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Glücksgöttin Fortuna küsst Ted Winkelbeiner

8.5.2012 | Ewald Tkocz. Die Glücksgöttin machte sich am Weltlachtag einen richtigen Spaß. Sie erkor einen gewissen Taddäus Winkelbeiner zu ihrem Günstling. Ironie des Schicksals: der Glücksstaub aus dem Füllhorn, das sie über dem gebürtigen Oberhausener ausschüttete, blieb vor allem an einer seiner Scheiben haften. Einer Disc namens „Lucky“, für die der Reutlinger bei seiner Siegerrede heftig Reklame machte. Wie auch immer Lucky Ted seine Lucky an diesem Sonntag im Wental los ließ, die Scheibe fand ihren Weg durch dichtestes Gehölz und Gestrüpp und ließ seine Konkurrenten ungläubig staunen.

Den Gipfel der Frechheit lieferte der Glücksritter an Bahn sechs der Schlussrunde – einer etwa 80 Meter langen, engen, geraden Waldschneise –, als seine Scheibe auf einer Wurzel aufsetzte, wenige Zentimeter über der Grasnarbe im Tiefstflug weiter schoss, nochmals auf skippte und drei Meter vor dem Korb den Bremsfallschirm zündete. „Hammerhart!“ waren noch die zartesten Kommentare, die seine fassungslosen Flight-Partner hervor brachten. Am Ende war es dem sympathischen Burschen sogar ein bisschen peinlich. „Ich kann mich nur bei meinen Mitspielern entschuldigen“, sagte er noch während der Schlussrunde, „aber das geht schon den ganzen Tag so.“

Immerhin. Fortuna wählte keinen Unwürdigen zu ihrem Favoriten. Und heilte ihn von einer akuten Disc Golf-Häresie. „Nachdem ich das Advanced Approach und Putt-Turnier vergeigt hatte, bin ich fast vom Glauben abgefallen. Und bei den Waldschwimmbad Open lief es noch schlechter“, bekannte Ted nach seinem Erfolg beim 6. Wental Challenge. Als er seinen Putt-Stil umstellte, kehrte der Erfolg und die gewohnte Sicherheit beim finalen Wurf wieder zurück. Und mit einer „Lucky“ und Fortuna im Bunde war er selbst für den bärenstarken Michael Stelzer nicht zu schlagen.

Der Vize-Europameister von 2008 ist wieder auf dem Weg zu einer guten Form. Nach vier Birdies in Folge in der Schlussrunde schien für den Söhnstettener einen Augenblick sogar der Sieg greifbar nahe. Doch Fortuna küsste an diesem Tag nur einen. Stelzers Drive berührte an der vorletzten Bahn das Ästchen eines kleinen Fliederbaums und beraubte ihn seiner Birdie-Chance. An der letzten Bahn verfehlte sein Jump Putt aus 15 Metern den Korb nur hauchdünn. Doch „Michi“ puttete an diesem Tag wirklich gut und wurde für sein intensives Training der letzten Wochen belohnt. Positive Erkenntnis: der Formaufbau stimmt. Sein großes Ziel in dieser Saison sind die Berlin Open.

Dominik Stampfer diesmal in der Rolle des unglücklichen Antihelden

Die Stampfer-Brüder Dennis und Dominik waren alles andere als Nebendarsteller im Top Flight dieser Wental Challenge. Für Dominik hatte Fortuna allerdings diesmal die Rolle des tragischen „Antihelden“ vorgesehen. Einige seiner Drives landeten in der Schlussrunde im Wald oder in schier undurchdringlichem Gestrüpp. Ein Bogey an Bahn sieben und ein Doppel-Bogey an Bahn acht zerstörten binnen weniger Minuten seine Chancen auf den Sieg. Ob es an vorangegangenen Feiern lag, wie Ted Winkelbeiner bei der Siegerehrung mutmaßte, oder an der Doppel-Belastung als Spieler und Turnierdirektor, sei dahin gestellt. Der Heidenheimer hat in dieser Saison bei C-Turnieren der GermanTour ohnehin schon die optimale Ausbeute von 120 Punkten erzielt und wird diese kleine Schlappe locker verschmerzen.

Wie bei fast allen Turnieren des Sportclubs Albuch (WSCA) mischte auch Dennis Stampfer vorne kräftig mit, führte sogar nach Runden von 32 und 31 Würfen mit neun unter Par nach zwei Runden gemeinsam mit Ted Winkelbeiner das Feld an. Doch in der sehr soliden, bogeyfreien Schlussrunde, geriet der eine oder andere Drive zu kurz und ein einziges Birdie reichte nicht aus, um die Spitzenposition zu verteidigen. Dennoch am Ende ein großartiger dritter Platz des WSCA-Abteilungsleiters noch vor seinem „kleinen“ Bruder.

Mit einer tollen 32er-Schlussrunde pirschte sich Dirk Elze (Söhnstetten) noch bis auf einen Wurf an Dominik Stampfer heran und verdrängte den stark aufspielenden Emmanuel Kroll (Oberjoch) noch auf Platz sechs. Bester Masters-Spieler war Martin Fohlert (Ulm), der in der Open-Kategorie Siebter wurde. Ralph Lehmann (Augsburg) teilte sich mit Moritz Lang (Söhnstetten) Rang acht.

Lothar Henseler: „Das Glück im Wald liegt zwischen den Bäumen“

Als er am Morgen den Rolladen hochzog und den heftigen Landregen bemerkte, der auf die Ostalb nieder prasselte, schien Lothar Henselers „innerer Schweinehund“ für einen kurzen Moment mit der Versuchung zu triumphieren, einfach liegenzubleiben und weiterhin seinen Ruf als „Schönwetterspieler“ zu pflegen. Dass er schließlich doch aufstand und die Scheiben in seinen Wagen packte, erwies sich als gute Entscheidung. Denn der Regen hörte nach wenigen Bahnen der ersten Runde auf und der Giengener kam, sah und siegte. Sein Spruch des Tages: „Das Glück im Wald liegt zwischen den Bäumen.“ Wen kümmerte da schon, dass der Sieg bei den Grandmastern buchstäblich am seidenen Faden hing? Elmar Stampfer entdeckte in der entscheidenden Schlussrunde zu spät, dass es sich mit Handschuhen besser spielt als mit kalten Händen. Er und der wurfgleiche Karl-Heinz Warnke (beide Heidenheim) ließen Henseler mit nur einem Wurf Rückstand den Vortritt. Rudolf Haag (München) wurde in der spannenden Konkurrenz Vierter.

Einen ganz entspannten Nachmittag erlebte Natalie Moßig (Reutlingen), die mit 23 Würfen Vorsprung die Damen-Konkurrenz dominierte. Mit nur einem Wurf Vorsprung verwies Julia Burkhardt (Reutlingen) die 16-jährige „Newcomerin“ Maren Moßig auf Platz drei. Trotz Schwerstarbeit auf dem Parcours bekannte Katrin Hack, viel Spaß bei ihrem Turnier-Debut gehabt zu haben und versprach, wieder zu kommen.

Seit ihrem zehnten Lebensjahr haben die (fast) 15-jährigen Jonas Lehmann (Augsburg) und Maximilian Tkocz (Geislingen) zahlreiche Turniere miteinander bestritten. Während der Augsburger beim Advanced Approach & Putt-Turnier die Nase vorne hatte, gewann der Geislinger die Wental Challenge und durfte den WSCA-Wanderpokal, den er im Vorjahr erstmals gewonnen hatte, wieder mit nach Hause nehmen. Tom Häberle entschied den Zweikampf der beiden zwei Jahre jüngeren Junioren gegen Kevin Suhm (Reutlingen) knapp für sich.

Der kleine Parcours im Wental versinkt nun wieder bis zum Dreikönigstag im Tiefschlaf. Doch nicht nur wegen Fortunas Gegenwart, die in der Schlussrunde mit Blitz, grollendem Donner und einem zehnminütigen, wolkenbruchartigen Starkregen für eine kurze Unterbrechung sorgte, wird dieses kleine, aber feine Turnier in Erinnerung bleiben.

Vollständige Ergebnisse: https://wsca.de/discgolf/ergebnisse/wtc12/
GT-online: https://gto.ec08.de/events/results/414

Fotos: Natalie Moßig