DAS SPORTLICHE… von Matthias Koch
Es war 16.12 Uhr am 8. September 2024, als der letzte von insgesamt acht Meistertiteln vergeben war:
Timo Hartmann setzte seinen letzten Putt in die Ketten des erhöhten Korbes der Bahn 21 und kann sich nunmehr das 5. Mal in Folge Deutscher Meister der offenen Spielklasse nennen!
Als haushoher Favorit war Hartmann ins Turnier gestartet – bekam aber schnell harte Konkurrenz von Kevin Konsorr, dem Deutschen Meister der Jahre 2016 und 2018.
Bis zu Bahn 7 in der vierten Runde dauerte der Zweikampf auf hohem Niveau, ehe Hartmann sich auf wenigen Bahnen entscheidend absetzen konnte.
Aus den Statements beider Spieler spricht der hohe Respekt für den Konkurrenten und die Wertschätzung des Duells, das die Meisterschaft enorm bereichert hat.
Den 3. Platz in der Division konnte sich Carl Rose sichern.
Bei den Frauen war es tatsächlich noch länger spannend. Erst auf den letzten vier von insgesamt 82 Bahnen entschied sich hier das Duell zwischen Wiebke Jahn und Martje Sumowski!
Schließlich war es die erfahrenere Jahn (auch die Spielerin mit dem besseren Rating), die sich den Deutschen Meistertitel sicherte. Nach einer schlechten ersten Runde hatte Sumowski schnell und bravourös ausgeglichen und lag bis Bahn 17 der 4. Runde gleichauf. Ein Bogey an Bahn 18 (bei gleichzeitigem Birdie ihrer Konkurrentin) setzte sie unter den Druck. Den daraus resultierenden Rückstand konnte sie, trotz Birdie an Bahn 20, nicht mehr ausgleichen.Auch diese beiden Spielerinnen verbindet eine hohe gegenseitige Wertschätzung, Wiebke Jahn wurde nicht müde, zu betonen, dass sie in Martje Sumowski die Zukunft im deutschen Frauen-Discgolf sieht.
Am Ende wurde Martje Sumowski zudem für ihren „Spirit of the Game“ ausgezeichnet.
Für den „Spirit of the Game“ sollen, mit einer geheimen Wahl aus dem Teilnehmendenfeld heraus, Spieler*innen mit besonders hohem Sportsgeist ausgezeichnet werden. (Bei den Männern wurde Martin Fischer diese Ehre zuteil.)
Das Battle bei den Junioren war nicht minder spannend. Am Ende setzte sich Bela Strampe mit einer -15 durch. Das bedeutete den drittbesten Score auf dem roten Layout – somit wäre Strampe in der offenen Spielklasse auf’s Treppchen gekommen!
Von entscheidender Bedeutung war hier Bahn 14, eine der anspruchsvollsten Bahnen des Turniers: Während Strampe die Bahn über alle vier Runden hinweg -2 spielte, warfen seine Konkurrenten Luca Kienel und Lennard Staszyk an dieser Bahn ingesamt +4 und +3. Auch wenn es nicht daran alleine lag, zeigt es, wie wenig in einem umkämpften Teilnehmerfeld den Ausschlag geben kann.
Letztlich kam Luca Kienel auf den 2. Platz und Lennard Staszyk auf den 3. Platz – beide wären mit ihren Scores bei den MPO in den Top 5 gewesen. Unglaublich stark!
Eine weitere Division, die die roten Tees gespielt hat, waren die Masters 40.
Vor dem Turnier gab es weitergehend Einigkeit, dass diese Division gespickt war mit potentiellen Titelanwärtern.
Die Entscheidung fiel in der vierten Runde, als Jan Bäss mit einer -3 den klar besten Score erspielen konnte und damit an seinen Mitstreitern in der Lead Card vorbei ziehen. Jörg Eberts und Michael Stelzer sicherten sich den geteilten 2. Platz.
Jan Bäss, der Deutsche Meister von 2008 (offene Spielklasse) feiert damit bereits seinen dritten Masters 40-Titel nach 2013 und 2014.
Bei den Frauen Masters 40 gab es einen Durchmarsch von Susann Fischer. Mit 31 (!) Würfen Vorsprung hat sie nun ihren insgesamt 7. Deutschen Meistertitel (3 davon bei den Frauen, nunmehr 4 bei den Frauen Masters) errungen.
Auf den 2. Platz kam Nathali Palencia Martin, auf den 3. Platz Anke Seßler vom ausrichtenden Verein, dem Funatics e.V.
Bei den Masters 50 war Lucca Seipenbusch ähnlich klarer Favorit wie Fischer bei den Damen Masters.
Seipenbusch ließ keinen Zweifel daran, dass er das zurecht war, und gewann deutlich vor Detlef Werner und Thomas Horenburg auf den Plätzen 2 und 3.
Bei den Masters 55 war die Entscheidung deutlich umkämpfter. Hier hatte am Ende Frank Brügmann seine Nase vorn, der damit seinen ersten Deutschen Meistertitel feiern darf.
Auf den 2. Platz kam Werner Riebesel, auf den 3. Platz Oliver Möllemann, der in seiner finalen Runde eine bogeyfreie -9 warf – Kursrekord für das gelbe Layout!
Das ewige Duell zwischen George Braun und Wolfgang Kraus bei den Masters 60 entschied George Braun für sich, der sich im Interview nach der letzten Runde sehr zufrieden mit seiner Leistung zeigte.
Hinter Wolfgang Kraus kam Axel Küpper bei seiner ersten DM-Teilnahme auf den 3. Platz.
Die vollständigen ERGEBNISSE sind hier zu finden:
dm.discgolf.de: https://dm.discgolf.de/ergebnisse/gesamt/
PDGA: https://www.pdga.com/tour/event/84334
Als diese Entscheidungen fielen, hatten die Starterinnen und Starter teilweise bereits knapp eine Woche am und im Golfpark Hainhaus bei Hannover verbracht.
Das Wetter machte die ohnehin sehr guten Spielbedingungen noch besser – auch wenn das hochsommerliche Wetter teilweise kraftraubend war.
Der Parcours war typisch für einen Parcours auf einem Golfkurs: Weit und offen, die Fairways mit künstlichem (aber sehr fairem) OB begrenzt. Da sich alle Teilnehmenden darauf eingestellt hatten, gab es daran keine grundlegende Kritik – außer, dass diese Art Kurs (quasi ohne Wald) natürlich nicht jedermanns Liebling ist.
Gelobt wurde der Zustand des Kurses: Tees, Körbe und andere Markierungen waren tadellos, bei sechs Bahnen gab es zudem Spotter. (Hier wurde zudem gelobt, dass am letzten Trainingstag bereits gespottet wurde.)
Einigen Starterinnen und Startern hätten auch drei Bahnen weniger gereicht; positiv wurde allerdings bewertet, dass das Parcoursdesign Außergewöhnliches abverlangt hat… ein Kurs mit Challenges, die man so eher bei internationalen Turnieren, und selten in Deutschland, antrifft.
Mit anderen Worten: Die Siegerinnen und Sieger haben sich ihre Titel redlich verdient!
Im PDGA-Rating ergab eine Par-Runde von den roten Tees (je nach Runde) ein Rating zwischen 970 und 1000. Von den gelben Tees waren Par-Runden ein Rating zwischen 930 und 950 wert.
…UND DAS DRUMHERUM
Bereits im Vorfeld betonten die Ausrichter vom Funatics e.V., dass ihnen bei dieser DM nicht nur die sportliche Elite, sondern die gesamte deutsche Discgolf-Szene wichtig sind.
So waren neben den besten Spielerinnen und Spielern Deutschlands auch über 70 Helferinnen und Helfer vor Ort. Bei der Bag-Tag-Challenge und bei diversen Side-Events waren alle willkommen!
Beim Playersmeeting Mittwochabend liefen sich erstmals alle über den Weg. Bei gutem Essen im Landhaus mit schönem Blick auf’s Green des Golfplatzes stellte z.B. der DFV alle neuen Meisterschalen vor, was von vielen ehemaligen und amtierenden Champions gleich für eine ausführliche Foto-Session genutzt wurde!
Bereits der Donnerstagabend wurde das nächste große, gemütliche Beisammensein am Turnierzentrum: Die Big Arm Distance Challenge zog viele Zuschauende an und so konnten 159 Meter von Timo Hartmann genauso bejubelt werden wie 109 Meter von Finja Feldhoff (damit Siegerin der Frauen-Wertung) und 126 Meter von Jens Fröhlich (Sieger der Masters-Wertung).
Genau wie im Jahr zuvor in Gößweinstein, hatte die Glow-Runde (im Anschluss) leider weniger Startplätze als Interessierte, aber für alle Glücklichen war das Event sicher ein Highlight!
Am Freitag fand die Volunteers Night statt. Dazu waren exklusiv alle Helferinnen und Helfer mit ihren Partnern eingeladen.
Im hübsch dekorierten und illuminierten Pavillon gab es gutes Essen vom Landhaus und ausreichend Getränke für alle. Bei Musik und in entspannter Atmosphäre wurde viel gequatscht / gelacht und bei gemeinsamen Spielen feierten sich die Helfer zurecht selbst und konnten dabei auch Energie für die letzten beiden Tage der DM tanken.
Die letzten der inoffiziellen Meistertitel wurden am Samstag während der Players Party vergeben. Beim Finale des Thrownatur Putting Contest setzten sich am Ende Antonia Faber bei den Frauen und Timo Hartmann bei den Männern durch.
Als durchgehende Renner erwiesen sich die Side-Games am Turnierzentrum: An der Tischtennisplatte, am Krökeltisch und beim Spikeball (und zwei, drei anderen kleinen Spielen) gab es immer wieder Battles um die Bag-Tags. Das Ganze trug mit Sicherheit dazu bei, noch ein bisschen länger Zeit zusammen am Parcours zu verbringen.
WER JETZT NOCH MEHR WISSEN WILL
– Eine Menge Interviews sind geführt worden, eine Menge Videos online gepostet! Das alles gibt es auf dem Instagram-Kanal der DM: https://www.instagram.com/deutschediscgolfmeisterschaft/
– Eine Menge Fotos sind geschossen worden! Die Galerien sind auf der DM-Website zu finden unter: https://dm.discgolf.de/infos/fotos/
– Alle Siegerinnen und Sieger wurden geehrt. Videos davon gibt es auf dem YouTube-Kanal der Funaten: https://www.youtube.com/@FunaticsHannover1986/videos
– SAT.1 regional hat einen schönen Bereicht über Discgolf und die DM gedreht. Zu sehen auf folgender Seite: https://www.sat1regional.de/discgolf-meisterschaft-2024-144-teilnehmer-werfen-mit-frisbees-um-den-titel/
– In einer bisher nie da gewesenen Kooperation hat MVP Disc Sports zwei Simon-Line-Molds als DM-Fundraiser-Disc aufgelegt. Für die Scheibe hat sich der deutsche Discgolf-Profi Simon Lizotte persönlich eingesetzt – und sie während der DM sogar in den USA beworben. Die Scheibe gibt es im MVP Pro Shop in den USA zu kaufen.
In Europa gibt es die Scheibe bei https://thrownatur-discgolf.de/ sowie bei https://www.chooseyourdisc.com/. Alle Teilnehmenden und Volunteers fanden die exklusive Scheibe in ihren Turnier-Packages!
Die Deutschen Meisterschaften waren zurecht das Saisonhighlight der deutschen Discgolfsaison – für viele Siegerinnen und Sieger steht als nächstes Highlight noch die internationale Team-Weltmeisterschaft auf dem Programm.
Alle Gewinner*innen dürfen sich für immer „Deutsche Meister 2024“ oder „Deutsche Meisterin 2024“ nennen – amtierende Meister*nnen sind sie allerdings diesmal nur acht Monate – im Mai 2025 gibt es bereits die nächste DM, wieder auf einem Golfkurs, allerdings mit ordentlich Berg und Tal!
Wir sehen uns also spätestens am 8. Mai in Schmallenberg für die nächsten Titelkämpfe wieder!
Und hoffentlich wird es wieder ein so schönes Fest für alle wie in Hannover!