicht so gebräuchlich. Während es Ludwig III. als letzter König von Bayern noch auf 3 Jahre Amtszeit brachte, ist die Verweildauer auf dem Thron des „Big Hill King“ scheinbar auf ein Jahr begrenzt. Man kann hier nicht von Kontinuität sprechen und schon gar nicht von „Erbmonarchie“. Im letzten Jahr war es noch gemäß der Heroldsformel, als König „Michi der Erste“ sein Zepter an seinen Nachfolger König „Dominik den Zweiten“ weiterreichte. Leider fand sich im Königshaus „Zu Söhnstetten“ kein Sukzessor und so ging die Krone dieses Jahr an König „Sven den Dritten“.

Um den monarchischen Jargon ein letztes Mal zu strapazieren: Die Teilnehmer beim diesjährigen Big-Hill-King Turnier wurden wieder mit bestem Kaiserwetter und einer königlichen Aussicht auf die Alpen begrüßt.

Zum dritten Mal lud Paul Davies Discgolfer aus ganz Deutschland ein. Auf einem der schönsten Kurse in Deutschland war alles bestens vorbereitet. Die Kühe hatten ganze Arbeit geleistet und die Alm am Ofterschwanger Horn war gut bespielbar. Auch im Wald hatte sich einiges getan. Paul und seine Helfer zimmerten neue Tee-Pads aus Holz mit rutschfester Auflage. Luxus pur in schönster Natur. Bäume? Nein, die standen leider immer noch im Weg.

Bei den 50 Spielern, die am Samstagmorgen in das 18-Bahnen-Turnier starteten, waren diesmal nicht nur Topspieler aus dem süddeutschen Raum dabei. Der GT-Open-Sieger der Saison 2011 Christian Plaue und der Neu-Openspieler Sven Rippel (letzjähriger Junioren GT-Sieger) waren angereist, um ihre ersten Erfahrungen auf 1200 Meter Höhe zu machen. In bunt gemischten Flights konnten nicht nur diese beiden, sondern auch andere Allgäu-Neulinge die Tipps und Ratschläge der bergerfahrenen Spieler gut gebrauchen. Auf Bahn 2 (eine der Zusatzbahnen fürs B-Turnier) ging es ca. 42 Höhenmeter steil bergab. So mancher, der seine Scheibe gleiten ließ, mußte ihr dann endlos lange hinterherschauen und brachte es (unbeabsichtigt) zum weitesten Wurf seiner Karriere. Re-Tee oder runter ins Tal und wiederraufkämpfen war dann die Frage. Wie gut hier ein Overhead-Wurf ist, demonstrierte der „Thumber-King“ Markus Moe Mossig dem staunenden Sven Rippel. Doch auch nur knapp am Korb vorbei zu spielen war an dieser Bahn nicht ganz problemlos. Im schattigen Bereich unterhalb des Korbes wollte jeder Schritt bedacht gewählt sein. Kaum den Kröten ausgewichen und den Fuß auf vermeintlich festen Boden gesetzt, spritzte der Schlamm empor. „Du siehst aus wie ein Schwein und schmutzig bist Du auch noch“ durfte sich so mancher anhören.

Was eine um sechs bis acht Meter veränderte Korbposition ausmachen kann, erfuhren auch erfahrene Spieler bei Bahn 5 (normale Bahn 1 des üblichen Kurses). Diesen Korb hatte Paul direkt an die Abhangkante versetzt: „A little more thrill“. Ein bisschen zu fest und schon waren es gleich 30 bis 50 Meter, die man dann wieder nach oben annähern musste. Der abschließende 4-Meter-Putt bei einem Puls von 150 aufwärts hatte den ganz besonderen Thrill.

Der Ace-Pool muss geknackt werden. Hierfür sollte eine Veränderung bei Bahn 12 (Bahn 8 des normalen Kurses) helfen. Tigerline, leicht bergab über den Teich. Christine Hellstern scheiterte am oberen Korbrand und auch dem zehnjährigen Raoul Janske-Drost sollte es nicht besser ergehen. Das Birdie an dieser Bahn tat jedoch den vielen „Fast-Ass“-Werfern gut und glich so manchen schlechten Wurf an Insel und Canyon aus.

Nach zwei anstrengenden Runden freuten sich die Spieler auf eine kalte Dusche und die abendliche Playersparty mit Abendessen und Karaoke im Goldenen Kreuz in Gunzesried. Mr. Paul „Sinatra“ Davies eröffnete mit „New York, New York“. Gewohnte Sangeskünste gab es von Amerikanern und Domspatzen, aber auch Neulinge trauten sich ans Mikrofon. Was sicher ist: Bob Marley hat einen bisher unbekannten Sohn mit rotem Haar…

Am Sonntagmorgen ging es in die dritte Vorrunde, die mit einer Gewittereinweisung beim Playersmeeting startete. Das wie schon am Vortag beliebteste Accessoire war der Regenschirm. Doch noch hielt das Wetter.
In den kleinen Divisionen wurden die Teilnehmer für die Finals ermittelt.

Bei den Masters schaffte es Vorjahressieger Jürgen Taube trotz einer guten dritten Runde nicht mehr ins Finale. Bei den Grandmastern gelang dies Wolfgang Kraus mit einer tollen 52er Runde noch und er übernahm wurfgleich mit Ewald Tkocz die Führung.

Nach einer verkürzten Mittagspause sollten die Entscheidungen fallen: Halbfinale der Open und Finals der anderen Divisionen. Bei den Junioren war Maximilian Tkocz der verdiente Sieger (197). Auf Platz zwei kam Marvin Hartmann (218) vor seinem Bruder Maik Hartmann (229). Der junge Allgäuer Local Markus Abrell konnte mit nur einem Wurf Rückstand den vierten Platz belegen. Für Markus, Maik und Marvin war es das erste B-Turnier.

Bei den Damen blieb es wie in den Runden zuvor. Die schon im Vorjahr siegreiche Christine Hellstern behielt die Krone (218). Sonja Scheidemantel belegte den zweiten Platz (248). Platz drei ging an Verena Palme (257) und auf Platz vier kam Julia Burkhardt (269).

Bei den Masters gewann Michael Lüders (197). Mit einer starken 51er Runde am Samstagvormittag spielte er sich in den Leaders-Flight und konnte bis ins Finale nicht mehr eingeholt werden. Den zweiten Platz eroberte sich Guido Reinhart (199) mit einer 29er Final-Runde und spiele sich damit an Michael „JD“ Janske-Drost (202) vorbei. Auf Platz 4 kam Paul Davies (204).

Bei den Grandmastern sollte die letzte Bahn entscheiden, wer gewinnt. Es ging hin und her. Mal führte Ewald Tkocz, dann wieder Wolfgang Kraus. Wurfgleich ging es an Bahn 2 um den Sieg. Ein Overhead zum Birdie von Ewald Tkocz (203) und nur das Par von Wolfgang Kraus (204) entschieden dieses denkbar knappe Finale. Auf den dritten Platz spielte sich Karl-Heinz Warnke (209) vor Harald „Haku“ Kucera (214).

Auch in der Open-Division war Spannung angesagt. Mit einer super 24er Halbfinalrunde konnte sich der Allgäuer Emanuel Kroll (190) noch ins Finale spielen. Für die Plätze auf dem Treppchen war der Abstand jedoch schon zu groß. Punktgleich (183) spielten um Platz drei Michael Stelzer und Christian Plaue. Ebenso punktgleich (176) ging es für Sven Rippel und Dominik Stampfer hier um den Titel.

Nach Allgäu-Limited-Style scheuchte der TD Paul Davies die fünf Kontrahenten für 6 Bahnen bei leicht einsetzenden Regen zweimal den Berg runter und rauf. Als Highlight ist hier die verlängerte Bahn 2 zu nennen. Leicht bergab und nach ca. 100 Metern in eine schmale Waldschneise von wo es nochmals ca. 30 Meter im rechten Winkel bergab geht. Auf vielfachen Wunsch der Zuschauer packte hier Christian Plaue einen Sidearm-Wurf der Extraklasse aus. Er traf die Schneise und seine Scheibe flog bis zum Korb. Wäre nicht ein letzter Baum im Weg gewesen, hätte es gar ein Sensations-Skip-Ass werden können. Emanuel Kroll warf einen Monster-Hyzer in den Himmel. Seine Scheibe fand die Lücke, leider schaffte er das Birdie nicht.
An der letzten Bahn führte Sven mit einem Wurf und Dominik hatte die Chance mit dem Birdie-Putt gleichzuziehen. Die Scheibe streifte die Ketten, fiel aber nicht in den Korb.

Mit Zepter, Umhang und Krone geschmückt konnte sich Sven Rippel (195) über den Titel: „Big Hill King 2012“ freuen. Dominik Stampfer (196) wurde Zweiter. Der dritte Platz ging an Michael Stelzer (202). Platz vier belegte Christian Plaue (205) und Platz fünf ging an Emanuel Kroll (209).

Fotos: Markus Mossig