von Frank Neitzel
Teil 3: Smart Play – smarte Optionen für kluge Köpfe
Mit den neuen Regeln sind auch einige Wahlmöglichkeiten hinzugekommen, durch die Spieler ihre Position verbessern oder Turnierdirektoren für einen reibungsloseren Turnierablauf sorgen können.
Smart Play für Spieler: Optionen zur Schadensbegrenzung
Aufgegebene Würfe – wenn zum Unglück auch noch Pech hinzukommt (809.01)
Eine Option, die bereits in den 2013er Regeln vorhanden war, wurde jetzt umbenannt: statt ‚optionale Wurfwiederholung‘ heißt sie nun ‚aufgegebener Wurf‘ (Abandoned Throw). Ein Spieler kann jederzeit seinen letzten Wurf wiederholen. Dies kostet ihn neben dem ‚aufgegebenen‘ Wurf einen Strafwurf. Strafwürfe aus dem aufgegebenen Wurf verfallen.
Diese Option zu wählen ist dann sinnvoll, wenn der letzte Wurf einen Strafwurf nach sich zieht (etwa wegen OB) und gleichzeitig in einer Verschlechterung der Lage resultiert. Beispiel: ein Spieler puttet von 8m oberhalb eines Korbes den Hang hinunter, verfehlt sein Ziel und übertritt nach dem Wurf. Die Scheibe kommt 15 m unterhalb des Korbs zum Liegen. Nach Gruppenentscheid erhält er einen Strafwurf für sein Übertreten und muss von 15m unterhalb weiterspielen. Stattdessen gibt der Spieler seinen letzten Wurf auf und wiederholt ihn mit ebenfalls zwei Würfen mehr auf dem Konto aber von einer besseren Lage.
Optionale Erleichterung: eine echte Erleichterung (803.02 D,E)
Interessanter noch als die Option des aufgegebenen Wurfs dürfte die der optionalen Erleichterung sein. Darunter versteht man das unbegrenzte Zurückgehen auf der Spiellinie bis zu einem Punkt, der dem Spieler am günstigsten erscheint. Diese Möglichkeit kann wie bisher jederzeit unter Inkaufnahme eines Strafwurfs in Anspruch genommen werden. Neu ist jedoch, dass sie nach einem Wurf ins Aus oder nach einem Strafwurf aufgrund der 2 m-Regel ab nun straffrei ist.
Besonders bei der 2 m-Regelung wird die optionale Erleichterung in der überwiegenden Zahl der Fälle eine Besserstellung bedeuten, ist doch zu erwarten, dass sich die Lage direkt unter Ästen oder sogar in einem Baum befindet.
Aber auch ein OB ist oft durch einen Zaun abgegrenzt und durch die straffreie Erleichterung lässt sich unter Umständen ein größerer Abstand zu dem Hindernis erhalten.
Auf jeden Fall lohnt es sich nun, bei OB- oder 2 m- Situationen die optionale Erleichterung immer im Hinterkopf zu behalten.
Wenn’s nur dem Kursdesign dient: Strafzone statt Aus (806.05)
Traditionell kam der altehrwürdigen Institution der Aus (OB)-Zone die Aufgabe zu, Bereiche des Kurses vom Bespielen auszuschließen, bei denen ein Betreten verboten oder gefährlich oder ein Spielen schwer oder gar unmöglich ist. In den letzten Jahren wurde das Aus aber zunehmend benutzt, um das Anforderungsprofil von Bahnen zu differenzieren und den Kurs insgesamt schwieriger zu gestalten. In der letzten Funktion bringt das Aus aber einige Nachteile mit sich: die Bestimmung des Punktes, an der eine Scheibe ins Aus geflogen ist, verlängert die Spielzeit, ebenso das Zurückholen der geworfenen Scheibe. Damit verbunden kann diese Bestimmung Diskussionen unter den Spielern verursachen, die ebenfalls Zeit kosten oder für schlechtes Klima sorgen. Dem lässt sich abhelfen, wenn das Turnier Spotter einsetzt, die diese Aufgaben übernehmen. Doch das bindet natürlich wieder Manpower, die oft besser anderswo eingesetzt würde.
Aus diesen Gründen ist die jetzt neu in die Regeln aufgenommene Strafzone (Hazard) für alle Turnierdirektoren die bessere Wahl, wenn es lediglich darum geht, Bahnen künstlich zu formen und schwieriger zu gestalten. Eine Strafzone wird bespielt wie der Spielbereich (inbounds) mit der Ausnahme, dass eine Scheibe, die in der Strafzone liegen bleibt, mit einem Strafwurf belegt wird. Für die Spieler bedeutet das Vorhandensein einer Strafzone statt einer Auszone in den meisten Fällen eine härtere Bestrafung, insbesondere wenn die Zone hinter dem Ziel liegt oder wenn sich innerhalb der Zone noch weitere Wurfhindernisse , wie etwa Bäume, befinden.
Muss oder möchte ein TD allerdings das Spielen in einer bestimmten Zone nicht zulassen, hat er aber noch weitere smarte Optionen, die für ihn besser sein können als das klassische Aus.
Optional für die Auszone: Spiel vom nächstgelegenen Punkt aus (806.02 D5)
So kann er die klassische OB-Regelung, wonach die im Aus gelandete Scheibe dorthin zurückgelegt werden muss, wo sie ins OB hineingeflogen ist, ergänzen oder sogar ersetzen (letzteres setzt freilich die ausdrückliche Genehmigung durch die PDGA voraus) durch die Regelung, dass von dem der Scheibe nächstgelegenen Punkt im Spielbereich (plus 1m senkrecht dazu) weitergespielt werden darf. Dies erspart gegebenenfalls den nötigen Spotter um den Punkt zu markieren, an dem die Scheibe ins OB geflogen ist. In normalen Fällen, nämlich wenn sich die OB-Zone vor dem Korb und seitlich zum Fairway befindet, ist diese Variante die für den Spieler günstigere, da er wahrscheinlich nicht so weit zurückgehen muss, wie bei der traditionellen.
Wenn der Strafwurf zu hart erscheint: Erleichterungszone (806.04)
Aber das ist noch nicht alles an neuen Optionen. Für den Fall, dass die mit einer OB-Zone verbundene Strafe für die vorliegende Situation zu hart erscheint (beispielsweise wenn die Zone, die nicht betreten werden soll , sehr klein ist und somit bei der Wurfplanung kaum zu berücksichtigen ist, oder sich am unteren Ende eines Abhangs befindet und somit unglücklich wegrollende Scheiben fängt) kann er die Zone als OB-Zone ohne Strafwurf spielen lassen, als sogenannte Erleichterungs-Zone (Relief Area).
Bei Freigabe durch den TD – direkt zur Drop Zone bei OB-Zone (806.02 G)
Gibt es bei einem Aus eine Drop Zone, kann der TD den Spielern erlauben, ohne zu werfen und unter Inkaufnahme von zwei Strafwürfen direkt zur Drop Zone gehen. Dies entspricht einem Wurf ins OB. Eine solche Regelung macht allerdings nur dann Sinn, wenn das Aus bereits beim Wurf vom Tee ins Spiel kommt ist. Sie kann jedoch angebracht sein, wenn verschiedene Divisionen den selben Kurs spielen und davon ausgegangen werden kann, dass die mit dem OB verbundene Herausforderung, etwa ein langer Wurf übers Wasser, in einigen Divisionen, etwa bei den Damen oder Legends, als problematisch erachtet werden muss.
Bei allen neuen Optionen wird eines für TDs immer wichtiger: klare Ansagen vor Beginn, welche Regelungen für das Turnier gelten sollen.