2.11.2010 | Ewald Tkocz. 34 Frauen, Jugendliche und Mannsbilder frönen mit einer aus den USA importierten Sportart an einem aus den USA importierten Festtag einem Gruselkürbis-Kult, der 1994 vom Fachbereich Karneval der Deutschen Spielwaren-Industrie initiiert wurde. Mit einer Runde Disc Golf in Dunkelheit, Süßem und Saurem, Kürbissuppe und Knicklichtern, auf die ein Amerikaner das Patent besitzt. Und das alles auf der Ostalb, in tiefster schwäbischer Provinz.
Jeder nur zwei Knicklichter für zwei Scheiben. Da wird’s dann wieder eher schwäbisch. „Und Taschenlampen sind verboten“, sagt Dennis Stampfer vor dem ultimativ letzten Turnier der offiziellen Disc Golf-Saison 2010, die am 31. Oktober um Mitternacht endet. Geister und Dämonen haben in dieser Nacht auf dem Kurs in Söhnstetten keine Chance. Zu viel fröhliches Lachen auf dem Kurs. Die Scheiben leuchten in der Finsternis wie Glühwürmchen. Und den ein oder anderen Flight umwabert eine hochprozentige Aura. Ouzo mit süßem Sprudel zum Beispiel. Gruselig wird’s einem nur bei dem ein oder anderen Wurf.
PDGA-Regeln sind außer Kraft. Gemarkert wird nicht. Und es werden sogar Jonahs Jump Putts im Känguruh-Stil aus drei Metern Entfernung geduldet. Das Wichtigste: Spaß haben, keine Scheiben verlieren, nicht in ein Erdloch treten. Im Vorjahr hatte Martin Fohlert seine beiden Scheiben verloren und musste aufgeben. Ein bislang einmaliger Vorgang in der Geschichte des Halloween-Golfen des Sportclubs Albuch e.V. (WSCA). Alle bleiben heil in dieser wunderbaren Nacht. Milchiges Mondlicht beleuchtet die wildromantische Heidelandschaft im Mauertal. Milde 11 Grad bringen die Unterhosen-Träger rasch ins Schwitzen. Der Boden ist knochentrocken. Lediglich am Talgrund benetzt Tau die Scheiben mit ein wenig Feuchtigkeit.
Es ist eine völlig andere Erfahrung, Disc Golf zu spielen. „Schon erstaunlich, wie rasch die Körper-Koordination verloren geht“, staunt Dirk Elze, als wieder einmal ein Putt am Korb vorbei segelt. Die Putts: es ist, als werfe man ins schwarze Nichts. Sekundenbruchteile atemloses Warten. Klingelt’s? Meist nicht. Wer nicht eine dieser mit Leuchtdioden bestückten „Plastik UFOs“ besitzt, spielt eher safe. Oder hat, wie ich, meine Frau als Spotterin und „Angie“, einen ausgebildeten Scheiben-Suchhund, an der Seite. Spotterin. Sehr zweideutig…
Ganz wichtig: das Après-Golf in der Vereinshütte. Der Stammtisch biegt sich unter den salzigen und süßen Mitbringseln: Pizzaschnitten und -schnecken, Blätterteig-Taschen, Muffins, Kekse, Gummibärchen, Rote Beete- und Kürbissuppe. Ah! Kürbissuppe. Brittas Kürbissuppe. Die beste, die ich je gelöffelt habe. Wer zu langsam ist, bekommt keinen Nachschlag. Hinter der Theke versorgt das bewährte Duo Michi und Moritz die Runde mit Getränken. Wehmut über das Saison-Ende kommt nicht auf. Denn man wird sich in drei Wochen wiedersehen. Beim Season’s Closing. Dann wird der Kurs abgebaut und Söhnstetten geht in einen mindestens vier Monate dauernden Winterschlaf. Das Skilift-Team steht bereits in den Startlöchern. Keiner interessiert sich an diesem heiteren, geselligen Abend für die Ergebnisse.
Hier sind die Top 20, ohne Gewähr, nur für die Neugierigen:
12 Bahnen (ohne die a-Bahnen):
Dominik Stampfer, 31
Ralph Lehmann, 34
Dirk Elze, 36
Joscha Mossig, 37
Dennis Stampfer, 38
Markus Mossig, 39
Konrad Haarmann, 40
Carola Rösch, 41
Karl-Heinz Warnke, 41
Jonas Lehmann, 41
Ortwin Pelger, 42
Maximilian Tkocz, 42
Manfred Ketz, 43
Rüdiger Scheu, 43
Simon Reiff, 44
Ewald Tkocz, 44
Benjamin Mayer, 45
Florian Krenz, 46
Heiko Hänsel, 46
Tom Häberle, 46
Uli Häberle, 49
Elke Reiff, 49
Redaktion: Matthias Masel