EM internationale Turniere Master Nationalkader News Turniere

Antonia Faber ist praktisch durch

Freitag wird das Teilnehmer*innenfeld reduziert

Heute mussten die Voraussetzungen geschaffen werden, um auch am Samstag in der Finalrunde bei der Discgolf-Europameisterschaft der Masters im ungarischen Szarvas dabei zu sein. Wenn ihr kein extrem großen Unglück passiert, kann sich in der Ü 40 der Frauen Antonia Faber gedanklich schon mit ihrem Angriff auf das Treppchen im Finale beschäftigen, denn die aktuell Vierte ihrer Division hat satte 13 Würfe Vorsprung vor dem Schnitt bei 50 Prozent des Feldes.

„Zum Glück kann ich morgen bis zu acht Würfe verlieren und trotzdem ins Finale einziehen. Das muss ich hinkriegen,“ startet Wolfgang Kraus, Dritter der MP 60,am Freitag selbstbewusst in die dritte Vorrunde. Auch Jörg Eberts in der MP 40 und Werner Riebesel in der MP 55 können mit jeweils sieben Würfen Abstand zum Cut eigentlich die Finalrunde am Samstag schon einplanen.

Wolfgang Kraus verteidigte am Donnerstag seinen dritten Platz in der Division MP 60 sicher. (Fotos: Werner Szybalski)

Palencia Martin, Hellstern und Möllemann vor Punktlandung?

Sehr gute Chancen auf die Teilnahme in der Finalrunde haben allerdings auch Ralf Hüpper (18. in der MP 40), der nur seinen Vorsprung von vier Würfen halten muss, Martin Dörken (Neunter in der MP 50), der drei Würfe Puffer zum Cut besitzt, und auch Lucca Seipenbusch, Zwölfter in der selben Division, mit allerdings nur zwei Würfen Abstand zum Schnitt sich keine Ausrutscher leisten darf.

Keine Ausrutscher gilt ganz besonders für Nathali Palencia Martin, Zwölfte in der FP 40, Christine Hellstern, Vierte in der FP 50, und Oliver Möllemann, Zehnter in der MP 55, die alle drei genau die Wurfzahl und den Abstand zu den Mitspieler*innen hinter ihnen haben, die noch zur Teilnahme an der Finalrunde berechtigen. Es wäre für alle drei quasi die Punktlandung.

Um nicht vorzeitig auszuscheiden, müssen am Freitag Alexander Müller, 14. in der MP 55, Daniela Host, 14. in der FP 40 , und Sascha Goldmann, 17. in der MP 50, eine für ihre Turnierergebnisse in Szavas überdurchschnittliche Runde spielen. Müller liegt derzeit einen Wurf und Host und Goldmann sogar sechs Punkte hinter dem Cut.

Müller, Riebesel und Kraus spielen 61er Runde

In der zweiten Runde spielten die Deutschen bei der EM in Ungarn zusammen drei Mal eine 61 (Werner Riebesel, Wolfgang Kraus und Alexander Müller) und zwei Mal eine 62 (Jörg Eberts und Martin Dörken). Insgesamt blieben neun der 13 DGA-Spieler*innen unter der 70! Unter dem Strich benötigte im Teamdurchschnitt jede und jede Deutsche in der zweiten Runde knapp einen Wurf weniger auf den 18 Bahnen als am Vortag. Statt 882 Mal warfen die Deutschen heute nur 870 Mal.

Diesen Eindruck der Steigerung der Mannschaftsleistung teilte offensichtlich auch Teamkapitän Wolfgang Kraus, der am Donnerstagabend beim inzwischen schon traditionellem Teamabend bei solchen Events nicht nur den Spieler*innen für ihren Einsatz für die DGA dankte, sondern auch seiner Hoffnung auf weitere Erfolge kund tat: „Ich hoffe, wir sind alle auch am Samstag im Finale am Start.“

Doch auch die Konkurrenz hier in Ungarn schläft nicht, denn bei der genauen Analyse bestätigt sich zwar, dass das Team zusammengenommen besser als am Mittwoch geworfen hat, doch gilt dies auch für viele Spieler*innen von den andern 25 Nationen, die in Ungarn am Start sind. Trotz verbesserter Leistung konnte im Ranking schon Mal ein Platz verloren gehen. Dies passierte zum Beispiel Sascha Goldmann in der MP 50. Er benötigte zwei Würfe weniger als in der Eröffnungsrunde und rutschte dennoch in seiner Divisionen einen Platz nach unten.

Auch Lucca Seipenbusch in der gleichen MP 50-Division wie Goldmann rutschte – sogar um vier Plätze von acht auf zwölf – ab, obwohl er an beiden Tagen das gleiche Rundenergebnis (65) erzielt hatte.

Pechvogel des Tages

Am Vortag wurde Oliver Möllemann vom Autor auch dieses Textes noch zum „Man of the German Team“ der ersten Runde erklär. 24 Stunden später hat der Berliner sich einen weniger schmückenden „Titel“ besorgt – er war der Pechvogel des Tages. Was war passiert?

Ich bin auf der Bahn acht, an der es eine leichte Handlage gibt, hochgegangen. Als ich mich oben umdrehe, bleibt mein Fuß hängen und der Körper bewegt sich weiter. Es war so schmerzhaft, dass ich zunächst dachte, die Bänder wären durch“, berichte Möllemann, der sich trotz Schmerzen zusammenriss und weiterspielte. An Bahn elf gelang ihm schon wieder ein Par-Spiel und später sogar zwei Birdies (Bahnen 15 und 17). „Ich habe tatsächlich drei oder vier Bahnen gebraucht, bis ich wieder halbwegs dabei war. Mein Ziel will ich aber nicht aufgeben – ich will Samstag in der Finalrunde dabei sein“, so der kämpferische Spieler der Potsdamer Hyzernauts.

Der Berliner Oliver Möllemann knickte an Bahn acht um, biss auf die Zähne und spielte durch. Im Ziel gab es allerdings nicht einmal ein Kühlpad für den Verletzten, so dass er statt sich mit einem Schluck Bier zu trösten, die kalte Dose zum Kühlen des Fußes verwenden musste.

Mit diesem Handikap konnte der Berliner, der vor dem Umknicken bei drei unter Par lag, natürlich nicht mehr an die starke Leistung aus der ersten Runde anschließen. Insgesamt verlor er noch zehn Würfe und deshalb auch sechs Plätze im Ranking – er ist zur Halbzeit der Europameisterschaft Zehnter in der Division MP 55.

Weniger Länge und mehr Präzision

In der Ü 55 zog der Bayer Werner Riebsel an Oliver Möllemann vor bei und belegt nach zwei von vier Runden den fünften Platz, weil er die richtigen Schlüsse aus seiner 64er Runde am Mittwoch zog. Der Spieler von Disc Golf München nahm das Tempo aus seinem Drive: „Ich habe nicht mehr auf Länge, sonder mehr auf Präzision gesetzt.“ Damit sparte er sich zum Vortag immerhin drei Würfe (61er Runde) ein.

Ein früherer Konkurrent von Alexander Müller hatte es angekündigt (siehe: Ein heißer erster Tag bei der EDGM-Championship) und fremden Worten ließ der Augsburger Taten folgen. Im Vergleich zur ersten Runde verbesserte sich Müller um elf (!) Würfe, so dass er auf Platz 14 – nur einen Wurf hinter der Qualifikation für die Finalrunde – vorrückte.

Christine Hellstern wahrte in der FP 50, in der nur fünf Frauen ins Finale gelangen, ihre Treppchenchancen. Sie spielte einen Wurf besser als am Mittwoch und rückte damit von Platz fünf auf Rang vier vor. Die Estin Heidi Talumaa auf Rang drei ist lediglich zwei Würfe entfernt. Die Baden-Württembergerin zeigte sich nach der Runde kämpferisch: „Ich bin zu 75 Prozent zufrieden. Platz drei ist noch drin.“ Die aktuell Zweite der FP 40, die mit Hellstern befreundete Schweizerin Natalie Holloköi stichelte, um den Ehrgeiz von Hellstern zu steigern: „Bei der Vier ins OB werfen – dass muss man können.“

Wolfgang Kraus weiterhin auf einem Medaillenplatz

Die Führenden in der MP 60 (v.l.n.r): Carlos A. Rio (Spanien, Platz zwei), Jari Niskanen (Finnland, Platz vier), Hans Tegebäck (Schweden, Platz eins) und Wolfgang Kraus (Deutschland, Platz drei).

Der Hesse Wolfgang Kraus konzentrierte sich nur auf sein Spiel, denn kurz vor dem Approach auf der abschließenden bahn 18 sagte er: „Die Runde fühlt sich gut an. Hoffentlich zeigt sich das nachher im Ergebnis, denn ich weiß nicht, wie der Zwischenstand ist.“ Tatsächlich war nicht nur dieser sondern auch der Endstand zur Halbzeit der EM für den Treburer positiv. Er verteidigte Platz drei und sitzt durch seine um drei Würfe verbesserte Runde dem Zweiten seiner Ü 60-Division, Carlos A. Rio, der die Führung abgab, nun im Nacken. Auf ihn machte Kraus vier Würfe in Runde zwei gut.

In der Ü 50 ließ sich Martin Dörken von der Verletzung in seinem Wurfarm nicht bremsen. Auch er spielte eine 61er Runde und warf damit das deutsche Tagesbestergebnis. Konsequenz: Dörken rückte um drei Ränge auf Platz neun vor. Obwohl Lucca Seipenbusch genau das gleiche Rundenergebnis wie am Vortag erzielte, rutsche der Scheibensucher von acht auf zwölf ab. Auch Sascha Goldmann bekam zu spüren, wie stark die MP 50 ist, denn er verbesserte sich um zwei Würfe, verlor aber einen Platz und ist nun am Position 17 notiert.

Platz vier verteidigt, aber zugleich zwei Würfe gutgemacht und auch verloren

Es lief für Antonia Faber von den Hyzernauts Potsdam am zweiten Turniertag nicht optimal. Dies lag weniger an der Deutschen, sondern eher an der extrem starken Konkurrenz in der weiblichen Ü 40. Faber spielt eine 67er Runde (zwei Würfe weniger als am Vortag) und verlor doch zwei Würfe (Abstand nun drei Würfe) auf den anvisierten dritten Rang. Sie blieb Vierte.

Nathali Palencia Martin machte in der gleichen Division durch einen Wurf weniger als am Vortag zwei Plätze im Ranking gut. Sie ist nun 14. In die andere Richtung ging es für Daniela Host, die einen Wurf mehr als am Mittwoch benötige. Sie rutschte von Platz 16 auf Rang 19 ab.

„Ich bin nicht zufrieden“, rief der Kölner Ralf Hüpper dem Berichterstatter gleich entgegen. Der Grund: „Ich habe heute total schlecht geputtet.“ Deshalb benötige „Ralle“ vier Würfe mehr und rutschte mit insgesamt zwei unter Par sieben Plätze ab. Etwas besser machte es Jörg Eberts, auch er in der MP 40 an der Scheibe. Mit einem Wurf mehr als am Vortag ging es für den Ostdeutschen allerdings runter auf den zehnten Platz.

    Gesamtwertung in der 2. Runde
2. Runde Div. Platz in der Division Anzahl der Würfe zu Par Anzahl der Würfe zu Par Bahnen unter Par Par Bahnen über Par
Jörg Eberts MP 40 10. 123 -7 62 -3 5 11 2
Werner Riebesel MP 55 5. 125 -7 61 -5 6 11 1
Wolfgang Kraus MP 60 3. 125 -5 61 -5 6 11 1
Ralf Hüpper MP 40 18. 128 -2 66 +1 5 8 5
Martin Dörken MP 50 9. 129 -1 62 -3 6 9 3
Lucca Seipenbusch MP 50 12. 130 0 65 0 3 12 3
Oliver Möllemann MP 55 10. 132 0 71 +5 5 7 6
Alexander Müller MP 55 14. 133 +1 61 -5 8 8 2
Antonia Faber FP 40 4. 136 +4 67 +1 4 10 4
Sascha Goldmann MP 50 17. 138 +8 68 +3 4 9 5
Nathali Palencia Martin FP 40 12. 149 +17 74 +8 0 11 7
Christine Hellstern FP 50 4. 149 +7 74 +3 2 12 4
Daniela Host FP 40 19. 155 +23 78 +12 0 9 9

Der Zwischenstand in den Divisionen zur Halbzeit

MP 40: Karl Johan Nybo ließ seiner -11 eine -6 in der zweiten Runde folgen, was den Dänen von der Spitze auf den mit dem Finnen Tapani Aulu geteilten dritten Rang abgleiten ließ. Neuer Spitzenreiter ist zur Halbzeit mit insgesamt -19 (111 Würfe) der Schwede Anders Swärd. Der Finne Mika Laikko rückte durch eine 53er (!) Runde auf Platz zwei vor. Gestern noch Dritter spielte der Norweger Ron Kaspersen heute zwei über Par, was ihn auf Rang 14 abstürzen ließ.

FP 40: Nur die Estin Kaire Tekku liegt auch nach zwei Runden noch unter Par, weshalb sie natürlich an der Spitze bleibt. Allerdings machte Natalie Holloköi einen Wurf auf die Finnin gut, so dass die Schweizerin, die insgesamt Par gespielt hat, nur noch zwei Würfe zurück liegt. Dritte ist nach zwei Runden die Finnin Hannele Määttä, die mit einer 64er Runde das beste Divisionsergebnis des Tages spielte und zwei Ränge hoch stieg. Platz vier ist geteilt. Mit zwei Wurürfen Abstand zu Platz drei folgen Katka Bodová aus der Slowakei und Antonia Faber aus Deutschland.

MP 50: Jonas Hälleblad aus Schweden liegt auch nach zwei Runden auf der Pool-Position. Mit -13 hat er fünf Würfe Vorsprung auf den neuen Zweiten Mehdi Boukarabila aus Frankreich. Dritter ist vor der abschließenden Vorrundenrunde am Freitag der von Platz zwei abgerutschte Schwede Johan Ålund. Der Finne Ville Piippo und der Schweitzer Martin Jenny, nach Runde eins beide auf Platz drei notiert, verloren einen beziehungsweise zwei Plätze.

FP 50: In der zweiten Runde spielte die Führende Kristiina Sylman aus Finnland drei über Par und muss sich deshalb vor der dritten Runde den Spitzenrang mit ihrer Landsfrau Kirsi Kaikkonen teilen. Beide stehen bei zwei über Par. Dritte ist die Estin Heidi Talumaa und auf Platz vier folgen gemeinsam die Schweizerin Karin Rubin und die Deutsche Christine Hellstern.

MP 55: Durch eine 59er Runde (-7) spielte sich der Schwede Richard Kappling zur Hälfte des Turniers auf die erste Position, die er sich mit dem Dänen Al Fleming teilen muss. Dritter ist nach 36 Bahnen der Schwede Christer Christiansson, der sich von Rang sieben hochspielte. Auch dieser Rang ist geteilt, denn der Norweger Egil Sætren ist gleichfalls Dritter. Bei der Titelvergabe wollen auch der Belgier Jean-Louis Tanghe und durch eine starke zweite Runde auch der Deutsche Werner Riebesel ein Wörtchen mitreden.

MP 60: Überraschend übernahm in der zweiten Runde der Schwede Hans Tegebäck mit einer 58er Runde (-8) die Spitzenposition. Zuvor war er mit vier Würfen Rückstand Zweiter. Sein Erfolg wurde begünstigt durch eine 65er Runde des Titelfavoriten Carlos A. Rio am zweiten Tag. Dritter ist nach einer 61er Runde der Deutsche Wolfgang Kraus, der dem Finnen Jari Niskanen in der zweiten Runde zwei Würfe abnahm. Ins Titelrennen könnten mit einer außergewöhnlichen Leistung an den beiden Schlusstagen auch noch der Brite Derek Robins (sechs Würfe zu Rang drei) und der Finne Juha Pohjalainen (acht Würfe zu Rang drei) eingreifen.

MP 65: Der Schweizer Paul Francz zieht einsam bei den Oldies seine Kreise. Nach zwei Runden führt er mit -12 und sechs Würfen Vorsprung auf den Finnen Matti Alen. Dritter ist – einen Wurf weiter zurück – der Norweger Terje Rørmark, der von Platz zwei abrutschte. Der Schwede Olle Samuelsson (Vierter mit zwei Würfen Rückstand auf den Dritten) und Esko Jokinen aus Finnland, der auf Rørmark drei Würfe gut machen muss, haben sicherlich noch Chancen auf das Ü 65-Treppchen zu steigen.

Vor dem Putt an der Bahn sechs ordnet Ralf Hüpper zunächst einmal die Ketten.

Es bleibt spannend in Szarvas

Nicht nur aus deutscher Sicht bleiben die Discgolf-Europameisterschaften 2023 nach zwei von vier Runden sehr spannend. Der Titel scheint nur bei den Oldies vergeben. In allen anderen Klassen ist noch viel möglich – auch für einige Deutsche. Heute kommt es einerseits zum Cut und andererseits zur Vorentscheidung, wer am Samstag im Finale auf das Leaderboard notiert. Ob, wie vom Verband erhofft, alle Deutschen den Sprung ins Finale schaffen, ist wenig wahrscheinlich. Erfolgreich ist das Team im Vergleich zum deutschen Team in Tallinn bei der Junior*innen und Open-Euro aber jetzt schon. In Estland schafften es nur drei von zehn Deutschen in die Finalrunde. In Ungarn dürften es sicherlich mehr als 30 Prozent der teilnehmenden DGA-Mitglieder sein.